An sich sollte der Fisker Ocean schon lange auf dem Markt sein, zumindest in den USA. In diesem Jahr war für das Elektroauto der Europastart in Ländern wie Deutschland, Norwegen und Dänemark geplant. Immerhin kann man den Fisker Ocean schon seit längerer Zeit im Internet für 250 US-Dollar reservieren – auch in Deutschland. Und angeblich griffen auch schon viele Kunden erwartungsvoll zu. Und in dieser Woche stellt Henrik Fisker seinen inzwischen nicht mehr ganz so neuen Ocean-SUV ein weiteres Mal vor – auf dem „Mobile World Congress“ in Barcelona.

Es ist nicht das erste Mal, dass der ehemalige Designer von Aston Martin und BMW eine eigenen Automarke auf den Markt bringt. Der Däne und Wahl-Kalifornier, der vor Jahrzehnten so spektakuläre Fahrzeuge wie den BMW Z8 und den Aston Martin DB9 schuf und später für Tesla das Model S gestaltete, war bereits 2007 in Kalifornien mit einem eigenen Fahrzeug in das Automobilgeschäft eingestiegen.

Schlechtes „Karma“

Das Projekt Karma scheiterte allerdings krachend – nach dem Bau von rund 2000 Hybridautos war Fisker Automotive 2013 pleite, obwohl Risikokapitalgeber fast 1,5 Milliarden Dollar in das Unternehmen gepumpt hatten. Schwierigkeiten mit den Akkus des US-Herstellers A123 und der anschließende Bankrott des Zulieferers warfen Fisker vorübergehend aus der Bahn. Die Insolvenzmasse von Fisker Automotive erwarb ein chinesischer Konzern, Fisker selbst konnte nur die Rechte an seiner Automarke retten.

Irgendwie vertraut 
Henrik Fisker hat als Designer unter anderem das Model S von Tesla gestaltet. Dessen stark reduziertes Bedienkonzept findet sich nun - in weiterentwickelter Form im "Ocean" wieder: Der 17,1 Zoll große Touchscreen kann vom Hoch- ins Querformat geschwenkt werden, wenn auf ihm Filme abgespielt werden sollen. Foto: Fisker
Irgendwie vertraut
Henrik Fisker hat als Designer unter anderem das Model S von Tesla gestaltet. Dessen stark reduziertes Bedienkonzept findet sich nun – in weiterentwickelter Form im „Ocean“ wieder: Der 17,1 Zoll große Touchscreen kann vom Hoch- ins Querformat geschwenkt werden, wenn auf ihm Filme abgespielt werden sollen. Fotos: Fisker

Doch das inzwischen 59-jährige Stehauf-Männchen ließ sich davon nicht unterkriegen. Bereits 2016 gründete er in Kalifornien sein nächstes Automobilunternehmen – Fisker Inc. Und präsentierte bald darauf mit dem „Ocean“ das erste Produkt der neuen Gesellschaft: Einen vollelektrisches Mittelklasse-SUV, das mit einem 80 Kilowattstunden großen Akku knapp 480 Kilometer weit fahren soll. Bei strahlendem Sonnenschein könnten es noch ein paar Kilometer mehr werden. Denn das Dach des Viertürers ist komplett mit Solarzellen bedeckt. Fisker versprach bei der Weltpremiere vom „nachhaltigsten Auto der Welt“, das mithilfe der Solarzellen Fahrstrom für rund „1000 Meilen“ (1600 Kilometer) gewinnen könnte.

„Ocean“ startet in Deutschland bei 41.560 Euro

Seitdem hat sich viel getan, am Fahrzeug und auch sonst so. Nachdem lange nichts so recht funktionierte, hat der Ocean als Elektro-SUV nun eine echte Marktchance. Der 4,78 Meter lange Crossover punktet nicht allein mit seinem Design, sondern netten Details, solider Technik und einem mannigfaltig proklamierten Ökoanspruch. Der Elektrocrossover startet frontgetrieben in den USA zu einem günstigen Preis von 37.500 US-Dollar für den 202 kW (275 PS) starken „Ocean Sport“, während es in Deutschland bei 41.560 Euro losgeht. An Bord sind hier preisgünstige LFP-Akkus, die an entsprechenden Stationen mit bis zu 250 kW Ladeleistung gefüllt werden können.

