Die Ausgangslage war solide, aber nicht berauschend. Denn dieser verschärfte Cupra Born, dem man den Krawall schon an der Nasenspitze ansieht, nutzt als technische Basis den gleichen Modularen Elektro-Baukasten (MEB) des Volkswagen-Konzerns wie der grundsätzlich bravere VW ID.3. Eine komplette Extrawurst gab es da für den Spanier nicht: Gleiche Lithium-Ionen-Akkus, gleiche E-Motoren, gleicher Heckantrieb, gleiches Eingang-Getriebe, gleiches Batteriemanagementsystem, gleiche optionale Wärmepumpe (990 Euro) ähnliche Abmessungen und sogar die gleiche Ladeleistung (dazu kommen wir noch ausführlicher).

Aber dann erklingen diese hochfliegenden Ansprüche aus der spanischen Chefetage. „Der Cupra Born ist nicht nur für die Elektrifizierung, sondern auch für den gesamten Markt ein absoluter Gamechanger“, postuliert Wayne Griffiths, Vorstandsvorsitzender von Seat und gleichzeitig Boss dieser noch ziemlich frischen Edelpowermarke Cupra. Darunter macht er es nämlich nicht.

Styling betont die Sportlichkeit

Die Messlatte lag also hoch, aber tatsächlich haben es die Südländer trickreich geschafft, aus der soliden Basistechnik das Maximale herauszukitzeln. Stichwort Design: Allein diese finstere Front mit der Haifischnase, die man nicht permanent im Rückspiegel haben möchte. Ganz schön bissig. Diese zusammengekniffenen Gesichtszüge mit den zackigen Voll-LED-Scheinwerfern. Das ohnehin diabolische Cupra-Logo und das geschickt verteilte Kupfer-Lametta.

Jede Menge Testosteron im Blut
In klassischer Sportwagenmanier hat Cupra dem vollelektrischen Born einen fetten Dachspoiler und einen krawalligen Diffusor verpasst. Zudem gibt es eine kostenlose Tieferlegung – das dürfte einem jungen Publikum gefallen. Foto: Cupra

Hinten dann der besonders racige Abgang mit fettem Dachspoiler und einem krawalligem Diffusor im klassischer Sportwagenmanier. Dazu diese messerscharf kantige, durchgehende LED-Lichtleiste, die beide Seiten des Autos verbindet. Was die rührigen PR-Strategen von Cupra sofort auf die Idee gebracht hat, hier in leicht lyrischem Englisch von „Coast-to-Coast“-Licht zu reden.

Jede Menge Kupfer

Naja, und ganz unten dann die 20 Zoll großen, aerodynamisch ausgeklügelten Leichtmetallräder mit dem wilden Namen „Blizzard Black/Copper“, die auch verdammt krass wirken. Und beim Namen des Autos hat sich Cupra schließlich einfach bei »El Born« bedient, diesem trendigen, multikulturellen Stadtteil Barcelonas, der mit stylischen Designerboutiquen und hippen Bars glitzert. Apropos Glitzern: Wenn wir uns dem Auto nähern, winkt es schon aufgeregt mit einer kleinen Lichtshow zur Begrüßung.

Auch drinnen geht es betont sportlich zu. Das ganze Bedienzeugs ist nur auf den Fahrer ausgerichtet und überall hier grüßt uns ein zeitgemäßer Öko-Touch. Die Bezüge der serienmäßigen Schalensitze, in Zusammenarbeit mit der spanischen SEAQUAL-Initiative entwickelt, bestehen aus nachhaltigen Materialien, die aus Meeresplastik (alte Fischernetze und aller Kunsstoffkram, der heute so an die Strände gespült wird) gewonnen werden. Auf Wunsch und gegen zusätzliche 1720 Euro gibt es auch Sportschalensitze mit Bezügen aus umweltfreundlichen »DINAMICA«, einem veganen, aus Recyclingmaterial gewonnenen Mikrofaserstoff, der sich so samtig wie Alcantara anfühlt. Und etliche Fahrzeugteile des Born bestehen aus recycelten Kunststoffen.

Reichlich Kupferschmuck
Wie in allen Fahrzeugen von Cupra finden sich auch im Born jede Menge kupferfarbene Elemente – der Name verpflichtet dazu.

