Ein Roboter ist nichts ohne den Menschen, der ihn programmiert. Je komplexer die Tätigkeit der Maschine wird, desto schwerer wird es aber, sie zu instruieren. Viele Industrieroboter sind heute so ausgefeilt, dass es kaum noch Spezialisten gibt, die sie entsprechend programmieren können. Entsprechend teuer sind diese Dienste. Das Start-up „Wandelbots“ aus Dresden hat eine Lösung: Es entwickelt intelligente Jacken, deren Träger einer Maschine etwas beibringen – ohne jede Programmier- oder IT-Kenntnisse. Industrieunternehmen sind von der Idee begeistert.

Eigentlich ist diese Jacke ein fast ganz normales Kleidungsstück. „Wir haben sie im Outdoor-Laden gekauft und dann für uns präpariert“, verrät Christian Piechnick. Der 32-Jährige ist einer der sechs Gründer von Wandelbots. Bei seinen Forschungen an der TU Dresden erkannte er ein Problem, das bislang die breite Durchsetzung von Robotern in Fabriken behindert: „Die Programmierung der Maschinen ist so teuer, dass sich nur wenige Anwendungen lohnen.“ Wandelbots lagert diesen Schritt deshalb aus.

In der präparierten Jacke stecken Sensoren und Aktoren, die jede Bewegung ihres Trägers registrieren. Die geben sie an einen Roboterarm weiter, mit dem der Mensch zusammenarbeitet. Solche Mensch-Maschine-Kollaborationen sind besonders in der Autoindustrie ein heißes Thema.

Erste Tests bei Volkswagen

Wandelbots testet seine Erfindung derzeit bei Volkswagen in Dresden, wo der elektrische E-Golf gebaut wird. Der Autohersteller wolle damit Projekte zur Automatisierung der Produktion schneller und deutlich günstiger umsetzen, sagt VW-Manager Marco Weiß.

Ein Arbeitsschritt ist die Montage des Lautsprechers in die Autotüre. Die ist wenig ergonomisch, denn der Arbeiter muss mit der einen Hand das Gerät halten, mit der anderen schrauben und sich dabei auch noch verdrehen. In Dresden hilft ihm jetzt ein Roboter, der den Lautsprecher festhält. Wie er sich dazu bewegen muss, hat er zuvor vom menschlichen Gegenüber gelernt. ‚“Unsere Software ermöglicht es, durch die Bewegungen des Menschen beim Roboter ein Programm zu generieren“, erklärt Piechnick den komplizierten Mechanismus dahinter. Der Mensch führt die nötigen Bewegungen einige Male aus – die Maschine nimmt sie über Sensoren auf, lernt daraus und kann künftig autonom arbeiten. Im Beispiel greift sie den Lautsprecher und hält ihn an die richtige Stelle.

„Wir müssen die Hürden für Roboter-Anwendungen niedriger setzen“, erklärt Piechnik. Bislang würden sich zwar auch viele mittelständische Firmen solche Maschinen leisten. Die Programmierung sei dann aber so teuer, dass die Potenziale nicht ausgeschöpft würden. „Noch wird deshalb vieles in Handarbeit erledigt, was Roboter viel besser könnten“, sagt der Jungunternehmer.

Jacke nicht auf speziellen Roboterhersteller angewiesen

Mit seiner intelligenten Jacke könnte sich das ändern. „Die funktioniert unabhängig vom Hersteller des Roboters“, erklärt Piechnick. Und die Anwendung sei nicht nur in Kollaboration denkbar. Entsprechend trainierte Robos könnten auch alleine arbeiten. Derzeit testet Wandelbots seine Erfindung in unterschiedlichen Industrieunternehmen für verschiedene Anwendungen.

„Das ist völliges Neuland. Bislang hat noch niemand eine solche Idee umgesetzt“, erzählt Piechnick. In neun Monaten rechnet er mit der Marktreife der Idee. Dann sollen die Jacken verkauft werden. Die dazugehörige Software will Wandelbots als Lizenz anbieten.

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