Wie schwierig sind vor dem Hintergrund aktuell Ihre Gespräche mit den Roaming-Partnern von NewMotion?

Wir alle wollen die Elektromobilität nach vorne bringen und damit ein wenig die Welt verbessern. Wir bemühen uns, alle unsere öffentlichen Ladepunkte möglichst schnell eichrechtskonform zu machen. Auf diese Weise wollen wir auch eine bessere Verhandlungsposition erringen und unsere Partner ermutigen, es uns gleichzutun. 

NewMotion ist ein niederländisches Unternehmen. Im Nachbarland ist die Elektromobilität viel weiter als bei uns. Inwieweit profitieren Sie davon?

Ganz erheblich. NewMotion wurde vor über zehn Jahren gegründet und seit neun Jahren in Deutschland präsent. Der Markt im Nachbarland ist natürlich ein ganz anderer. Und auch die Akzeptanz der Elektromobilität ist deutlich höher. Ich sage immer, die sind drei Jahre weiter als wir. Was haben wir davon? Wir haben Produkte, die hervorragend funktionieren. Das gilt für die Hardware, das gilt für das Backend – es funktioniert reibungslos. Unsere Ladepunkte sind zudem auf künftige Bedürfnisse ausgerichtet. Wer sie kauft kann sich auf einen erstklassigen Service verlassen.

Shell-Tankstelle Wer an einer der Stationen des Energie-Riesen Benzin oder Diesel tankt, kann ab April seinen Ausstoß an Treibhaus-Gasen gegen Aufpreis durch Aufforstungen ausgleichen lassen. Und zu den Themen Laden, Wasserstoff und alternative Kraftstoffe hat der neue Deutschland-Chef auch seine Pläne vorgestellt. Klima

NewMotion verspricht „großartige Ladeerlebnisse“. Was ist da großartig?

Unsere Ladepunkte sind unglaublich einfach zu bedienen. Auf dem Display sieht man sofort, wie viel man geladen hat. Und unsere Ladekarte ist überall in Europa einsetzbar. Wie können wir noch besser werden?

Danke für die Frage. Ja, wie und wo?

Indem wir noch mehr Ladepunkte anbieten.

Oder indem Sie Plug&Charge oder Plug&Pay anbieten. Eine Ladekarte oder -App ist ja eigentlich nur eine Krücke.

Ich glaube auch, dass sich der Markt noch entwickeln wird. Ladekarten bieten auch zahlreiche Vorteile. Sie lassen sich zum Beispiel mit der App verbinden. Dadurch erhält man wertvolle Einblicke in das Ladeverhalten. Außerdem kann man die Ladevorgänge aus der App heraus starten und beenden und sich die Lade-Historie anzeigen lassen. Ich denke, in Zukunft wird es mehrere Identifizierungssysteme nebeneinander geben.

Dann lieber Plug&Pay?

Das hängt von der Anwendung ab – at home, at work, on the go. Öffentliche Ladepunkte sollten möglichst viele Bezahlmöglichkeiten bieten. Bei den anderen Anwendungsfällen ist die Karte für eine eindeutige Identifizierung besser. 

Aber vielleicht ist das nach der Corona-Krise auch nur noch ein Luxusthema. Es gibt Stimmen, die warnen bereits davor, dass die bevorstehende Wirtschaftskrise die Prioritäten verschieben wird. Deutet sich das vielleicht in Ihren Gesprächen mit Geschäftskunden ein nachlassendes Interesse an der Elektromobilität schon an?

Viele Unternehmen stehen gerade mit dem Rücken zur Wand. Trotzdem haben wir sehr wenige Stornierungen von Aufträgen. Und manche sagen: Jetzt erst recht. Ich habe deshalb die Hoffnung, dass sich die Welt weiter in die richtige Richtung dreht. Wie wir jetzt erkennen, ist sie sehr verletzlich. Und da kann Elektromobilität ein Heilmittel sein. Ich hoffe deshalb, dass die Förderprogramme Projekte zur Klimaneutralität und zum Ausbau der Elektromobilität unterstützen werden. 

Was kostet der Strom?
Was kostet der Strom hier?
Das Smartphone als Ersatz für die Ladekarte. Foto: NewMotion

Wie würden Sie das machen? Durch neue Abwrackprämien – oder durch eine CO2-Steuer auf fossile Kraftstoffe?

Wir begrüßen es, wenn möglichst viele Elektroautos auf die Straße kommen – dann wird umso mehr Strom geladen. Statt den Sprit teurer zu machen würde ich versuchen, den Strom wieder günstiger zu machen. Die Variante Zuckerbrot funktioniert nach meiner Überzeugung langfristig besser als die Peitsche. Ich bin deshalb kein großer Freund eines Bonus-Malus-Systems: Der Mensch soll sich frei entscheiden. 

