Bei Audi zitieren sie ja gerne die Historie. Und das aus gutem Grund: Die Marke mit den vier Ringen hat während ihrer jahrzehntelangen Existenz viele spannende Fahrzeuge auf die Räder gestellt. Daher verwundert es nicht, dass sich Produktmanager Philippe Bornert bei der Vorstellung des Q6 Sportback e-tron in der Performance-Version auf die Vergangenheit bezieht.
„Der kleine Heckspoiler erinnert mich an den ersten Audi TT“, erklärt der freundliche Elsässer. Ergibt Sinn. Schließlich gilt die erste Generation des Kompaktsportlers heute als Design-Highlight. Allerdings war das aerodynamische Hilfsmittel nicht von Anfang an geplant, sondern im Jahr 2000 Teil einer Nachrüstung, das den TT im Grenzbereich leichter beherrschbar machen sollte – bei höherem Tempo entwickelt das Heck ein gefährliches Eigenleben, sobald der Fahrer vom Gas ging.

Der kleine Heckspoiler verbessert die Aerodynamik und reduziert den cW- Wert gegenüber dem SUV um 0,02 Punkte auf 0.26.
Das ist beim Q6 Sportback e-tron nicht der Fall. Der Bürzel verbessert die Aerodynamik und reduziert den cW- Wert gegenüber dem SUV um 0,02 Punkte auf 0.26. Gerade bei Elektroautos hilft bekanntlich jeder Prozentpunkt, um Reichweite zu gewinnen. Das Design profitiert ebenfalls. Das Coupé wirkt eleganter und sportlicher als das SUV. Außerdem ist der Sportback 1,61 Meter hoch und damit um 3,7 Zentimeter niedriger als der Bruder. Damit steht das Coupé auch stämmiger da als das Q6-SUV, der 2500 Euro günstiger kommt.
Eingeschränkte Kopffreiheit hinten
Die Kehrseite der Medaille sind die Platzverhältnisse. Der Kofferraum des Sportback hat ein Volumen von 511 Litern. Bei umgelegten Lehnen der Rücksitze werden 1.373 Liter daraus. Zum Vergleich: Beim SUV fasst das Gepäckabteil 526 bis 1.529 Liter. Dazu kommt bei beiden Modellvarianten noch ein Frunk unter der vorderen Haube mit einem Volumen von 64 Litern. Bei den Platzverhältnissen im Fond macht sich die abfallende und niedrigere Dachlinie dann schon etwas bemerkbar. Ab einer Körpergröße von 1,85 Metern wird es um den Kopf herum eng.
Audi Q6 Sportback e-tron Performance
Antriebsleistung: 225 kW/306 PS;
Batteriekapazität: 100 kWh brutto/94,9 kWh netto;
Reichweite: 657 Kilometer;
Maximale Ladeleistung: 11 kW AC, 270 kW DC
Leergewicht: 2275 Kilogramm
Basispreis: 71.200 Euro.
Beim Infotainment und dem Innenraum vorne gibt es keine Unterschiede. Auch im Audi A6 Sportback e-tron performance blickt man auf gebogene Bildschirme. Also ist das Display für die virtuellen Instrumente 11,9 Zoll groß, der Touchscreen bringt es auf stattliche 14,5 Zoll. Das Head-up-Display mit Augmented Reality, die die Anzeige wie ein 88 Zoll großer Bildschirm quasi auf die Straße projiziert, ist ebenfalls Teil des Pakets.
Infotainment aus einem Guss
Dass der Automatik-Wählhebel bei Audi in der Mittelkonsole bleibt, ist nicht jedermanns Geschmack, stört aber nicht weiter. Das Infotainment setzt auf die E3-Architektur der PPE-Plattform, die Audi gemeinsam mit Porsche entwickelt hat. Für viele mag die Ingolstädter Unterhaltungsindustrie nicht ganz so umfangreich-opulent sein, wie die vieler chinesischer Modelle, aber mittlerweile präsentiert sich das Infotainment aus einem Guss. Die Bedienung ist nicht außergewöhnlich simpel, aber man findet schnell, was man sucht und während der gesamten Testfahrt blieb das System stabil.

