Als der erste Smart ForTwo Ende der 1990er-Jahre auf der Bildfläche erschien, nutzten nicht wenige Autofahrer die Länge von lediglich 2,5 Meter, um am Straßenrand einfach senkrecht einzuparken – dort, wo man eigentlich hintereinanderstehen sollte. Nicht zuletzt deswegen gilt dieser Zweisitzer bis heute als das Ur-Stadt-Auto. Mittlerweile hat sich der Smart von diesem Konzept ein gutes Stück weit entfernt – die nächste Modellgeneration kommt als SUV daher. Und die Parkplatznot in den Metropolen ist eher größer als kleiner geworden. Also machen sich nun andere Autohersteller und Start-ups die Idee eines Mini-Autos für die Stadt zu eigen. Nur dass die Auto-Zwerge heute selbstredend elektrisch sein müssen.

Spurbreite wächst auf Knopfdruck

Wie es geht, zeigen Opel und Citroën bereits mit dem Rocks-e bzw. dem Ami. Renault ist immer noch mit dem Twizy dabei. Und Micro bringt mit dem Microlino eine Neuinterpretation der BMW Isetta aus den 1950er Jahren auf die Straße. Jetzt gesellt sich das israelische Start-up „City Transformer“ mit dem gleichnamigen Fahrzeug dazu. Der Clou: Der Zweisitzer kann auf Knopfdruck seine Spurweite von 1,40 Meter auf einen Meter reduzieren. Kombiniert mit der Länge von 2,5 Metern passen so immerhin vier City Transformer auf einen Standard-Stellplatz.

Ein Parkplatz findet sich überall
Die Spurweite des kleinen Elektroautos kann auf Knopfdruck von 1,40 auf 1,00 Meter verkleinert werden. Fotos: City Transformer

„So ist es zehn Mal leichter, in der Innenstadt einen Parkplatz zu finden“, wirbt Transformer-CEO Asaf Formoza, ehe wir uns mit dem Kleinstwagen in den Münchner Verkehr stürzen. Der 48-jährige promovierte Maschinenbauer ist eine interessante Persönlichkeit, die vor seinem Einstieg in die Automobil-Welt unter anderem bei einer Speeddating-Firma gearbeitet und sich so sein Studium verdient hat.

Energie für 180 km Stadtverkehr

Noch ist es ein Prototyp, in dem die Sitze aus einem Omnibus stammen. „Bis zum Marktstart Ende 2024 werden wir spezielle Sitze mit einer schmalen Lehne haben“, verspricht Formoza. Dann dürften zwei Erwachsene leichter Platz hintereinander finden, als das aktuell der Fall ist. Bequem ist es hinten nie, wenn ein Mensch mit mehr als 1,80 Metern Körpergröße vorne sitzt. Für eine Spritztour aber reicht das Platzangebot allemal. Apropos: Die Batterie liefert Energie für maximal 180 Kilometer und in einer halben Stunde sollen die Akkus von an einem Schnelllader null auf 80 Prozent gefüllt sein. An der Haushaltssteckdose dauert das Stromtanken 3,5 Stunden.

Macht hoch die Tür
Von Sportwagen ist das Türkonzept des City Transformer inspiriert. Es erleichtert den Ein- und Ausstieg in engen Parklücken.

Damit der Ein- und Ausstieg auch platzsparend möglich ist, klappen die Türen senkrecht nach oben. Anders als beim spartanischen Opel Rock-e oder auch dem Renault Twizy bietet der „City Transformer“ Komfortdetails wie eine Klimaanlage und sogar eine Rückfahrkamera inklusive Parksensoren. Im Gewusel des Stadtverkehrs macht das Mini-Auto jedenfalls eine gute Figur. Ab einer Geschwindigkeit von 6 km/h kann man per Knopfdruck die Räder ausfahren. Unterhalb von 30 km/h ist dann wieder auf Wunsch Schmalspur angesagt.

15 kW Leistung müssen genügen

Die beiden Elektromotoren an der Hinterachse leisten insgesamt 15 kW ( 22 PS). Sie beschleunigen den „City Transformer“ in weniger als fünf Sekunden auf 50 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 90 km/h. Bei hohen Geschwindigkeiten hilft die breite Spur, da das Vehikel so stabiler auf der Straße liegt. Schließlich soll der „City Transformer“ auch den Berufspendlern schmackhaft gemacht werden. Unterhalb von 50 km/h kommt man auch mit den zusammengefalteten Rädern sehr gut klar. Später soll es per Geofencing – die Grenzziehung mit Hilfe von Satellitendaten – sogar möglich sein, bei Einsätzen des Fahrzeugs etwa in Sharing-Diensten die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs auf 45 km/h zu beschränken und die breite Spur zu blockieren.

Im Stil der Zeit 
Das Cockpit des City-Transformer ist minimalistisch gehalten. Es fehlt jedoch nichts - nicht einmal der obligatorische Touchscreen.
Im Stil der Zeit
Das Cockpit des City-Transformer ist minimalistisch gehalten. Es fehlt jedoch nichts – nicht einmal der obligatorische Touchscreen.

Bis zum Serienstart sollen auch noch die Federung und die Lenkung verbessert werden. Aktuell verhandeln die Israelis mit Auftragsfertigern wie Magna über eine Produktion und haben sich bereits mit dem Ingenieurdienstleister Segula zusammengetan. Außerdem ist Asaf Formoza das Siegel „Made in Germany“ in Kombination mit dem israelischen Erfindungsgeist wichtig. Das Auto soll deshalb in Deutschland homologiert, also zugelassen werden. Denn wer die strengen deutschen Normen schafft, kommt auf jeder Straße dieser Erde klar. Auch die Sicherheit ist ein Thema. „Wir wollen drei Sterne im Euro NCAP-Test erreichen“, erklärt Formoza.

Bei 12.500 Euro beginnt der Spaß

Die Ambitionen des Start-ups sind groß. Pro Jahr sollen 15.000 „City Transformer“ gebaut werden. Zudem plant das Unternehmen einen Börsengang: Im Auge hat man die New Yorker Elektronik-Börse NASDAQ. Damit dieses Unterfangen von Erfolg gekrönt ist, muss allerdings erst der wirtschaftliche Erfolg her. In verschiedenen Finanzierungsrunden haben die Israelis immerhin bereits 20 Millionen Dollar eingesammelt. Und schon jetzt kann der „City Transformer“ gegen eine Anzahl von 150 Euro vorbestellt werden. So sichert man sich bei den ersten Auslieferungen den Premieren-Preis von 12.500 Euro. Später soll der „City-Transformer“ dann 16.000 Euro kosten.

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Mit Blick auf die Konkurrenz aus dem Stellantis-Konzern (der Opel E-Rocks wird schon für 7.990 Euro angeboten) ist das ein stolzer Preis. Zumal der durch die Komfortdetails und vor allem durch die Wechsel-Spurbreite, auf die das Start-up ein Patent besitzt, nach oben getrieben wird. Und die Frage wird sein, wie zuverlässig das elektromechanische System im täglichen Dauereinsatz arbeitet. Für 16.000 Euro bekommt man beispielsweise auch schon einen (benzingetriebenen) Dacia Sandero inklusive vieler Extras. Viele Abnehmer des City Transformers dürften deshalb vermutlich aus dem Car Sharing Bereich kommen.

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