Das Laden an öffentlichen Ladesäulen bleibt teuer und könnte die Verkehrswende ausbremsen. Das ist das zentrale Ergebnis des aktuellen Ladesäulenchecks von Lichtblick und Statista. Trotz sinkender Energiepreise zahlen E-Autofahrende für das Laden unterwegs weiterhin mehr als Verbrennerfahrende fürs Tanken. Im Schnitt kostet eine 100-Kilometer-Ladung an öffentlichen Normalladepunkten demnach 10,45 Euro und beim Schnellladen 12,06 Euro – mehr als die durchschnittlichen Tankkosten von 10,21 Euro für Benzin.
Dass die Preise an Ladesäulen „nun ein Niveau erreicht haben, auf dem sie die Tankpreise auch langfristig übersteigen, ist für die Verkehrswende ein herber Rückschlag“, erklärte Markus Adam, Chefjurist von Lichtblick. Bleibe das Preisniveau so hoch, drohe die Elektromobilität an Akzeptanz zu verlieren. Der Verband der Automobilindustrie hatte kürzlich in einem Positionspapier ebenfalls hohe Ladepreise an öffentlichen Ladepunkten als einen der zentralen Stolpersteine der Elektromobilität identifiziert.
Fehlender Wettbewerb durch lokale Monopole
Lichtblick sieht die Ursache für die hohen Preise im fehlenden Wettbewerb. Viele Ladepunkte werden von lokalen Energieversorgern betrieben, die mit Netzbetreibern verbunden oder selbst Netzbetreiber seien. Drittanbieter hätten kaum Zugang zum Markt und müssten teils bis zu 194 Prozent höhere Entgelte zahlen als Kunden der Betreiber. Auch das Roaming-Modell, auf das Drittanbieter zurückgreifen müssen, schaffe keinen fairen Wettbewerb – insbesondere wegen zusätzlicher Gebühren. Ad-hoc-Laden sei ebenfalls keine Alternative, da es oft deutlich teurer sei.
Durchleitungsmodell als Lösung?
Als Ausweg schlägt Lichtblick abermals das sogenannte Durchleitungsmodell vor: Jeder Energieversorger soll das Recht erhalten, seinen Strom über öffentliche Ladepunkte zu leiten. Die Betreiber erhielten dafür ein Nutzungsentgelt, das Betrieb und Investitionen abdeckt. Der Ökostromanbieter wirbt schon lange für die Einführung dieses Modells. Es soll Marktpreise ermöglichen, die Ladeinfrastruktur unabhängig von politischer Förderung machen und für Kunden mehr Transparenz bei Preisen und Stromqualität schaffen.
„Weil Wettbewerb im derzeitigen Modell systematisch verhindert wird, rechnen wir damit, dass die Preise an öffentlichen Ladepunkten auch in Zukunft überhöht bleiben“, erklärte Lichtblick-Chefjurist Adam. Nur mit einem Systemwechsel könne die Elektromobilität dauerhaft bezahlbar bleiben.