Ging es früher um Leistungsdaten, Verbräuche und große Emotionen, ist im Hause BMW auf die IAA die große Nüchternheit eingekehrt. Auf der IAA Mobility – erstmals am BMW-Standort München – ausgetragen, wollen sich die Bayern nicht vorwerfen lassen, es mit dem Thema Nachhaltigkeit nicht ernst zu nehmen. So wird auf der Mobilitäts-Messe neuen Typs die Studie „i Vision Circular“ vorgestellt, die nicht nur einen Ausblick auf die neue Designsprache von BMW geben soll. Sie soll auch demonstrieren, dass sich Umweltschutz, Nachhaltigkeit und automobile Mobilität keinesfalls ausschließen, sondern im Gegenteil gut ergänzen.

Optisch ist der BMW kaum mehr als solcher zu erkennen. Zum einen, weil der vollelektrische i Vision Circular keine klassische Motorhaube mehr besitzt und deshalb wie ein Mikrovan daherkommt. Der Viersitzer bietet so maximalen Nutzraum auf kleinster Verkehrsfläche. Und die Designer haben – bewusst oder unbewusst – alles getan, um die Verbindung zur Markenhistorie zu kappen. Der klassische Kühlergrill mit der BMW-typischen Doppelniere ist verschwunden – sie hat sich aufgelöst oder, je Sichtweise, über die gesamte Front ausgebreitet, die nun mit den integrierten Scheinwerfern eine große Kommunikations- und Projektionsfläche ist.

Kreisläufer
Das Konzeptauto i Vision Circular besteht komplett aus recycelten Materialien – und soll am Ende des Lebenszyklus auch leicht wiederverwertbar sein. Foto: BMW

Am Heck des Viertürers gibt es ebenfalls eine mächtige Lichtfläche, die das BMW-Logo einfasst und die große Heckklappe mit aufgesetzter Dachantenne abschließt. Wilder denn je geht es im Innern der Konzeptautps zu: Die zentrale Bedieneinheit in der Mitte der Armaturentafel könnte auch aus einem Star-Trek-Film stammen. Ähnliche Bedieneinheiten und Designelemente gibt es in den Türen und im Lenkrad. Die Sitze im Sofadesign der 1970er Jahre sind, wie es sich heute gehört, ebenso wie das Interieur aus recycleten Materialien hergestellt. Die Kopfstützen wirken vorne wie hinten als Kissen mit integrierten Lautsprechern, sodass jeder seine individuelle Beschallung einstellen kann.

Basis für die Evolution des BMW-Designs

Ob BMW im Jahre 2040 noch Autos produzieren wird, lässt sich derzeit nicht absehen. Aber nachdem sich einige Wettbewerber wie Mercedes.Benz wegen der mageren Renditen schon aus dem Kleinwagensegment verabschiedet haben, scheinen die Münchner noch an kompakten Premiumfahrzeugen zu arbeiten. Denn wie es heißt, soll die Studie nach der IAA nicht gleich im Museum verschwinden, sondern Basis für eine Weiterentwicklung bis hin zur Serienreife in 20 Jahren sein – mit hoffentlich modifiziertem, weniger extravagantem Design.

Hilfe, die Klingonen kommen
Die Bedieneinheit in der Mitte der Cockpit der Armaturentafel könnte auch aus einem Star-Trek-Film stammen. Ähnliche Schalt- und Designelemente gibt es in den Türen und im Lenkrad. Wie sie bedient werden, erschließt sich noch nicht. Foto: BMW

Aber zunächst geht es mal um ganz andere Dinge als um den Verkauf. „Der BMW i Vision Circular zeigt, wie umfassend und konsequent wir nachhaltige Mobilität denken. Er steht für unseren Anspruch, Vorreiter bei der Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft zu sein. Denn die aktuelle Entwicklung von Rohstoffpreisen zeigt, mit welchen Auswirkungen eine Industrie rechnen muss, die von begrenzten Ressourcen abhängig ist“, erklärt BMW-Vorstandschef Oliver Zipse Sinn und Zweck der Fahrzeugstudie.

Ziel ist ein zu 100 Prozent recycelbares Auto

Setzte BMW vor Jahren beim i3 und i8 mehr als jeder andere Autohersteller auf das ultraleichte, aber auch ultrateure und schwer zu recycelnde Material Karbon, so habe sich die Schwerpunkte mittlerweile deutlich verschoben. So besteht die Karosserie des BMW Konzepts nahezu komplett wieder aus recycleten Materialien wie Stahl, Aluminium, Kunststoff und Glas. Liegt der Anteil an wiederwendeten Komponenten bei den BMW-Fahrzeugen aktuell nur bei knapp 30 Prozent, so soll sich dies in den kommenden Jahren sukzessive auf 50 Prozent erhöhen.

Was theoretisch möglich ist, zeigt der i Vision Circular: Die Recycling-Quote der IAA-Studie liegt bei 100 Prozent. Sämtliche Komponenten stammen hier aus geschlossenen Materialkreisläufen. Das gilt auch für die Feststoffbatterie, die nicht nur völlig recyclingfähig ist, sondern auch aus bereits verwendeten Materialien hergestellt wurde. Selbst die Reifen bestehen aus nachhaltigem Naturkautschuk und besitzen eine leicht transparente Optik, denen zur Verstärkung farbige Gummipartikel beigemengt wurden. Na dann sollte es ja rund laufen.

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