Auch im Audi A6 Sportback e-tron performance blickt man auf gebogene Bildschirme. Der Automatik-Wählhebel bei Audi in der Mittelkonsole bleibt, ist nicht jedermanns Geschmack, stört aber nicht weiter.
Die einfrierenden Displayanzeigen während der unheilvollen Cariad-Ära gehören wohl aktuell der Vergangenheit an. Positiv ist auch das Zusammenspiel zwischen dem Navigationssystem und den Fahrassistenten. Nähert man sich einer Kreuzung, empfiehlt das System vom Gas zu gehen oder reduziert eigenständig die Geschwindigkeit. Die Einbindung des Handys per Apple CarPlay oder Android Auto klappt problemlos. Die Stärke der Rekuperation definiert man mit dem Wippen am Lenkrad. Zwei Stufen plus Segeln stehen zur Auswahl. Schiebt man den Automatikhebel nach unten zu „B“ kommt noch das One-Pedal-Fahren dazu.
Allradantrieb sorgt für Fahrspaß
Freunde von Ampelstart-Rennen kommen mit der Launch-Control auf ihre Kosten. Dann holt der Audi Q6 Sportback e-tron performance alles aus dem Antriebsstrang heraus, mobilisiert 240 kW oder 323 PS Spitzenleistung und sprintet aus dem Stand in 6,6 Sekunden auf 100 km/h. Ob sich allerdings ein Q6-Stromer-Pilot in bester Muscle-Car-Tradition zwei Würfel an den Innenspiegel hängen wird, darf bezweifelt werden. Wie dem auch sei: Bei 210 km/h endet der Spaß ohnehin. Ist zwar nicht autobahnrekordverdächtig, aber man ist auch so schnell genug unterwegs.

Der Kofferraum des Sportback hat ein Volumen von 511 Litern. Bei umgelegten Lehnen der Rücksitze werden 1.373 Liter daraus. Zum Vergleich: Beim SUV fasst das Gepäckabteil 526 bis 1.529 Liter.
Zumal der Audi alles andere als untermotorisiert ist. Im Gegenteil: Auf Landstraßen hat man auch ohne Allradantrieb richtig Spaß. Zumal das Fahrwerk nicht übermäßig straff, sondern ausgewogen ist und die Bandscheiben nicht übermäßig strapaziert. Und wenn es mal schneller um die Kurven gehen soll, bleibt der Stromer seiner berechenbaren Natur treu und verwandelt sich nicht in ein Überraschungsei mit Hinterradantrieb. So ist man stets entspannt unterwegs.
Überholvorgänge stellen ebenfalls keine große Herausforderung dar. Bei unserer Testfahrt, bei der wir auch auf der Autobahn flotter unterwegs waren, meldete der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 21,2 kWh/100 km. Das waren 4,6 kWh/100 km mehr als auf dem Datenblatt angegeben.
Bis zu 657 Kilometer sind drin
Mit einer Ladung seiner brutto 100, netto 94,9 kWh fassenden Batterie (die Basisversion hat nur einen Akku mit einer Kapazität von brutto 83 kWh an Bord) kommt das Performance-Coupé maximal 657 Kilometer weit – 16 Kilometer mehr als der SUV-Bruder und 111 Kilometer weiter als das Basismodell des Sportback. So gesehen ist der Q6 Sportback e-tron performance der Reichweitenkönig der Q6-Familie. Die Ladeleistung ist identisch mit der des SUV: Maximal sind 270 kW möglich. An einer DC-Ladesäule dauert es im Idealfall 22 Minuten, um die Akkus von zehn auf 80 Prozent zu füllen. Da kann man nicht meckern.

An einem DC-Schnelllader nimmt der Audi Q6 e-tron den Strom mit 270 kW auf, an einer Wallbox nur mit 11 kW. Bei einer Akkukapazität von 100 kWh kann sich da ein Ladevorgang daheim über zehn Stunden hinziehen. Fotos: Audi
An einer mit Wechselstrom betriebenen Wallbox vergehen hingegen 615 Minuten, um den Energiespeicher komplett zu füllen: Eine maximale Ladeleistung von 11 kW passt nicht zu einem Premiumfahrzeug. Da müssen die Kunden wohl noch bis zur Modellpflege warten, bis sich Audi zu einer 22-kW-Lösung entschließt. Auch eine manuelle Vorkonditionierung der Batterie wird demnächst noch integriert. Derzeit ist sie noch nicht Teil des Systems. Vorsprung durch Technik war einmal.