Benzin und Diesel sind seit Jahresbeginn deutlich teurer geworden, auch die Preise für Heizöl stiegen. Im Jahresvergleich verteuerten sich die Energiekosten in Deutschland „überdurchschnittlich“ um 7,9 Prozent, meldete kürzlich das Statistische Bundesamt. Die Strompreise blieben hingegen bislang stabil, sanken teilweise sogar.
Doch das ändert sich nun. Zumindest beim Ladestrom für Elektroautos und vorerst nur bei dem baden-württembergischen Energieversorger EnBW: Wie das Unternehmen jetzt bekanntgab, werden die Ladetarife zum 6. Juli – also rechtzeitig zu Beginn der Reisesaison – im Schnitt um 7,7 Cent pro Kilowattstunde (kWh) angehoben. Im so genannten Standard-Tarif ohne Vertragsbindung und ohne Grundgebühr zahlt künftig 45 statt wie bisher 39 Cent pro Kilowattstunde, wer eine mit Wechselstrom (AC) betriebene Ladesäule mit der App oder der Ladekarte der EnBW freischaltet. An einem Schnelllader fallen künftig 55 statt 49 Cent pro Kilowattstunde Gleichstrom (DC) an.
Noch größer ist der Preissprung im Viellader-Tarif, in dem künftig eine monatliche Grundgebühr von 5,99 (statt wie bisher 4,99) Euro fällig wird. Hier steigt der Strompreis am EnBW-eigenen AC-Lader zum 6. Juli von 29 auf 36 Cent pro Kilowattstunde. Bei Ladesäulen anderer Betreiber klettert der Strompreis noch um drei Cent mehr auf 39 Cent. Den gleichen Sprung machen die Autostrom-Preise an den Schnellladesäulen: Die Kilowattstunde verteuert sich hier von 39 auf 46 bzw. auf 49 Cent. Unverändert bleibt hingegen die Situation an den Schnellladern des von der EnBW als „Hochpreise-Betreiber“ gekennzeichneten Ionity-Konsortiums: Hier werden weiterhin 79 Cent/kWh fällig. Bestehen bleibt – vorerst – auch die Blockiergebühr von 10 Cent pro Minute, die EnBW erhebt, wenn ein Elektroauto länger als vier Stunden an einer Ladestation lädt oder besser gesagt: parkt.
Die „moderate Anpassung der Ladetarife begründete Timo Sillober, der für die Ladeinfrastruktur verantwortliche Chief Sales & Operations Officer der EnBW, unter anderem mit den hohen Kosten, die der Ausbau des Schnelladenetzes und der Bau neuer Ladeparks verschlinge. „Wir treiben wie kein anderes Unternehmen den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur in Deutschland voran und wollen unseren Kunden ein transparentes und faires Preismodell anbieten – ob in Flagship-Ladeparks wie in Rutesheim, an Einkaufszentren oder entlang der Autobahn“, bat Sillober in einer Pressemitteilung um Verständnis für die erste „moderate Anpassung der Ladetarife“ seit über zwei Jahren.
EnBW betreibt in Deutschland das derzeit größte Schnellladenetz für Elektroautos – mit zahlreichen eigenen Stationen und der besten Netzabdeckung über Roaming-Verträge mit anderen Anbietern. Derzeit errichtet das Unternehmen am Kamener Kreuz im nördlichen Ruhrgebiet einen Ladepark mit insgesamt 52 Ladepunkten, an denen Elektroautos mit Ladeleistungen von bis zu 300 Kilowatt Strom ziehen können – so sie dazu bereits technisch in der Lage sind.
Spannend wird sein, wie der Wettbewerb auf die Anpassung der Ladetarife bei EnBW reagiert. Mit der Ladekarte oder App von Maingau EinfachStromLaden etwa kostet die Kilowattstunde für Vertragskunden 28 Cent (AC) und 38 Cent (DC), beim spontanen Ad Hoc-Laden ohne monatliche Grundgebühr 38 und 48 Cent. Und beim E-Mobility Service-Provider Plugsurfing werden seit Jahresbeginn sogar 49 Cent für die Kilowattstunde Wechselstrom aufgerufen. Die Kilowattstunde Gleichstrom kostet 69 Cent. Und an den Schnellladern von Ionity werden sogar 1,09 Euro fällig – eine Akkuladung kann da für den Fahrer eines VW ID.3 (Speicherkapazität der Batterie von 77 kWh) leicht über 80 Euro verschlingen.
Doch das sind böse Ausreißer, wie die jüngsten Zahlen des Charging Radar von CiRRANTIC zeigen. Demnach kostet die Kilowattstunde Gleichstrom (DC) – zum Stand 21. Mai – an öffentlich zugänglichen Schnellladesäulen in Deutschland im Schnitt 46 Cent, die Kilowattstunde Wechselstrom an öffentlichen Wechselstrom-Ladestationen 41 Cent.
Immer wieder spannend, was die Leute unter moderat verstehen!? Preiserhöhung weil es geht, …