Als vor zwei Jahren die Auto China in Shanghai nach der Covid-19-Zäsur erstmals wieder ihre Tore öffnete, war der Schock für die westlichen Automobilhersteller groß. Die Wucht und die Vielfalt der chinesischen Autobauer beziehungsweise ihrer Produkte war immens. Die Manager deutschen Automobilelite stapften mit heruntergezogenen Mundwinkeln durch die großen Messehallen der Millionenmetropole.

Dieser Neuheiten-Hammer blieb diesmal aus: Auch bei BYD, Nio, Zeekr & Co ist mehr Business as usual angesagt. „Auch in China ist das Geld nicht mehr in unbegrenzter Menge vorhanden, um Innovationen voranzubringen“, erklärt Analyst Fabian Piontek von AlixPartners.

Elektro-Krieger
Der Dongfeng Warrior M817 tritt in martialisch auf - der Konzern baut schließlich auch Militärfahrzeuge. Zu Antriebsleistung und Batteriekapazität hat sich der Hersteller noch nicht geäußert, aber der Luxus-SUV soll bereits hochautomatisiert fahren.
Elektro-Krieger
Der Dongfeng Warrior M817 tritt in martialisch auf – der Konzern baut schließlich auch Militärfahrzeuge. Zu Antriebsleistung und Batteriekapazität hat sich der Hersteller noch nicht geäußert, aber der Luxus-SUV soll bereits hochautomatisiert fahren.

Das heißt aber nicht, dass es nicht noch ein paar Highlights zu bestaunen gibt. Schließlich wollen sich die chinesischen und alle anderen Hersteller von dem Rest absetzen. Der Dongfeng Warrior tritt in bester China-Tradition martialisch auf und BYDs Premium-Tochter Denza kündigt mit dem Konzept-Coupé Z einen Porsche-911-Konkurrenten an. Natürlich gibt es noch ein paar klassische Blickfänger wie etwa die Plüsch-Autos von MiniEV oder den Klein-Helikopter von Changan, aber sonst ist bei auch bei den Autobauern aus dem Reich der Mitte Business as usual eingekehrt. Auch das Gedränge in den Hallen war bei weitem nicht mehr so groß, wie noch vor 24 Monaten.

Neun ist Trumpf

Volvo präsentiert stolz den EM90, während die Schwestermarke Zeekr das SUV 9X nach vorne fährt. Aber auch andere chinesische Hersteller wie Aito mit dem M9 oder Xpeng mit dem X9 wollen bei den Familien punkten. Selbst LiAuto springt mit dem aerodynamisch geformten Mega auf den Van-Zug auf. Bleibt bloß noch die Frage, warum die Zahl 9 bei den Crossovern oder Vans so beliebt ist.

Ohne Falten
Der Staatskonzern hat seinen bereits in Europa verfügbaren Elektro-SUV zum Modelljahr 2026 nicht nur optisch geglättet, sondern auch in einer Plug-in Hybrid-Version auf den Weg gebracht. Auch in Deutschland soll es bald angeboten werden.
Faltenfrei
Der Staatskonzern hat seinen bereits in Europa verfügbaren Elektro-SUV zum Modelljahr 2026 nicht nur optisch geglättet, sondern auch in einer Plug-in Hybrid-Version auf den Weg gebracht. Auch in Deutschland soll es bald angeboten werden.

Die rustikal-brachialen Offroad-Spezialisten von Haval setzen mit dem SUV Max auf massentaugliche Optik. Die Staatsmarke Hongqi will wiederum mit dem neuen Plug-in-Hybriden E-HS9 für Aufsehen sorgen. Wuchtig und kantig kommt der Jetour G600 daher. Mit dieser Premium-Divison will Chery an die großen Geldtöpfe. Klone westlicher Erfolgsmodelle wie der Geely Galaxy Cruiser, dessen Front dem Ford Bronco wie aus dem Gesicht geschnitten ist, sind auf chinesischen Automessen nach wie vor zu sehen.

