Ford wird in Europa spätestens 2030, möglicherweise aber schon 2026 nur noch Personenwagen mit Stecker anbieten – also Batterieautos oder Plug-in-Hybride. Und die Lieferwagen von Ford werden schon ab 2024 nur noch als Ganz- oder Teilzeitstromer erhältlich sein. Der letzte Verbrenner wird auch hier im Jahr 2030 aus dem Lieferprogramm geworfen, gab das Unternehmen heute bekannt.
Damit reagiert der US-Autokonzern auf den wachsenden Druck durch die immer strenger werdenden CO2-Flottenziele in der EU, aber auch in anderen Regionen der Welt. Sie machen es immer schwerer und aufwändiger, Fahrzeuge mit konventionellen Verbrennungsmotoren gesetzeskonform zu machen und schmälern damit die Marge.
Rowley: „Wir stehen an einem Wendepunkt“
Deshalb hat Jim Farley, der früher Ford of Europe leitete und mittlerweile an der Spitze der Ford Motor Company in Dearborne, Michigan, steht, für seinen Konzern nun so etwas wie die Energiewende eingeläutet. Folgen hat das für sämtliche Werke des Konzerns. Vor allem aber für den Traditionsstandort in Köln, wo Ford seit inzwischen 90 Jahren Autos baut: Firmengründer Henry Ford selbst hatte 1930 den Grundstein für die Kölner Ford-Werke gelegt, wo seit 1931 über 18 Millionen Autos vom Band gelaufen sind – ausnahmslos mit einem Benziner oder Diesel unter der Haube.
Der letzte Verbrenner vom Typ Fiesta wird in Köln-Niehl nun voraussichtlich Anfang 2023 vom Band laufen. Einige Monate zuvor startet im neuen „Elektrification Center“ die Fertigung eines vollelektrischen Kompakt-SUV. Wie Ford mitteilte, kommt später möglicherweise noch ein zweites Elektroauto hinzu. Für eine Summe von rund einer Milliarde Dollar wird Ford Europe Teile des Kölner Werks dafür in den kommenden Montagen komplett umbauen lassen. Motto der Maßnahme: „Go Electric, Go Köln“.
Ford lässt Stückzahlen erst mal offen
„Das ist eine der bedeutendsten Maßnahmen, die Ford seit über einer Generation getroffen hat. Sie unterstreicht unser Engagement für Europa und eine moderne Zukunft mit Elektrofahrzeugen im Zentrum unserer unserer Wachstumsstrategie“, sagte Stuart Rowley. Der Brite hatte im Frühjahr 2019 als Nachfolger von Farley das Europa-Geschäft übernommen. Zu den geplanten Produktionszahlen äußerte er sich aber ebenso wenig über die Zahl der Menschen, die 2024 noch im Ford-Werk Köln tätig sein werden.
Aktuell sind dort noch rund 7000 Menschen beschäftigt. Das „Electrification Center“ wird erst einmal mit 220 Beschäftigten betrieben werden – die Fertigungstiefe ist bei einem Elektroauto nun einmal deutlich geringer. Erst recht in diesem Fall: Ford nutzt für sein erstes europäisches Elektroauto den Modularen Elektro-Baukasten (MEB) von Volkswagen, der unter anderem im VW ID.3 und VW ID.4 steckt. Im Gegenzug darf Volkswagen die Plattform des Ford Transit für den Bau eigener Lieferwagen nutzen – und die Erfahrungen der Ford-Tochter Argo AI mit vollautonom fahrenden Autos.
Ford hat sich von dem MEB-Baukasten des Volkswagen-Konzerns vertraglich rund 600.000 Einheiten gesichert – inklusive Elektromotoren und Akkus, die wohl von LG Chem aus Polen kommen. Diese Bausätze sollen aber nicht allein in Köln, sondern auch im türkischen Transporterwerk sowie später auch an einem weiteren Elektro-Standort von Ford in Europa verbaut werden. Wo und in was für Fahrzeuge, wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden, hieß es in einer Pressekonferenz. Ford Werke -Chef Gunnar Herrmann äußerte dort auch die Hoffnung, zu einem späteren Zeitpunkt Ford-eigene Komponenten und Systeme in das VW-System integrieren zu dürfen. Aber darüber müsse erst noch verhandelt werden.
Jetzt wird erst einmal gefeiert: Der Erhalt des Kölner Standorts – und der „Aufbruch in eine neue Ära der Elektromobilität“ (Rowley).