Das Opel-Werk in Rüsselsheim ist eine Stadt für sich: Mit einer Fläche von fast 1,5 Millionen Quadratmetern ist es fast so groß wie das Fürstenturm Monaco. Doch während dort immerhin knapp 40.000 Menschen leben, beschäftigt das hessische Automobilwerk inzwischen nur mehr 9800 Menschen, davon rund 2000 in der Produktion – Tendenz fallend. Denn Opel ist schon lange nicht mehr selbständig, nach 88 Jahren im Besitz von General Motors ist das einstige Familienunternehmen heute Teil des multinationalen Stellantis-Konzerns, dessen Chef Carlos Tavares als „Costkiller“ berühmt-berüchtigt ist.
Personalabbau auch in Rüsselsheim
So soll Opel an seinen verbliebenen Opel-Standorten Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern wegen zu hoher Lohnkosten und geringer Auslastung der Kapazitäten in den kommenden Jahren noch einmal 1000 Arbeitsplätze abbauen, wurde dieser Tage bekannt. Und vom riesigen Opel-Gelände soll nur noch ein Torso übrig bleiben: 112 Hektar Fläche stehen zum Verkauf. Ebenso wie das Adam-Opel-Haus, die moderne Opel-Zentrale. Da die Mitarbeiter der Verwaltung inzwischen bis zu 70 Prozent ihrer Arbeitszeit im Home Office verbringen dürfen, ist auch dieses Gebäude inzwischen völlig überdimensioniert.
Da half auch nicht, dass Stellantis inzwischen sämtliche Vertriebsmitarbeiter der Marken PSA (Peugeot, Citroen, DC) und von Fiat Chrysler im Adam-Opel-Haus ein quartiert hat und seit Ende vergangenen Jahres auch den neuen Crossover DS 4 in Rüsselsheim vom Band laufen lässt – auf einer Linie mit dem neuen Opel Astra, der die gleiche EMP2 genannte Multi-Energy-Plattform aufbaut. Zum einen ist die Premiummarke DS noch im Aufbau – das Modellangebot umfasst derzeit neben dem Ds 4 nur drei andere Modelle. Entsprechend bescheiden sind die Absatzzahlen: In diesem Jahr kommt die Marke mit einem Absatz von nur 1656 Autos (Stand Ende August) bislang nur auf einen Marktanteil von 0,1 Prozent. Das ist in etwa die Größenordnung der Premiummarke Lexus von Toyota.
40 Autos in der Stunde
Und die Produktion in Rüsselsheim läuft gerade auch alles andere als rund: Selbst im Einschichtbetrieb und trotz der gemeinsamen Produktion mit Opel sind die Fertigungskapazitäten mi einer Produktion von 40 Autos in der Stunde bei weitem nicht ausgelastet. Weil immer wieder wichtige Komponenten fehlen oder – wie bei unserem Besuch – ein Roboter in der Lackiererei streikte. Mit ähnlichen Problemen haben derzeit allerdings alle Autohersteller zu kämpfen. Mit der Einführung einer zweiten Schicht sollen die Fertigungszahlen in den kommenden Monaten allerdings deutlich steigen.
Lukas Dohle, der Geschäftsführer von DS Automobiles Deutschland, zeigte sich bei der Besichtigung der Produktion auch deshalb sehr zuversichtlich. Insbesondere mit Blick auf die Elektrifizierungsstrategie der Marke. Bereits heute werde jedes zweite Fahrzeug als Teil- oder Vollzeitstromer, als Plug-in oder Batterieauto verkauft. Ab 2024 werden nur noch rein elektrische Modelle auf den Markt gebracht. Unter anderem gibt es dann den DS 4 – wie den Opel Astra und den Peugeot 308 – als Vollstromer mit 52 kWh-Akku und 115 kW (156 PS) Antriebsleistung, wie zu hören ist. Und bis 2025 sollen die letzten Benziner aus dem Modellprogramm verschwunden sein. Die Marke schwimmt auf der grünen Welle und weiß das gut zu monetarisieren: Die Gewinnspannen, deutet Dohle an, sind bei DS deutlich höher als bei den Schwestermarken.
Audi- und BMW-Kunden im Visier
Pariser Chic hat halt seinen Preis. Und die Exklusivität der Marke lockt Kunden, „die es leid sind, den dritten A4 zu bestellen“, wie es der DS-Geschäftsführer formuliert. Vor allem bei Audi und BMW könne die Marke „wildern“, sprich: neue Kunden gewinnen. Vor allem bei vielen selbständigen Unternehmern, die ihre eigene Car Policy fahren und sich Pariser Luxus Savoir-faire leisten.
Jetzt muss nur noch die Produktion in Schwung kommen.