Alle Informationen auf einen Blick, alle Funktionen über einen großen Tochscreen: Das Bedienkonzept von Tesla mit einer zentralen Instrumententafel im iPad-Form sieht cool aus und erspart dem Autohersteller obendrein eine Menge Schalter, Knöpfe – und auch Geld.

Die Kehrseite der Medaille: Fällt der „Media Control Unit“ (MCU) genannte Tocuscreen aus – droht dem Fahrer ein Blindflug. Er erhält keine Warnhinweise mehr, wenn die Bremse versagt oder die Stabilitätskontrolle ausfällt. Er sieht zwar, wie schnell sein Tesla fährt und ob das Fahrlicht eingeschaltet ist. Aber bei einem Systemausfall kann er weder die Klimaanlage steuern noch die Bilder der Rückfahrkamera sichten. Obendrein ist das Elektroauto nicht mehr aufladbar. Neuere Elektroautos anderer Hersteller wie der Polestar 2, der Ford Mach E oder der VW ID.3 und ID.4. besitzen deshalb über ein zweites Anzeigedisplay für sicherheitsrelevante Informationen.

Teslas Software-Updates halfen nicht

Und offenbar sind derartige Blackouts bei Tesla keine Seltenheit. Fahrer der Topmodelle S und X aus den Modelljahr 2012 bis 2018 (die noch über eine klassische Anzeige hinter dem Lenkrad verfügen) haben Probleme mit der MCU schon seit längerer Zeit in großer Zahl gemeldet. Doch die Versuche von Tesla, die Probleme mithilfe von Software-Updates „over the air“ zu lösen, brachten wohl nicht den erhofften Erfolg. Die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) der USA hatte deshalb schon im zurückliegenden Juni Ermittlungen aufgenommen und Tesla ultimativ bis Ende Januar zu einem Rückruf aufgefordert.

Jetzt zieht in Deutschland das Kraftfahrbundesamt (KBA) nach und prüft den Fall ebenfalls. Nach Informationen der „Bild am Sonntag“ hat das KBA Tesla aufgefordert, Informationen über mögliche Sicherheitsrisiken des Touchscreen-Bildschirms in der Mittelkonsole der Tesla Modelle S und X mitzuteilen. Die Folge könnte ein Rückruf sein. Betroffen sind weltweit angeblich 158.000 Fahrzeuge der beiden Modellreihen. Das Tesla Model 3 und Fahrzeuge aus aktueller Produktion sind davon nicht betroffen – bei ihnen ist bereits die zweite Generation der MCU verbaut.

Nvidia-Chip macht Probleme im Tesla

Für das Probleme verantwortlich ist ein Speicher-Chip von Nvidia, der das von Tesla selbst entwickelte System steuert – und das in der ersten Generation nur über eine Speicherkapazität von acht Gigabyte verfügte. Auf dem Flash-Chip protokolliert Tesla die Datenströme im Auto. Läuft die so genannten „Embedded Multi Media Card“ (eMMC) irgendwann über oder ist das Bauteil aufgrund der zahllosen Schreib- und Lesevorgänge erschöpft, schaltet die MCU in einen Notmodus – und der Bildschirm wird schwarz. Ärgerlich für die Autobesitzer: Meist treten die Probleme erst nach vier Jahren, nach Ablauf der Garantie auf.

Tesla hat inzwischen reagiert und im vergangenen November für die betroffenen Fahrzeuge vorsorglich eine Garantieverlängerung auf acht Jahre oder 160.000 Kilometer ausgesprochen. Zudem sollen die Reparaturkosten erstattet werden.

Tesla bietet Upgrade zu Sonderkonditionen

Und seit kurzem wird Besitzern älterer Fahrzeuge ein „Upgrade“ des Infotainment-Systems angeboten – zum vergünstigten Preis von 1550 Euro inklusive Installation. Systemausfälle sollen dann noicht mehr vorkommen können. „Dieses Upgrade“, wirbt der Hersteller, „gewährt Ihnen Zugriff auf einige unserer populärsten Funktionen wie Videostreaming und eine erweiterte Tesla-Arcade Spielesammlung. Gleichzeitig reagiert der Touchscreen schneller und akkurater auf Ihre Eingaben, was die Bedienungsfreundlichkeit erhöht.“

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5 Kommentare

  1. Reni Rosco

    Das Tempo wird nicht auf dem Zentraldisplay angezeigt… 🙁 *facepalm*

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    • Franz W. Rother

      Korrekt. Das wird korrigiert.

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      • Reni Rosco

        Auch andere Punkte lassen Zweifel daran aufkommen, dass hier fundiert recherchiert – oder noch besser, mal Model S gefahren – wurde.

        Fakt: ja, wesentliche Funktionen gehen nicht mehr, wenn der Zentralschirm ausfällt.
        Fakt: gerade so Dinge wie Warnlampen sind im Display hinter dem Lenkrad, nicht nur in der Mitte
        Fakt: das Auto bleibt voll fahrbar, die Systeme fallen nicht aus, nur die Anzeige
        Fakt: Ausfallen tut, was über das Display gesteuert wird – und das ist kein Zustand, klar, es sind so Dinge wie Schiebedach und Lüftung/Klima betroffen, aber eben auch die Rückfahrkamera
        Fakt: in den USA gilt die Rückfahrkamera soweit als sicherheitsrelevant, dass die Untersuchung angeworfen wurde…

        Das kann man, nach kurzer Rücksprache mit einem Fahrer eines solchen Autos, einfach besser beschreiben… Aber dann scheint der schöne Titel halt abwegiger…

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  2. Electric

    Ihr wisst aber schon, das Tesla S und X, ZWEI Bildschirme haben?

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    • Franz W. Rother

      Sieht man ja im Bild

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