2025 – es sind noch mehr als zwei Jahre hin, ehe Cupra seinen elektrischen Kleinwagen auf die Kunden loslassen kann. Dieser wird dann aber kaum „Urban Rebel“ heißen, sondern, wie man es von den Spaniern kennt, den Namen einer spanischen Großstadt tragen. Deutlich interessanter sind aber die technischen Details des kleinen Stromers. Der elektrische Kleinwagen ist eng verwoben mit dem VW ID.2, einem Audi A2 e-tron sowie einem ebenso geplanten Skoda-Derivat und nutzt eine neue Konzern-Plattform, bei der im Unterschied zum Modularen Elektro-Baukasten (MEB), auf dem ID.3 und Cupra Born aufbauen, die Vorderachse angetrieben ist.

Zudem ist der Radstand auf 2,60 Meter verkürzt. Die Straßenversion des Cupra Urban Rebel Concept soll dabei maximal 172 kW oder 234 PS stark sein und mit einer Batteriekapazität von 60 bis 70 kWh Reichweiten von bis zu 440 Kilometern ermöglichen. Angepeilt war mal ein Einstiegspreis von rund 20.000 Euro. Aufgrund der jüngsten Preisentwicklungen dürften aber am Ende Beträge um die 25.000 Euro herumkommen.

Auf der Zielgeraden
Straßen- und Rallyeversion des neuen Elektroautos von Cupra auf der Rallyecross-Strecke Montmelo bei Barcelona.
Auf der Zielgeraden
Straßen- und Rallyeversion des neuen Elektroautos von Cupra auf der Rallyecross-Strecke Montmelo bei Barcelona.

Wie scharf so ein elektrischer Kleinwagen aussehen könnte, war bereits bei der IAA 2021 in München zu sehen. Nun wird getestet, wie sich der kleine elektrische Rennbolide auf der Rallyecross-Strecke Montmelo in der Nähe von Barcelona bewegen lässt. Xavi Serra, der technische Direktor des Cupra-Teams, erklärt, dass beim Cupra e-Racer „der Verbrennungsmotor ersetzt und die Karosserie so angepasst wurde, dass die Batterie unten und der Elektromotor hinten angebracht werden konnte, um einen Heckantrieb zu ermöglichen“.

Bis zu 316 kW Leistung im Boost-Modus

Die Karosserie des nur 1.230 Kilogramm schweren Racing-Konzepts besteht ebenso wie das Cockpit aus Kohlefaser und ist auf ein Rohrrahmenchassis montiert. „Wir haben hier Pouch-Zellen verwendet, während die Zellen im e-Racer zylindrisch sind, und auch das Kühlsystem ist anders“, erläutert Serra. „Aber diese unterschiedlichen Projekte ermöglichen es uns, mehr Wissen über das thermische Management der elektrischen Komponenten und die Drehmomentabgabe zu sammeln.“

Die Plattform wurde eigens für dieses Konzeptfahrzeug entwickelt, daher entspricht sie nicht der des Serienfahrzeugs, das sich noch in der Entwicklung befindet. Sie verwendet doppelte Querlenker an beiden Achsen und einen Elektromotor vorne und einen weiteren hinten, was zu einer Dauerleistung von stattlichen 250 kW (340 PS) führt, die zu gleichen Teilen vorne wie hinten anliegt. Kurzzeitig sind im Boost-Modus sogar 316 kW (430 PS) und ein maximales Drehmoment 510 Nm verfügbar. Der Elektroallradler im Renntrimm lässt sich so aus dem Stand in 3,2 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Und wie fühlt sich das an?

Startklar 
Im Rennoverall und mit Helm wartet unser Autor auf die Freigabe der Strecke für eine schnelle Testfahrt.
Startklar
Im Rennoverall und mit Helm wartet unser Autor auf die Freigabe der Strecke für eine schnelle Testfahrt. Foto: Cupra

Das soll eine kurze Testfahrt zeigen. Es geht mit Helm und Sturmhaube verkleidet hinein in den engen Schalensitz und ab auf die Piste, die streckenweise mit Asphalt belegt ist, streckenweise nur Schotter aufweist. Auf den ersten Metern überrascht einen das laute Pfeifen aus dem Antriebssystem des Prototypen. So stellt man sich allenfalls den Start eines Raumschiffs, nicht aber die Beschleunigung eines Elektroautos vor. Xavi Serra hat sich längst daran gewöhnt: „Die Geräusche sind ganz natürlich und kommen von den Elektromotoren und der Getriebeuntersetzung.“

Topspeed 170 – auch in den Kurven

Zumindest ist es kein digitaler Akustik-Firlefanz. Auf dem digitalen Display hinter dem Lenkrad blinken Informationen über den Allgemeinzustand des Fahrzeugs, während weiter rechts eine Reihe von Knöpfen verschiedene Möglichkeiten offeriert, das Fahrverhalten zu verändern. Ein Knopf trägt die Aufschrift „Brake Bias“ und kann dazu verwandt werden, Motor- und Bremsleistung zu variieren. Ein erfahrener Pilot kann auf diese Weise im heißen Drift durch die Kurve fegen.

Heißer Drift durch die Kurve 
Der Fahrer des Elektro-Racers hat zahlreiche Möglichkeiten, die Kräfte der beiden Elektromotoren auf die Achsen zu verteilen.
Heißer Drift durch die Kurve
Der Fahrer des Elektro-Racers hat zahlreiche Möglichkeiten, die Kräfte der beiden Elektromotoren auf die Achsen zu verteilen.

Der heiße Elektroritt macht dank Stollenreifen mächtig Laune, denn das Elektrokonzept bricht insbesondere vor der engen Haarnadelkurve beim Übergang von Asphalt zu Schotter erneut schamlos aus. Die beiden Elektromotoren beißen brutal zu und katapultieren einen ohne Verzögerung raketengleich nach vorn. Der Cupra Urban Rebel schafft auf gerader Strecke maximal 170 km/h Spitze – auf kurvigen Streckenabschnitten aber wohl auch. Denn es geht im heißen Spurt über eine kleine Sprungkuppe krachend ins Kiesbett und gleich mit Vollgas weiter. Der Rebel landet bei der Wiederholung trotz stattlichen Tempos wieder sicher auf allen vier Rädern – kaum zu glauben, dass das noch ein Prototyp sein soll. Für einen heißen Rallyeausflug scheint er deutlich besser gewappnet als die allermeisten Fahrer. Und das kleine 30-kWh-Akkupaket sollte für ein paar Runden Fahrspaß reichen. Darauf lässt sich aufbauen.

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