Kupferfarbenen Schmuck (okay, hier eingefärbter Kunststoff) sehen wir im Innenraum übrigens auch. Bietet kein anderer Autohersteller. „Kupfer ist unser Markenidentitäts-Merkmal“, kommentiert denn auch stolz Francesca Sangalli, die als Designerin das Team „Color & Trim Concept & Strategy“ leitet. Und überall im Auto finden sich überraschend diese Flächen mit eingearbeiter 3D-Optik. Auf dem Sitzen, in den Türverkleidungen, selbst auf dem schicken Lenkrad, das sich zusätzlich mit orangefarbenen Ziernähten schmückt und mit seinen beiden runden Satellitentasten den sportiven Gesamteindruck der ersten Reihe bunt abrundet (auch zu diesen Knöpfen kommen wir gleich).

„Hola“ weckt die Sprachsteuerung

Und wie von der MEB-Architektur erwartet, muss sich beim Einsteigen in den Born niemand unfein zusammenfalten: Er offeriert drinnen Platz wie ein Großer, sogar in der zweiten Sitzreihe könnte es für Basketballriesen passen. Wir haben es gleich getestet. Und die 385 Liter Ladevolumen des glattflächigen Kofferraums sind auch ganz ordentlich. Nur für einen Frunk (genau, diese gängige Stromer-Ladeluke unter der Fronthaube) hat es, dito typisch MEB-Baukasten, eben nicht gereicht — die Ladekabel müssen unauffällig im Unterboden des Laderaums verschwinden.

Kurzer Blick nach vorn. Ja, das kennen wir von VWs ID.3: Auch im Born ist das Fahrerdisplay ziemlich fipsig geraten, was das Ablesen der angezeigten Daten ein wenig erschwert. Immerhin, eine solide Prozentanzeige für den Ladezustand der Batterie ist vorhanden, und klar, eine Sprachsteuerung gibt es auch. Für die muss der Fahrer nur zwei mal die spanische Begrüßungsvokabel »Hola« aussprechen, um hier zu kommunizieren. Hilft unterwegs beim Abruf von Routendaten oder bei der Suche nach der Lieblingsmusik. Reagiert nicht so toll wie versprochen, funktioniert aber auch ohne vorgestanzte Standardbefehle.

Nervige Schieberegler

Und das Digitale? Da arbeitet der Born ungefähr wie sein Konzernbruder ID.3, ermöglicht zum Beispiel die Verbindung zu diversen Online-Diensten, Serviceangeboten und Apps sowie den Fernzugriff auf das Fahrzeug (Ladevorgänge, Klimatisierung und so weiter) mit der neuen „My CUPRA“-App. Bis hierhin prinzipiell okay. „Bedient wird das Infotainmentsystem einfach und intuitiv über den serienmäßigen, hochauflösenden 12-Zoll-Infotainment-Touchscreen, der über dem Armaturenbrett zu schweben scheint“, schreibt sehr selbstbewusst Cupras Presse-Abteilung.

Straßenfeger
Die Fahrleistungen des heckgetriebenen Cupra Born können begeistern. Nicht nur in der Version „Performance“. Foto: Cupra

Das mit dem Schweben und der hohen Auflösung (gestochen scharfe Bilder auf dem großen Bildschirm) würden wir sofort unterschreiben, das mit der Bedienung, naja, nicht unbedingt. Sie ist nämlich manchmal etwas verworren, weil die Menüs und Untermenüs nicht in jedem Fall einleuchten. Und diese unterm Screen platzierten Touch-Schieberegler (Slider) für die Temperatursteuerung der Klimaanlage und der Lautstärkeregelung des feinen Beats-Audiosystems (Lob, Lob!) erfordern unterwegs eine gewisse Grundruhe und Treffgenauigkeit unseres Zeigefingers. Nervt. Da würden wir uns gern von einer guten Fee die einfachen Drehregler früherer Zeiten zurückwünschen. Vielleicht auch gleich Direkttasten für die Sitzheizung und so.

