Für die einen vereinen sie „das Beste aus zwei Welten“, für andere sind sie schlicht eine Mogelpackung, die nur auf dem Papier die Umwelt entlastet und die Luftqualität in den Städten verbessert: Plug-in-Hybride – Autos mit zwei Antrieben an Bord. Mit einem klassischen Verbrennungsmotor sowie einem Elektromotor samt Batterie, die an Steckdosen unterschiedlicher Art mehr oder minder schnell wieder aufgeladen werden kann. Auf diese Weise sollen die Autos in sensiblen Bereichen wie in Innenstädten völlig emissionsfrei fahren können. Der Gesetzgeber spendiert ihnen deshalb ebenso wie reinen Elektroautos und Brennstoffzellen-Fahrzeugen ein zusätzliches E im Kennzeichen und gewährt darüber hinaus allerlei steuerliche Vorteile. In einigen Städten dürfen PHEVs (Plug-in-Hybrid-Electric-Vehicles) sogar besondere Umweltspuren benutzen.

Kein Wunder, dass sich diese Teilzeit-Stromer oder Steckdosen-Hybride derzeit großer Beliebtheit erfreuen. Vor allem unter Dienstwagen-Fahrern. Das sind Menschen, die von ihren Arbeitgebern aufgrund ihrer Position, ihrer mit intensiver Reisetätigkeit verbundenen Aufgaben oder einfach auch nur zur besonderen Motivation ein Auto gestellt bekommen und dieses zu geschäftlichen wie privaten Zwecken nutzen dürfen.

Steuerliche Vorteile locken Dienstwagen-Fahrer

In der Vergangenheit waren diese Autos aus Kostengründen überwiegend von einem Diesel angetrieben. Doch das ändert sich gerade: Allein im Januar haben sich die Neuzulassungen von PHEVs in Deutschland mehr als verdreifacht. Und es darf vermutet werden, dass das Gros dieser Fahrzeugs als Dienstwagen genutzt werden. Denn gerade für diese Klientel sind die Stecker-Hybride besonders reizvoll. Nicht nur weil die Anschaffung inzwischen mit einem Umweltbonus in Höhe von 4500 Euro gefördert wird. Sondern auch, weil für die private Nutzung der zu versteuernde geldwerte Vorteil mit 0,5 Prozent nur noch halb so hoch ist wie einem Auto mit Verbrennungsmotor, wenn der Teilzeit-Stromer – nach Stand heute – wenigstens 40 Kilometer rein elektrisch rollen kann. Ab 2022 müssen die Hybride im Elektro-Modus mindestens 60 Kilometer, ab 2025 sogar 80 Kilometer weit kommen.

Stromern und Punkte sammeln
Für jeden Kilometer elektrisches Fahren gibt es für die Teilnehmer des Loyalitätsprogramms Punkte, die später in Prämien wie etwa kostenlosen Ladestrom umgetauscht werden können. Foto: BMW

Zumindest in der Theorie. In der Praxis jedoch kommen geschäftlich genutzte Plug-in-Hybride allerdings nur selten an eine Ladesäule. Noch schlimmer: Um Zeit zu sparen, werden die Batterien der Autos oft mit Hilfe des Benzinmotors geladen, der auf Knopfdruck zum Generator umgewandelt wird. Die Folge: Der Spritverbrauch der Autos steigt dramatisch. Die Niederlande haben deshalb schon vor drei Jahren die Förderung von PHEVs eingestellt.

Sollten auch Teilzeitstromer in den Genuss der Umweltprämie kommen? Der Bundesverband Fuhrparkmanagement findet: nein. E-Mobilität

Der Autoindustrie kann die Diskussion über die Plug-in-Hybride nicht gefallen. Sie bringt in diesen Monaten reihenweise neue Steckerautos auf den Markt. Denn sie braucht diese, um die scharfen CO2-Flottengrenzwerte für 2021/2021 zu erfüllen und milliardenschwere Strafzahlungen zu vermeiden.

