Der Porsche Boxster und der Cayman liefen in Uusikaupunki eine ganze Weile vom Band, der Opel Calibra und der Fisker Karma. Von verschiedenen Saab-Modellen ganz zu schweigen. Die Autofabrik im hohen Norden, die vom finnischen Autragsfertiger Valmet betrieben wird, hat in der europäischen Autoindustrie einen erstklassigen Ruf: Seit 1969 wurden hier mehr als 1,7 Millionen Autos produziert. Aktuell lässt dort Mercedes-Benz die A-Klasse und den SUV GLC montieren.

Und im kommenden Jahr werden zumindest noch einige Hundert hinzukommen: Das Startup Lightyear aus dem niederländischen Eindhoven hat entschieden, sein solarelektrisches Auto Lightyear One von Valmet bauen zu lassen. Die Produktion der ersten Prototypen soll schon im Frühjahr kommenden Jahres starten. Der Kooperationsvertrag, der jetzt geschlossen wurde, sieht anschließend den Bau einer „First Edition“ von 946 Autos vor, die mit einem Verkaufspreis von 150.000 Euro veranschlagt sind. Ab 2024 ist dann eine größere Stückzahl des Elektroautos mit einem geringeren Verkaufspreis vorgesehen.

Rekordfahrt auf Test-Oval bei Aachen

Der 5,05 Meter lange und nur 1,40 Meter hohe Lightyear One zeichnet sich durch eine besonders windschnittige Karosserie aus – und ein ungewöhnliches Antriebskonzept: Die Elektromotoren sitzen in den Radnaben. Zudem soll ein Teil der Antriebsenergie über 1000 kleine Solarzellen gewonnen werden, die großflächig in die Karosserie integriert sind. Ähnlich wie beim Stadtauto Sion von Sono Motors. Die Holländer bringen hier ihre mehrjährigen Erfahrungen ein, die sie bei der World Solar Challange, dem Rennen für Sonnenwagen durch Australien, gesammelt haben. Seitdem wird das Unternehmen auch vom Reifenhersteller Bridgestone tatkräftig unterstützt.

Das Lightyear One befindet sich aktuell noch in der Testphase. Allerdings stellte das Fahrzeug kürzlich einen besonderen Rekord: Auf einem Testgelände in Aldenhoven bei Aachen erzielten die Erbauer eine Reichweite von 710 Kilometern – obwohl das Elektroauto nur über einen Akku mit einer Speicherkapazität von 60 kWh verfügt. Der Energieverbrauch lag den Angaben des Herstellers zufolge bei 137 Wattstunden pro Meile, was umgerechnet etwa 8,5 Kilowattstunden auf 100 Kilometer Strecke entspricht.

Allerdings fuhr der Lightyear One auch nur mit einer konstanten Geschwindigkeit von 85 km/h über den Rundkurs. Wie groß die offizielle Reichweite nach der Verbrauchsnorm WLTP sein wird, steht noch nicht. des One ist, ist noch unklar. „Wir erwarten aber, dass wir in den kommenden Monaten einen vergleichbaren Energieverbrauch bei Geschwindigkeiten über 100 km/h erreichen werden“, sagte Lex Hoefsloot, der CEO und Mitbegründer von Lightyear, nach der Testfahrt.

Valmet baut gerade eigene Batteriefabrik

Auch bei Valmet in Finnland verspricht man sich einiges von der Zusammenarbeit mit den Niederländern. Für Lightyear wird im Werk Uusikaupunki eine eigene Produktionslinie aufgebaut, an der rund 200 Beschäftigte tätig sein werden. Der Auftragsfertiger, an dem der chinesische Zellfabrikant CATL etwa 23 Prozent hält und der gerade in unmittelbarer Nachbarschaft der Autofabrik eine Batteriefertigung hochzieht, hofft mithilfe des Projekts seine Expertise in Sachen Elektroautos weiter zu vertiefen: Vor zehn Jahren produzierte das Unternemen schon einmal in größerer Stückzahl Stromer – batterieelektrische Citymobile vom Typ Think City. Und auch eine elektrische Variante des VW Caddy wurde in Finnland produziert. Künftig will sich Valmet noch stärker auf die Elektromobilität fokussieren – der Lightyear One ist da ein gutes Lernfeld.

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