Auslieferung ohne CO2-Rucksack

Bis hierher was vergessen? Vielleicht sollten wir, bevor es richtig spannend wird, noch erwähnen, dass Freund Born das erste Modell von Cupra ist, das netto CO2-neutral ausgeliefert wird. Dass entlang der Lieferkette und während der Rohstoffproduktion nur Energien aus erneuerbaren Quellen eingesetzt werden. Und Emissionen aus Prozessen, die noch nicht klimaneutral gestaltet werden können, durch Umwelt- und Projektinvestitionen, „die nach höchsten Standards zertifiziert sind“, ausgeglichen werden. Versprechen uns die Spanier jedenfalls hoch und heilig.

So, und nachdem wir uns nun lange genug angeschlichen haben, kommt jetzt die alles entscheidende Pflichtfrage. Wie sich dieser Born denn fährt? Wirklich wie ein wilder Hund oder schlicht wie eine elektrische Familienkutsche?

Schon ab Werk tiefergelegt

Da können wir Entwarnung geben, denn auch fahrerisch ist der Vollstromer eine heftige Ansage. Nicht wegen seines, natürlich idealen, niedrigen Schwerpunkts durch die tiefe Position der 490 Kilo schweren Lithium-Ionen-Batterie (wir sind mit der 77-kWh-Version unterwegs) und seines Heckantriebs. Nein, die Spanier haben beim Born deutlich tiefer in die Trickkiste gegriffen. Und ein paar schöne Brandbeschleuniger haben sie sogar exklusiv. Vielleicht macht es sich da bezahlt, dass der für Seat und Cupra zuständige Entwicklungschef Werner Tietz ein Deutscher mit einschlägiger VW-Konzernerfahrung ist, der – Achtung, Achtung – bei Porsche an der Entwicklung des Elektro-Überfliegers Taycan beteiligt war.

Spanischer Bruder
Der Cupra Born wird wie der VW ID.3 im sächsischen Zwickau montiert. Die Verwandtschaft wird auf den zweiten Blick deutlich.

Konkret zur Sache. Der Born ist gegenüber der Standardhöhe der MEB-Plattform tiefergelegt, vorn um 15, hinten um 10 Millimeter. Zweitens hat er die sehr direkt reagierende Progressivlenkung generell serienmäßig, und sein Antischleudersystem (ESP) lässt hier in der »Sport«-Einstellung »größere Schwimmwinkel«, also auch mal einen netten Drift zu. Wer es als Kitzel unbedingt braucht, kann es für mutwillige Aktionen auf freien Pisten sogar ganz ausschalten. Außerdem kann dieser Born auf Wunsch auch mit 235 Millimeter breiten Reifen ausgestattet werden, und seine zum Teil größeren Bremsen (340 mm Durchmesser im Topmodell) packen auch etwas schärfer zu als die des normalen MEB-Programms.

Boost-Modus erst 2022 verfügbar

Zudem darf der Born auf die adaptive Fahrwerksregelung DCC mit ihren verschiedenen Modi zugreifen. Wahlweise die Programme Range, Comfort, Individual oder Cupra. Und schon kommen wir zu den bereits erwähnten Knöpfen links und rechts am Lenkrad. Der Linke («Drive«) ist für die Wahl dieser Modi zuständig. Einfach durchklicken. Der rechte ist der schlagartige Direktzugriff auf den Cupra-Boost-Modus des Autos, der von der Dämpfung bis zur Strompedal-Kennlinie alle wichtigen Parameter in die Habtachtposition bringt. „Das müssen Sie nachher mal unbedingt ausprobieren“, grinst Christoph Vierling, bei Seat und Cupra der deutsche Chef der Gesamtfahrzeugentwicklung. „Da haben Sie dann richtig Spaß“.

Leider soll es diesen Spaß, den wir vielleicht gleich haben werden, erst im ersten Halbjahr 2022 zu kaufen geben. Dann kommt für den Born dieses e-Boost Performance-Paket, das seine Motorleistung bei gut gefüllter Batterie für etwa 30 Sekunden auf 170 kW (231 PS) aufbläst. Nur an der Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h ändert sich nichts. Der Preis dafür ist noch geheim, und diese Boosterei, ätsch, darf der VW ID.3 nicht haben. Jedenfalls nicht gleich.