Audi schaltet in den Angriffsmodus

Wer glaubt, dass es in China nur noch um die Elektromobilität geht, täuscht sich gewaltig. Die rustikalen Schlammwühler von TANK präsentieren stolz einen V8-Verbrenner und mit dem Hi4T gleich das passende Auto dazu. Eigentlich. Allerdings werkelt unter der Haube des Facelift-Modells ein Hybrid-Antriebsstrang. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Verantwortlichen der Great Wall Motor-Tochter bald eines Besseren besinnen.

Achtzylinder-Hybrid 
Die Geländewagenmarke TANK von Great Wall Motor ist in China für kraftvolle Fahrzeuge und originelle Antriebslösungen bekannt. Auf der Automesse zeigten sie mit dem Hi4T erstmals ein Pickup, der einen Elektroantrieb mit einem Achtzylinder-Benziner kombiniert.
Achtzylinder-Hybrid
Die Geländewagenmarke TANK von Great Wall Motor ist in China für kraftvolle Fahrzeuge und originelle Antriebslösungen bekannt. Auf der Automesse zeigten sie mit dem Hi4T erstmals ein Pickup, der einen Elektroantrieb mit einem Achtzylinder-Benziner kombiniert.

Audi kämpft im Reich der Mitte verzweifelt um Marktanteile und begegnet dieser Gemengelage mit einem Neuheiten-Feuerwerk. An der Spitze des Messeaufgebots steht natürlich der Audi E5. Ein Elektro-Sportback, der gemeinsam mit dem chinesischen Staats-Autobauer SAIC entwickelt wurde und auf den Heimatmarkt zugeschnitten ist. Der Stromer hat eine 800-Volt-Architektur, lädt in zehn Minuten für 382 Kilometer und kommt bis zu 750 Kilometer weit. Aber auch die Muttermarke mit den vier Ringen schaltet im Reich der Mitte mit vier lokalisierten Modell-Premieren wie dem A6L e-tron, dem Q5L und dem A5L aus der FAW-Kooperation sowie dem A5L Sportback in den Angriffsmodus und tritt so die Flucht nach vorne an.

Xiaomi backt kleine Brötchen

Weniger handfest geht es bei VW zu. Die Wolfsburger haben mit dem ID. AURA, ID. ERA und ID. EVO drei Konzeptfahrzeuge in den gigantischen Messekomplex gerollt. Das Trio steht stellvertretend für eine Produktoffensive, die die Niedersachsen lostreten wollen. Bis Ende 2027 bringt VW über 30 neue Modelle (davon 20 New Energy Vehicle) nach China.

Luxus pur 
Mercedes-Chef Ola Källenius gab in Shanghai mit der "Vision V" einen Ausblick auf einen neuen vollelektrischen Luxus-Van und präsentierte auch eine Langversion des neuen Mercedes CLA - mit mehr Fußraum in der zweiten Sitzreihe. Foto: Mercedes-Benz
Luxus pur
Mercedes-Chef Ola Källenius gab in Shanghai mit der „Vision V“ einen Ausblick auf einen neuen vollelektrischen Luxus-Van und präsentierte auch eine Langversion des neuen Mercedes CLA – mit mehr Fußraum in der zweiten Sitzreihe. Foto: Mercedes-Benz

Mercedes bekräftigt mit der Studie „Vision V“ die Absicht, im Luxus-Van-Segment Fuß zu fassen. Und der CLA war auch in Shanghai dabei – in einer Langversion. BMW feiert sich selbst. Echte Neuheiten – Fehlanzeige. Das zaubern die Japaner anders auf. Während Honda mit dem GT die dynamische Seite herauskehrt, liefert Toyota mit dem Doppel bz7 und Lexus ES9.

Bei Xiaomi backt man inzwischen etwas kleinere Brötchen. Ursprünglich wollte der Smartphone-Automobil-Newcomer das YU7-SUV auf die Messe bringen, aber jetzt steht der SU7 Ultra auf dem Stand. Die Power-Limousine (1.103 kW oder 1.500 PS stark) kostet rund 35 Prozent weniger und unterbietet mit einem Preis von 529,900 Yuan (rund 63.000 Euro) sowohl das Tesla Model S Plaid als auch den Porsche Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket deutlich.

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