Eigentlich sollte die Rettungsaktion #savesion noch bis zum 28. Februar laufen. Doch schon eine Woche vor dem Ende der Kampagne zeichnete sich ab, dass das Ziel in den verbleibenden Tagen des Monats nicht mehr zu erreichen war – insgesamt 104 Millionen Euro von Investoren einzusammeln. Die Summe wäre nach Angaben der Unternehmensgründer nötig gewesen, um das Solarelektrische Auto (SEV) Sion zur Serienreife zu bringen. Tatsächlich aber kamen nur gut 50 Millionen Euro zusammen.
Am Freitagmittag (24. Februar) gab das an der US-Technologiebörse Nasdaq notierte Unternehmen deshalb bekannt, dass das Sion-Programm mit sofortiger Wirkung eingestellt wurde. Statt dessen will sich die Sono Group nun ausschließlich auf die Nachrüstung und Integration ihrer Solartechnologie in Fahrzeuge von Drittanbietern konzentrieren. Mehrere große Investoren hatten dafür schon vor Wochen plädiert.
Das Ende des Sion-Programms unter dem Dach von Sono Motors ist nicht nur eine große Enttäuschung für die Fans des praktischen wie originellen Elektroautos, das einen Teil seiner Antriebskraft mithilfe von Solarzellen auf der Karosserie gewinnen sollte. Mehr als 45.000 Menschen hatten das Solarmobil in den zurückliegenden zwei Jahren reserviert und vorbestellt, teilweise auch schon Anzahlungen geleistet. Dieses Geld soll nun ab Mai zurückgezahlt werden – in mehreren Raten und zusamen mit einem nicht näher bezifferten Bonus als eine Art Verzinsung. Die Zahlungszusagen, die seit dem Start der Rettungskampagne #savesion am 8. Dezember getätigt wurden, wird Sono Motors logischerweise nicht einziehen.
300 Beschäftigte verlieren die Arbeit
Gravierendere Folgen hat das Aus des Sion-Programm für 300 Beschäftigte des Unternehmens, die nun nicht mehr benötigt werden. Auch der COO, der frühere Nissan- und DaimlerChrysler-Manager Thomas Hausch, ist nun arbeitslos – er trat am Freitag von seinem Posten zurück. „Leider endet meine Aufgabe bei Sono Motors, das erste erschwingliche Solar-Elektroauto zu bauen“, erklärte er dazu. „Ich bin persönlich überzeugt, dass wir früher oder später viele SEVs auf der Straße sehen werden, auch ohne den Sion.“
Möglicherweise wird es auch den Sion noch auf die Straße schaffen – unter einm anderen Hersteller und Markennamen. Denn Sono Motors beabsichtigt das Sion-Programm zum Kauf anzubieten. Denn im Rahmen des Validierungs- und Testprogramms habe sich gezeigt, dass das Konzept funktioniere.
Sono Motors aber will sich mit dem Rest der Belegschaft und mit Fördermitteln der Europäischen Union nun auf die Weiterentwicklung und Vermarktung der Solartechnologie konzentrieren. Die patentierte Hardware, Leistungselektronik und Software würde heute bereits von 23 Geschäftspartnern in Europa, Asien und den USA eingesetzt. Mitsubishi Motors, MAN Trucks und Scania sowie der Kühlfahrzeug-Spezialist Chereau wollen die Technik nutzen, um den Energieverbrauch ihrer Busse, Lastwagen und Auflieger zu reduzieren.
Lightyear will weitermachen
Bei Pkws jedoch scheint das noch nicht so ganz zu funktionieren: Der niederländische Solarauto-Hersteller Lightyear hatte kurz nach dem Jahreswechsel Insolvenz anmelden und die Produktion des Luxus-Stromers Lightyear Zero stoppen müssen. Diese Woche teilte das Unternehmen zwar mit, die Mission fortsetzen zu wollen – mit einer neuen Gesellschaft und mit voller Konzentration auf den Lightyear 2, ein kompakteres Solar-Elektrofahrzeug „für ein breiteres Publikum“. Angepeilt war hier ein Verkaufspreis unter 40.000 Euro.
Zur Erinnerung: Der etwas kleinere Sono Sion sollte 29.990 Euro kosten.