Nur der Blinker ist laut

Fahrerisch, und so viel können wir nach fast 200 Testkilometern definitiv sagen, geht speziell dieser Boost-Cupra für seine maximal 170 kW bemerkenswert dramatisch ab. Instant-Beschleunigung in fast Nullkommanichts (offiziell im besten Fall 6,6 Sekunden bis Tempo 100). Er neigt sich dabei nicht französisch in schnellen Kurven, sondern brettert wankfrei und wie ein Irrwisch durch engste Biegungen. Kein Zucken, keine unnötige Aufregung. Alles flutscht, alles flüsterleise. Und sorry, dieses Boost-Knöpfchen haben wir gefühlt wohl eine Million mal gedrückt. Weil es einfach diebischen Spaß macht, wenn Freund Born, von der Leine gelassen, plötzlich schlagartig böse wird.

Sport für Veganer
Auf Wunsch und gegen Aufpreis gibt es für den Born Sportschalensitze mit Bezügen aus umweltfreundlichen Mikrofaserstoff.

Was stört? Das Bremsgefühl des Stromers, der hinten mit althergebrachten Trommelbremsen arbeitet, kommt uns in Situationen, in denen wir mal kurz den Notanker schmeißen müssen, ungewohnt weich und teigig vor. Da lässt sich, beste Grüße nach Martorell, in der Feinabstimmung garantiert noch was machen. Und in engen Kurven stört die wie bei einem Van weit vorgezogene A-Säule das Blickfeld. Und das extrem laute Geräusch des Blinkers (klack, klack) erinnert uns schmerzhaft an Omas analoge Riesenwecker auf dem Nachttisch. Jawoll, das ist Jammern auf hohem Niveau, muss aber gesagt werden.

Drei Batteriegrößen

Wir fahren dann auch noch das mittlere Modell mit 150 kW (231 PS), dessen Power für alle Lebenslagen ausreichen sollte. Jedenfalls waren wir auch mit diesem Stromer in diversen Serpentinen und Landstraßen zügig unterwegs und im chaotischen Verkehrsgewühl von Barcelona, dessen zwei- und vierrädrigen Akteure beim Spurwechsel gern so eine Art russisches Roulette spielen, zumindest immer Sieger bei den an jeder Ecke laufenden Ampelsprints. Die dazu passende Werksangabe (Null bis Tempo 50 in 2,6 Sekunden) ist wirklich glaubhaft.

Wer hier als nicht so eiliger Verkehrsteilnehmer auch mit weniger Power zufrieden wäre: Im nächsten Jahr kommt der Born auch mit schlanken 110 kW (150 PS) zu uns. Ausschließlich in Verbindung mit der kleinen 45-kWh-Batterie, die laut Cupra eine Reichweite von rund 340 Kilometern garantieren soll. Ach ja, auch die 150-kW-Variante gibt es (wahlweise) mit einer kleineren und demzufolge leichteren Batterie: 58 kWh Kapazität, 378 Kilogramm schwer.

Testverbrauch zwischen 16,3 und 20,5 kWh

Selbstverständlich, kurzer Einschub, sind im Born für die angesagten Assistenzsysteme alle gängigen Sensoren, Kamera- und Radarsysteme an Bord. Dazu gehören gehören unter anderem die vorausschauende Distanzregelung (Predictive ACC), der Travelassist, die Verkehrszeichenerkennung oder der Pre-Crash Assistent. Über die Ausstiegswarnung macht uns der Born beim Türöffnen auf herannahende Fahrzeuge oder Radfahrer aufmerksam, und dieser Notfallassistent arlamiert mit Warnsignalen, wenn der Fahrer irgendwie unnormal handelt. Reagiert der nicht, bremst das Auto ruckartig. Immer noch keine Reaktion? Wusch, schon setzt der Notfallassistent die Warnblinker, bringt den Born zum Stehen und nimmt übers eCall-System den Kontakt zum Rettungsdienst auf. Wie fürsorglich.

Irgendwelche Notfälle hatten wir nicht, aber am Ende der Tour hat uns dann unser Verbrauchsschnitt gefallen, der je nach Fahrweise zwischen 16,3 und 20,5 kWh lag. Da hätten wir mindestens 450 von den versprochenen 540 Kilometern Reichweite hinbekommen. Das liegt gar nicht weit weg von den offiziellen Werksangaben, die fürs 150-kW-Modell so WLTP-Werte zwischen 15,5 und 16,8 kWh nennen.