Prämien für elektrisches Fahren

Um eine artgerechte, umweltschonende Nutzung des Hybridantriebs sicherzustellen, bringt BMW deshalb nun als erster Hersteller einen neuen digitalen Service auf den Markt: eDrive Zones. Das System fordert die Fahrer der Hybridautos auf, auf den Elektroantrieb umzustellen, sobald der PHEV in einen sensiblen Bereich wie die Umweltzone einer Stadt fährt. Möglich ist das derzeit in 58 Städten und Regionen in Deutschland wie dem Ruhrgebiet. Die Bayern nutzen zur Lokalisierung der Fahrzeuge die Daten des satellitengestützten Navigationssystems und die Möglichkeiten von GPS zum Geo-Fencing, also einen virtuellen Zaun um geographische Gebiete zu ziehen und so speziell ausgewiesene Zonen zu bilden.

Grüne Zone
Software-Ingenieure von BMW haben um 58 deutsche Städte mit Umweltzonen einen virtuellen Zaun gezogen. Erreicht ihn der Fahrer eines Plug-in-Hybrid, wird er aufgefordert, auf elektrischen Antrieb umzustellen. Bild: BMW

Bei einem Pilotversuch in Rotterdam hat sich das System bewährt: Rund 90 Prozent der Teilnehmer rollten rein elektrisch durch die City der Hafenstadt. Dafür sorgte auch der zweite Teil des Systems: Das Loyalitätsprogramm BMW Points. Hier gibt es für jeden elektrisch gefahrenen Kilometer Bonuspunkte, die in attraktive Prämien wie etwa das kostenlose Laden der Batterien an öffentlichen Ladesäulen umgewandelt werden können. Der Service BMW eDRive Zone ist ab sofort in allen Varianten der Plug-in-Hybride 745e, X5 xDrive45e sowie im BMW 330e verfügbar. In weiteren Modellen soll er später verfügbar sein – möglicherweise auch für PHEVs anderer Marken und Hersteller.

Rechner sammelt Daten zum Energieverbrauch

Denn noch kann kein Fahrer eines PHEV gezwungen werden, sein Auto regelmäßig an die Steckdose zu hängen. Dabei wäre es inzwischen durchaus möglich, entsprechend Druck auszuüben: Seit Jahresbeginn sind alle neuzugelassenen Autos mit einem sogenannten „On-Board Fuel Consumption Meter“ (OBFCM) ausgestattet, das den Kraftstoffverbrauch eines Benziners ebenso wie den Stromverbrauch eines Elektroautos misst. Bei Plugin-Hybriden wird zudem darauf geachtet, wie oft elektrisch und wie oft mit Unterstützung des Verbrennungsmotors gefahren wird. Ab kommendem Jahr werden die Daten gesammelt und an die EU-Kommission übermittelt.

Mit den neu erhobenen Daten sollen in erster Linie die Autohersteller in die Pflicht genommen werden. Das System könnte aber auch in den Ländern der EU genutzt werden, um Autofahrer – egal, mit welcher Antriebstechnik sie unterwegs sind – zu einer sparsamen und entsprechend klimafreundlichen Fahrweise zu zwingen. Etwa durch die Einführung einer individuellen Besteuerung der CO2-Emissionen: Bei einer sparsamen Fahrweise gäbe es eine Entlastung etwa bei der Kfz-Steuer. Und wer rast und so Energie verschwendet, müsste am Jahresende kräftig nachzahlen.

BMW versucht es jetzt erst einmal mit der Methode Zuckerbrot. Die Peitsche können später andere schwingen.

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3 Kommentare

  1. Augustin Allerstorfer

    Die Meldung im EDISON.MEDIA kann nicht ernst genommen werden, dass BMW die Hybrid Fahrzeuge zu mehr Strom Nutzung zwingen will! Dazu müsste BMW zuerst die Hybrid Autos mit der versprochenen E Reichweite ausstatten. Beim 225xe wurden 41 KM E Reichweite angegeben, die tatsächlich E Reichweite liegt bei 15-20 Km!!

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    • Franz W. Rother

      BMW meint es sehr wohl ernst damit, bezieht dies allerdings auch auf PHEVs der neuesten Generation, die aufgrund größerer Batterien auch im Alltagsverkehr elektrische Reichweiten von wenigstens 40 Kilometer darstellen können.

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  2. Duesendaniel

    Sehr gut, BMW liefert damit einen wichtigen Beitrag gegen den Missbrauch dieser Brückentechnologie. Hoffentlich schließen sich die anderen Hersteller an, um auch ihre Lücken zu schließen und der Politik damit die richtigen Werkzeuge an die Hand zu geben.

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