Einige Ladeanbieter scheinen wegen Corona kalte Füße zu kriegen: Die Telekom hat ihren Ladedienst GetCharge an den Schweizer Energieversorger Alpiq verkauft. E-Mobility sei ein Wachstumsmarkt, aber noch längst kein Massenmarkt, hieß es zur Begründung. Stehen wir vor einer Konsolidierung des Marktes?

Sehr schwierige Frage. Shell steht jedenfalls weiterhin zu 100 Prozent hinter unseren Aktivitäten, weil es eine Säule des Geschäftsmodells sein wird. Aber Corona könnte in der Tat zu einer Bereinigung des Marktes führen.

Eine Ertragssäule des Geschäftsmodells von Shell ist NewMotion aber noch nicht, oder?

Es war ein strategisches Investment. Wir sind noch nicht in den Konzern integriert aber wir versuchen immer mehr Synergien zu erzielen, zum Beispiel über Shell Recharge, aber auch mit der Sonnen-Gruppe.

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3 Kommentare

  1. gerd

    BMW i3 auf Langstrecke? da ist halt die Aerodynamik viel zu schlecht. da hilft auch keine Kohlefaser.

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    • i_Peter

      Die Aerodynamik beim BMW i3 ist gar nicht so schlecht mit einem cw-Wert von 0,29. Es kommt auch nicht nur auf den cw-Wert, sondern auch sehr auf die Stirnfläche des Fahrzeuges an, die einen ebenso großen Einfluß auf den gesamten Luftwiderstand hat. Und hier ist der i3 ebenfalls gut dabei mit einem schmalen Karosserieaufbau (der auch beim Einparken in der City hilft) und mit sehr schmalen Reifen, die über einen großen Durchmesser trotzdem für die notwendige Fläche für eine gute Traktion sorgen. Die optimale Autobahngeschwindigkeit des i3 liegt bei 120-130 km/h (Verhältnis aus Verbrauch und Ladeleistung). Das entspricht der Richtgeschwindigkeit in Deutschland und ist zugleich die maximal erlaubte Geschwindigkeit in allen anderen europäischen Ländern (vielleicht bald auch in Deutschland?). Man kann also gut mit dem i3 auf lange Autobahnstrecken gehen. Man sollte nur nicht den Anfängerfehler machen, und versuchen mit möglichst wenigen Ladehalten zu fahren. Das endet dann in Fahrten ohne Klimaanlage und Radio. Also: lieber zügig fahren, dann kommt man am schnellsten an. Und am letzten Schnelllader vor Ende der Reichweite wieder auf 85% laden. Darüber wird der Ladevorgang zäh und man verliert Zeit. Und dann vielleicht noch eine wenige Minuten lange Schnellladung kurz vor dem Ziel, damit man auch vor Ort noch Bewegungsspielraum hat, um wieder zum ersten Schnelllader auf der Rückfahrt zu kommen.
      😉
      Bin selber mit dem BMW i3 schon bis zu 1.000 km an einem Tag gefahren: von der Schweizer Grenze bis kurz vor Dänemark. Story hier: https://www.facebook.com/peter.bering/posts/10209273499474963

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  2. Duesendaniel

    „Ich denke die Phase ist vorbei, in der Elektroautos ausschließlich von Enthusiasten bewegt wurden, die zehn oder mehr Ladekarten haben, um ein oder zwei Cent beim Strompreis sparen zu können.“
    Lieber Herr Schmidt-Dannert, es geht bei den Preisunterschieden nicht um ein oder zwei Cent, sondern um 54(!) Cent pro KWh.
    Da die Kilowattstunde aktuell bei Ionity mit 79ct mehr als das Dreifache dessen kostet, was ich z.B. als Energiekunde bei Maingau zahle, lohnen sich mehrere Karten und ständige Vergleiche noch immer. Und da ich mit meinem älteren Auto noch nicht so schnell laden kann, kommt die Minutenabrechnung von Nee Motion bzw. Shell sowieso nicht in Frage.
    Und wenn Herr Schmidt-Dannert die Strecke Hamburg-Berlin in einem Stück fahren möchte, sollte er es mal mit einem Tesla Long Range versuchen. Da muss er dann auch nicht langsam fahren oder Radio und Klimaanlage ausschalten. Wenn ich die Möglichkeiten einer Technologie kennenlernen möchte, schaue ich mir doch zuerst den Technologieführer an, oder nicht?

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