Scheinbenbremsen nur vorne
Wie der VW ID.3 verfügt auch der Cupra Born nur an der Vorderachse über Scheibenbremsen. Hinten kommen wartungsarme – und kostengünstigere – Trommelbremsen zum Einsatz. Wegen der Rekuperation kommen die aber nur selten zum Einsatz.

Dabei sind wir übrigens die meiste Zeit im B-Modus gefahren, bei dem der E-Motor für die Bremsenergierückgewinnung als Generator funktioniert. Mit Verzögerungen von bis zu 0,3 g. Das reicht wie beim ID.3 nicht fürs Bremsen bis zum Stand, das bei einigen Konkurrenten angebotene »One-Pedal-Driving« (alles nur per Stromfuß) kann der Cupra also nicht. Dennoch soll seine Verzögerung fast alle normalen Bremsvorgänge abdecken — und entsprechend die Bremsen schonen.

Ladeleistung steigt 2022 auf 170 kW

Noch ein paar notwendige Worte zum Laden. Auf den Born sei allzeit Verlass, jubeln sie bei Cupra, denn mit seiner Schnellladefunktion lasse er sich mit 120 kW laden. So soll er dann (mit der 77-kWh-Batterie) nach nur sieben Minuten Ladezeit eine Reichweite von 100 Kilometern gebunkert und nach 38 Minuten die Batterie zu 80 Prozent gefüllt haben. Erfahrene E-Fahrer wissen: Die restlichen 20 Prozent dauern dann dummerweise noch einmal genauso lange.

Klar, Schnellladen geht heute schon anders. Neue koreanische Vollstromer wie der Kia EV6 oder der Hyundai Ionic 5 brezeln ihre Akkus viel zügiger auf. Andererseits: Viele Born-Besitzer werden ihr Auto sowieso meist kostengünstig zuhause an der eigenen Wallbox laden. Überhaupt beginnt sich dieses ganze elektrische Konstrukt, falls idealerweise noch eigener Solarstrom im Spiel ist, erst dann hübsch zu rechnen.

Und ruhig Blut, hier kommt ganz aktuell noch eine erfreuliche Nachricht: Wie bei einigen VW-Stromern wird die DC-Ladeleistung des Cupra Born im Frühjahr nächsten Jahres auf immerhin 170 kW angehoben, was die Angelegenheit unterwegs deutlich beschleunigen und die Kaffeepausen verkürzen dürfte. Klingt schon mal richtig gut, auch wenn es dazu noch keine genaueren Ladezeitangaben gibt.

Entwickelt in Spanien, produziert in Sachsen

Spätestens jetzt muss auch verraten werden, dass dieser im Stammwerk Martorell bei Barcelona entworfene und entwickelte Born, nicht nur ein halber Deutscher, sondern, regional gesehen, irgendwie auch ein Sachse ist. Aus der Gegend, wo man zum belegten Brot „Bemme“ sagt und „Eiforbibbsch“ ein Ausruf des Erstaunens ist. Denn der kompakte Cupra wird in VWs großem Elektroauto-Werk Zwickau gebaut. Gleich neben den entsprechenden E-Modellen von VW und Audi. In bester Fertigungsqualität übrigens: In internen Vergleichen des VW-Konzerns liegen die Sachsen immer schön in der Spitzengruppe.

Sonst noch was? Ja, der Born sollte ursprünglich das bodenständigere Seat-Logo tragen. Aber weil der Brite Griffiths als Gesamtchef beider Marken (nach dem Abnicken einiger Herren in der Wolfsburger Konzernzentrale) unter der premiumnäheren, neuen Cupra-Flagge (erst seit 2018 ist Cupra eine eigenständige Marke) lukrativere Renditen sah, wurde der Stromer mal fix umgewidmet. Und die eigentliche Mutter Seat muss sich erst einmal mit Plug-in-Hybriden bescheiden. Ausgang offen.

Preise beginnen bei 37.220 Euro

Den avisierten Cupra-Käufer, der es sowieso ein wenig dramatischer liebt, dürfte das nicht irritieren, möglicherweise stößt er sich aber am strammen Preis des Stromers, für den in dieser zuerst startenden 150-kW-Version mit der erstmal erhältlichen 58 kWh-Batterie (424 km Reichweite) exakt 37.220 Euro zu berappen sind. Gut, abzüglich der aktuellen Förderung sind es dann nur noch 27.650 Euro, was aber für so ein 4,32 Meter langes, 1,80 Meter breites und 1,54 Meter hohes Kompaktmodell trotzdem ein nettes Sümmchen ist.

