Der neue Tarif von Ionity am High Power Charger bringt weiterhin viele Elektromobilisten auf die Palme: Wer als Fahrer eines ausländischen Herstellers keine Sonderkonditionen genießt, muss an den Stationen des deutschen Konsortiums seit 1. Februar 79 Cent pro Kilowattstunde zahlen. Statt pauschal 8 Euro werden dadurch nun statt wie zuvor pauschal 8 Euro je nach Größe des Akkus leicht bis zu 70 Euro fällig.

Ionity-Chef Michael Hajesch sieht das Ende der "Willkommensphase" in der Elektromobilität gekommen - und startet ein neues Preismodell an seinen Schnellladesäulen. Mit 79 Cent pro Kilowattstunde. Laden

Auch der Wettbewerb sieht die massive Preiserhöhung kritisch, inzwischen nicht nur hinter vorgehaltener Hand. Deutliche Worte dazu kamen nun aus der Zentrale von EnBW aus Karlsruhe. „Wir können die Intention dahinter mit Blick auf die Kosten des Ladeinfrastrukturausbaus nachvollziehen“, heißt es in einer „Info-Mail“ des Energieversorgers, die EDISON erreichte. Aber „gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass eine Preispolitik die Bedürfnisse aller Verbraucher berücksichtigen muss – ganz gleich in welcher Marktrolle die Akteure handeln.“ Den Preis von 0,79 Euro pro Kilowattstunde „sehen wir vor diesem Hintergrund als kontraproduktiv.“ Zu befürchten sei, dass die hohen Strompreise abschreckend wirken und zu einer Verunsicherung der Verbraucher führe. EnBW werde deshalb die höheren neuen Strompreise auch nicht an seine Kunden weitergeben.

„Alternative Standorte nutzen“

Alle Marktakteure, ob sie nun als Ladepunkt-Betreiber („Charge Point Operator“/CPO) agieren, als „E-Mobility-Provider“ (EMP) die Bezahlvorgänge organisieren oder auch nur den Ladestrom liefern, hätten in der aktuellen Markthochlauf-Phase nicht weniger als den Auftrag, „der Elektromobilität Vorschub zu leisten und einer breiten Masse den Zugang zur Elektromobilität zu ermöglichen“, heißt es in der Info-Mail. „Natürlich nicht als dauerhaftes Subventionsprogramm, aber unbedingt kundenfreundlich.“

EnBW ist aktuell noch Roaming-Partner von Ionity. Kunden des Unternehmens können deshalb vorerst auch weiterhin über die App mobility+ im Standard-Tarif für nur 49 Cent an der Ionity-Ladesäule Strom zapfen, im Vielfahrer-Tarif und als ADAC-Kunde sogar für nur 39 Cent. Wie lange dieses Angebot noch gilt, steht allerdings nicht fest. Man prüfe derzeit „im Austausch mit Ionity“ die Möglichkeiten, dieses Angebot auch weiterhin machen zu können, heißt es in Stuttgart. In der Zwischenzeit empfiehlt das Unternehmen seinen mobility +-Kunden, „alternative Ladestandorte“ zu nutzen.

Auch Ausländer willkommen
An den Schnellladern von EnBW können auch Elektroautos japanischer Hersteller Strom aufnehmen – im Unterschied zu den Stationen des deutschen Ionity-Konsortiums gibt es es hier auch einen Chademo-Anschluss. Foto: EnBW

Als Boykottaufruf will man das in der EnBW-Zentrale auf Nachfrage freilich nicht verstanden wissen. Man wolle vielmehr die Kunden auf die zahlreichen anderen öffentlich zugänglichen Möglichkeiten zum Schnellladen entlang der Fernstraßen hinweisen – auf die Stationen von Fastned etwa oder auf die 148 EnBW-eigenen High Power-Charger, wo inzwischen auch bis zu 350 Kilowatt Strom pro Stunde aus dem Netz gezogen werden können. Über „mobility+“ haben Elektromobilisten immerhin Zugriff auf 692 HPC Ladepunkte jenseits der 195, die Ionity betreibt.

Da sollte keine Reichweitenangst aufkommen können.

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4 Kommentare

  1. Jan Schultze-Melling

    Ein Schnellladenetz ist immer ein Zuschussgeschäft. Es ist schlicht absurd und wirkt dumm, wenn die Betreiber die drastischen Preiserhöhungen damit begründen, dass die Gestehungskosten so hoch sind. Die Frage, welcher Trottel da den Buisinessplan gemacht hat, geht in die falsche Richtung. Die Leute sind nicht dumm.
    Die Erklärung ist einfach. Die Anteilseigner (Daimler, VW, BMW, Hyundai usw) haben kein Interesse daran, dass das Ladenetz von Telsa-Fahrern genutzt wird.
    Die Dummheit liegt an anderer Stelle. Die doofen Deutschen machen sich den heimischen É-auto-Markt kaputt.
    Da die deutschen E-Autos nicht wettbewerbsfähig sind, wird die Weltbevölkerung so schnell keine deutschen E-Autos kaufen. Dann werden die doofen Deutschen darauf angewiesen sein, dass die deutsche Bevölkerung aus Mitleid deutsche E-Autos kauft. Wenn man aber vorher systematisch die Interessierten zu Tesla treibt, wird es niemanden mehr geben, der das Zeug kauft. Gute Nacht…

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  2. Manuel-Leonhard Rixen

    Bei Tesla kostet es 0,33€/kWh.

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    • Franz W. Rother

      Korrekt, aktuell

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    • Steff

      Wer Langstrecken fährt, befindet sich schnell nicht mehr in Deutschland! Darum lohnt sich ein Blick über die Grenzen.
      Ionity kostet immer 0.79 €/kWh.
      Tesla hingegen wird immer günstiger:
      – Österreich 0.28 €/kWh
      – Niederlande 0.25 €/kWh
      – Frankreich 0.24 €/kWh

      Den Preisvergleich auf Deutschland zu reduzieren schmeichelt Ionity noch.

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