Das eine Modell steht für die Neuinterpretation eines Klassikers, das andere für eine komplette Neuausrichtung des Automobilbaus. Zwei andere Kandidaten zeigen auf, dass Elektroautos höchst unterschiedliche Charakter haben können. Und dann gibt es noch ein Traum-Auto alter Schule, auf Höchstleistung und Fahrfreude getrimmt, mit viel Ingenieurskunst und handwerklicher Perfektion optimiert.

Fünf höchst unterschiedliche Autos hatten sich in der Vorausscheidung für das „German Car of the Year“ aus 72 nominierten Neuerscheinungen des Jahres als Klassensieger herauskristallisiert: Der neue VW Golf (Kompaktklasse) und der VW ID.3 (Kompakt Premium), dazu der Honda e (New Energy) und der Polestar 2 (Luxury) sowie der BMW Alpina B3 (Performance) – ein allradgetriebener Sportler auf Basis des Dreier-BMW mit 340 kW (462 PS) Leistung und 700 Newtonmeter Drehmoment, aber auch einem CO2-Ausstoß von 228 Gramm pro Kilometer und somit vom Gesetzgeber in Effizienzklasse F eingestuft.

Die Juroren – 18 Motorjournalisten, darunter der Autor als Repräsentant von EDISON – trafen sich jetzt bei dem Entwicklungsdienstleister KST in Bad Dürkheim, um die Finalisten zu feiern – und anschließend auf den kurvenreichen Straßen des Pfälzerwalds und auf dem (abgesperrten) Flugplatz des Weinortes noch einmal auf Effizienz und Verarbeitungsqualität, Komfort, Dynamik und andere Parameter zu testen. Keine leichte Aufgabe – die aber reizvolle Perspektiven aufzeigte. Etwa beim Beschleunigungsrennen erst mit dem Alpina Bi-Turbo und dann mit dem vollelektrischen Polestar 2. Oder beim direkten Vergleich des neuen teilelektrischen VW Golf GTE und dem neuzeitlichen Schwestermodell ID.3 First. Obwohl aus dem gleichen „Stall“ und Modelljahr, haben beide doch nur wenig gemein, abgesehen vom Firmenlogo und dem gleichen, etwas gewöhnungsbedürftigen Bediensystem.

„Elektromobilität ist auf dem Vormarsch“

Wer aus dem Wettmessen als Gesamtsieger hervorging, wird erst am 16. November verraten. Die angereisten Repräsentanten der Finalisten, darunter der Präsident von Honda Deutschland, Nozomu Yamashiro, und der Chef von Polestar Deutschland freuten sich erst einmal über die jeweiligen Klassensiege.

Der Honda e, versicherte Yamashiro, sei zentrales Element der Elektrifizierungsstrategie seines Unternehmens. Mit dem neuen Honda Jazz Hybrid und dem CR-V Hybrid habe man inzwischen noch weitere Eisen im Feuer.

Und Polestar-Manager Lutz wertete die Tatsache, dass unter den fünf Finalisten immerhin drei Stromer landeten, als Beweis für die Antriebswende auf dem deutschen Automobilmarkt. Die Elektromobilität sei klar auf dem Vormarsch.

Honda e und Polestar fast schon ausverkauft

Das belegen auch die aktuellen Zahlen: Das Jahreskontingent des Honda e für Deutschland ist fast schon ausverkauft. Und sputen muss sich auch, wer sich noch in diesem Jahr und zu dem verringerten Mehrwertsteuer-Satz von 16 Prozent einen Polestar 2 sichern, muss sich sputen: Die „vierstellige Zahl“ von Bestellungen, die für das Fahrzeug bislang aus Deutschland eingegangen sind, dürften kurz vor Weihnachten abgearbeitet sein, deutete Polestar-Geschäftsführer Lutz an. Neue Autos gebe es dann erst wieder im neuen Jahr. Immerhin: Wer jetzt noch bestellt und das Auto aufgrund der Lieferzeit erst im kommenden Jahr erhält, wird laut Lutz noch in den Genuss des verringerten Mehrwertsteuer-Satzes kommen.

Klare Indizien für die Antriebswende im Automobilbau hat auch Professor Gerhard Reiff, der geschäftsführende Gesellschafter von KST: Die Motorenprüfständen des Unternehmen werden inzwischen zu 70 Prozent durch Antriebe von Elektroautos belegt. Die Autoindustrie lässt hier unter anderem die Dauerhaltbarkeit der Motoren unter erschwerten Bedingungen und unterschiedlichsten Außentemperaturen testen, aber auch neue Hochgeschwindigkeits-Antriebe mit Drehzahlen von bis zu 20.000 Umdrehungen in der Minute. Stand der Technik heute sind Elektromotoren mit 16.000 Umdrehungen. KST rüstet sich zudem für die Wasserstoff-Technik. Reiff sieht einen Bedarf von rund 10 Millionen Brennstoffzellen für den Einsatz allein in Nutzfahrzeugen und im Güterfernverkehr auf der Straße: Die Arbeit geht nicht aus.

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