Stehauf-Männchen
Henrik Fisker lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Nach der Pleite von Fisker Automotive gründete der Däne gleich eine neue Autofirma - und hofft mit dem Elektroauto "Ocean" endlich eine Erfolgsgeschichte starten zu können. Foto: Maggie Shannon
Stehauf-Männchen
Henrik Fisker lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Nach der Pleite von Fisker Automotive gründete der Däne gleich eine neue Autofirma – und hofft mit dem Elektroauto „Ocean“ endlich eine Erfolgsgeschichte starten zu können. Foto: Maggie Shannon

Die ersten 5.000 Fahrzeuge der besonders exklusiven Edition „Ocean One“ kosten mindestens 69.000 US-Dollar. Hierfür bietet der Stromer nicht nur hochwertige NMC-Zellen mit einer Kapazität von voraussichtlich 80 kWh, sondern auch eine Antriebsleistung von 404 kW (550 PS), die den 1,9 Tonnen schweren Allradler aus dem Stand in unter vier Sekunden auf Tempo 100 spurten lassen. Während das Basismodell „Sport“ über zwei Fahrmodi verfügt, bieten die stärkeren und allradgetriebenen Versionen „Ultra“ (ab 57.000 Euro) und „Extreme“ (ab 69.950 Euro) Hyper- und Offroadmodus nebst Torque-Vectoring-Technik für mehr Agilität.

Das Basismodell schafft mit einer Akkuladung angeblich 440 Kilometer Reichweite und eine Ausstattung mit LED-Scheinwerfern, Ökomaterialien im Innern, 20-Zöllern und einem 17-Zoll-Bediendisplay in der Mitte der Armaturentafel. Das Topmodell ist ein Allradler, der mit Batterietechnik von CATL und einer Akkuladung 627 Kilometer (WLTP-Verbrauchsnorm) weit kommen soll – auf einem 22-Zoll-Radsatz mit Karbonfelgen. Das „Solar Sky“ genannte PV-Dach soll pro Jahr mehr als 3.000 zusätzliche Kilometer an Reichweite im Alltag bringen.

Erste Auslieferungen noch im November

„Ich könnte nicht aufgeregter sein, den Fisker Ocean in Spanien zu enthüllen und den europäischen Medien und potenziellen Besitzern seine einzigartige Kombination aus Leistung, Wert und Technologie zu präsentieren“, sagt CEO Henrik Fisker kurz vor der Präsentation auf dem „Mobile World Congress“.

Produziert wird der Fisker Ocean ab 17. November von Magna im österreichischen Graz, die ersten Fahrzeuge sollen kurz darauf ausgeliefert werden. Fisker plant mit einer Jahresproduktion von 60.000 Fahrzeugen, von denen die meisten an Kunden in den USA, Deutschland, Norwegen und Dänemark gehen sollen – von dort stammen aktuell rund 80 Prozent der Reservierungen.

Hat schon viel Staub aufgewirbelt
Der Fisker Ocean lieferte bislang vor allem Diskussionsstoff. Nun aber wird es ernst: Im November startet die Produktion.

Die Zentrale von Fisker befindet sich zwar in Manhattan Beach, südlich von Los Angeles. Weil sich Henrik Fisker aber vom europäischen Elektromarkt eine große Nachfrage verspricht, wurde jüngst eine europäische Zentrale in München eröffnet. Neben der Münchner Markenwelt sollen nach und nach auch in anderen europäischen Städten weitere Fisker-Zentren entstehen, um Kaufinteressenten an die Marke und das Fahrzeug heranzuführen. Der Großteil der Verkäufe soll allerdings über das Internet erfolgen – Tesla lässt grüßen.

Und beim „Ocean“ soll es nicht bleiben: 2024 soll ein vollelektrischer Kleinwagen für die Stadt zu einem Preis von unter 30.000 Dollar folgen – der Fisker Pear.

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