Mal ganz praktisch
Der Innenraum des Born bietet jede Menge Platz, großgewachsenen Menschen und auch allerlei Gepäck. Foto: Cupra

Aber neben einem forcierten Online-Verkauf, der durch easy sortierte Paket-Angebote tatsächlich mit nur wenigen Klicks funktioniert, ist, aktuellen Trends folgend, für den Born sogar ein interessantes, jederzeit kündbares Abo-Modell geplant, mit dem sämtliche anfallenden Wartungskosten sowie Steuern und Versicherung inklusive sind. Und diese stylischen »Cupra-Garagen«, die es nach dem Vorbild hipper Szene-Clubs schon in Hamburg, München und Mailand gibt (in Berlin suchen sie noch ein cooles Plätzchen), sollen die Cupra-Interessenten mit coolen Sounds und kuschliger Bar-Atmosphäre anlocken.

Grundsätzlich sollen die unkonventionellen Vertriebsmodelle des ersten Vollstromers der Marke wunderbar auf „die nächste Generation junger Herausforderer“ passen, die Griffiths schon mal euphorisch als ideale Zielgruppe für den schneidigen Born sieht. Die hat er ohnehin schon fast am Wickel, denn europäische Cupra-Käufer sind im Schnitt nur zwischen 35 und 38 Jahre alt. Davon träumen die Marketingstrategen anderer Autohersteller.

„Urban Rebel“ kommt ohne Spoiler

Bei Cupra arbeiten sie längst an weiteren spannenden Elektrofahrzeugen. So soll die elektrische Reichweite der Plug-in-Hybride zwischen 2024 und 2025 nach VW-Vorbild auf 100 Kilometer angehoben werden. Im Modelljahr 2024 startet denn auch das vollelektrische SUV-Coupé Tavascan, und 2025 kommt ein kleiner, preisgünstiger Stadtflitzer, der dieser gerade gezeigten extremen »Urban Rebel«-Studie wie aus dem Gesicht geschnitten sein wird. „Denken Sie sich mal einfach den Frontspoiler und den riesigen Heckflügel weg“, lächelt Tietz. Und später, so etwa ab 2027/2028 soll es bei Cupra, wie uns Vierling noch verrät, nur noch batterieelektrische Modelle geben.

Die Geschäfte der spanischen Edelmarke, die sich besonders sportlich und exklusiv gibt, laufen jetzt schon blendend, obwohl sie erst 2018 installiert wurde. „Wir haben jetzt bis August schon über 50.000 Autos verkauft und korrigieren gerade sämtliche Planzahlen nach oben“, frohlockt Tietz. Und mit dem neuen Born werde 2022 ein „phantastisches Jahr“ werden. Sogar nach Australien und in die Asia-Pazifik-Region wolle man nun expandieren. Sieht nach einem Volltreffer aus.

Auslieferungen sollen im November beginnen

Das dürfte den vor lauter Begierde ganz hippeligen Käufer eines Born jetzt weniger interessieren. Eher die Ansage, dass die ersten Exemplare im November bei den deutschen Händlern sein sollen. Und sich die Lieferfristen im Rahmen halten sollen, was auch immer das bedeuten soll. Auf der Konfigurator-Website gibt es schon mal sicherheitshalber den Hinweis, „dass es aufgrund der Lieferengpässe von Halbleitern zu deutlich längeren Produktionszeiten kommen kann.“

Wir spekulieren mal mit Zeiträumen zwischen drei und sechs Monaten. Wenn es gut läuft. Inzwischen könnten sich ja potentielle Interessenten in den genannten Cupra-Garagen entspannen, falls sie zufällig in der Nähe von Hamburg oder München wohnen. Wenn nicht, diese Garage gibt es auch virtuell. Kein Witz. Da können wir mit einem „Master“ realen Kontakt aufnehmen. Kalender-Termin anklicken – schon gibt es die individuelle Echtzeit-Videopräsentation für einen ganz allein. Schöne neue Zeit.

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