Die Elektromobilität kommt in Deutschland nicht auf Kurs. Im vergangenen Jahr ging die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos um 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Insgesamt wurden 2024 etwa 2,8 Millionen Pkw in Deutschland zugelassen, der Anteil der Elektroautos lag bei nur etwa 14 Prozent. Dies geht aus einem Monitoringbericht der Deutschen Energieagentur (Dena) hervor.
Insgesamt wuchs der Bestand an Elektroautos in Deutschland demnach auf 1,79 Millionen. Damit rückt das politische Ziel der gescheiterten Ampel-Koalition von 15 Millionen E-Autos im Pkw-Bestand bis zum Jahr 2030 weiter in die Ferne. Derzeit fahren nur 3,6 Prozent aller zu gelassenen Autos vollelektrisch. Bleibt es auch in den kommenden Jahren bei diesen Absatzzahlen, wären 2030 statt 15 Millionen nur vier bis fünf Millionen Elektroautos auf den Straßen.

Seit dem Wegfall des Umweltbonus Ende 2023 sind die Neuzulassungen von Batterieautos in Deutschland massiv zurückgegangen. Gewachsen ist hingegen der Anteil von Pkw mit Hybridantrieb – vor allem ohne Stecker. Grafiken: Dena
„Die Erreichung der CO2-Minderungsziele im Verkehrssektor wäre weiterhin gefährdet“, heißt es in dem Bericht. Stattdessen müsse der Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland weiter beschleunigt werden. Dafür sei ein verlässlicher politischer Rahmen unerlässlich. Dieser umfasse das Festhalten an den vereinbarten CO2-Flottengrenzwerten der EU, die Schaffung zusätzlicher Anreize für die Nutzung der Elektroautos sowie eine klare Kommunikation der Vorteile dieser Technologie. Auch der Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur müsse beibehalten werden. Nachholbedarf sieht die Dena beim Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur, insbesondere bei Quartieren mit Mehrfamilienhäusern.
Wegfall des Umweltbonus mit Folgen
Als Grund für den Rückgang der Zulassungen im vergangenen Jahr nennt die Dena den „plötzlichen Wegfall des Umweltbonus im Dezember 2023“. Diesen hat Noch-Wirtschaftsminister Roboert Habeck (Grüne) inzwischen selbst als Fehler bezeichnet. Hinzu kämen aber auch die „allgemeine wirtschaftliche Krisenstimmung, Unklarheit über die zukünftigen politischen Rahmenbedingungen und die Entwicklung der Energiepreise„.

Entwicklung des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes neu zugelassener Pkw in Relation zum CO2-Flottengrenzwert (Gramm CO2/km).
Weitere Verunsicherungen seien durch die öffentliche Debatte über die europäische CO2-Regulierung und um das „Verbrenner Aus“ entstanden. „Verbraucherinnen und Verbraucher warten aktuell erst einmal ab, ob sich der Trend hin zu batterieelektrischen Fahrzeugen wirklich langfristig durchsetzt“, urteilt das Autorenteam. Auch die Verfügbarkeit und die Aussicht auf günstigere Elektroautos führe bei potenziellen Käuferinnen und Käufern zu einer abwartenden Haltung, so die Dena.
Neue E-Auto-Förderung?
Denkbar ist auch, dass potenzielle Käuferinnen und Käufer die Bundestagswahl abwarten und auf eine neue E-Autoförderung hoffen. So hat die SPD einen zeitlich befristeten Steuerabzugsbetrag für die Anschaffung eines in Deutschland produzierten E-Autos ins Spiel gebracht. Zudem seien Zuschussmodelle fürs Elektroauto-Leasing, bessere Abschreibungsbedingungen und Änderungen bei der Dienstwagenbesteuerung möglich.
Auch die Grünen sprechen in ihrem Wahlprogramm von „sozial ausgewogenen Kauf- und Leasinganreizen“. Die Förderung soll dabei nur für in Europa produzierte Fahrzeuge gewährt werden. Die in Umfragen führende CDU kündigte in ihrem Wahlprogramm allerdings keine Elektroautoförderung an – lediglich einen „angemessenen“ Ausbau der Ladeinfrastruktur. Anders hingegen die Schwesterpartei CSU: Diese brachte eine E-Autoprämie in Höhe von 3.600 Euro ins Spiel.
Für die FDP wäre eine solche Förderung hingegen „Wettbewerbsverzerrung“. Sie fordert vielmehr die „Gleichstellung“ von Elektromobilität mit Kraftstoffen aus Strom (E-Fuels) oder Biomasse sowie Wasserstoff. Und auch die AfD will Elektroautos staatliche Subventionen verwehren. Die Linke hält weder E-Fuels noch Wasserstoff für praktikable Lösungen für den Individualverkehr. Eine Kaufprämie für E-Autos will sie jedoch auch nicht. Anders das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW): Kaufprämien im niedrigen Preissegment für Niedrigenergiefahrzeuge und E-Autos könnten den Absatz ankurbeln, heißt es dort im Wahlprogramm.
Immer weniger Privatkäufer
Der Rückgang der Neuzulassungen bei den Elektroautos ist jedenfalls hauptsächlich auf private Verbraucher zurückzuführen. Im privaten Kundensegment gingen die Neuzulassungen um 39 Prozent zurück. Bei den gewerblichen Haltern verringerte sich die Anzahl hingegen um 19 Prozent. Der Rückgang bei den gewerblichen Neuzulassungen ist insofern überraschend, als dass zumindest die steuerlichen Rahmenbedingungen für das Gewerbe im Gegensatz zu privaten Käufern unverändert blieben. Die schlechten Absatzzahlen können somit nicht nur auf den Wegfall des Umweltbonus geschoben werden.

Seit 2020 ist die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte in Deutschland deutlich gewachsen. Vor allem das Angebot an Schnellladesäulen wurde massiv ausgebaut. Die farbigen Felder geben die Ladeleistungen in Kilowatt wieder. Grafik: Dena
Gute Nachrichten gibt es hingegen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur zu vermelden. Insgesamt stieg die Ladeleistung in Deutschland von 125.733 Kilowatt (kW) im Jahr 2023 auf 154.037 kW im Dezember 2024 – eine Steigerung von 23 Prozent. Damit lag das Ausbauniveau zwar nicht auf dem Niveau von 2023 (plus 44 Prozent im Vergleich zu 2022), jedoch stieg insbesondere die Anzahl der Schnellladepunkte. Gab es 2023 noch 24.095 öffentlich zugängliche Schnellladepunkte, stieg die Zahl bis zum 1. Dezember 2024 auf 33.319. Dies entspricht einer Steigerung um 39 Prozent. Mehr als jeder vierte installierte und öffentlich zugängliche Ladepunkt lädt somit mit mehr als 22 kW. Dies seien gute Nachrichten gegen die anhaltende „Reichweitenangst“, findet die Dena.