Umweltbonus und Innovationsprämie haben dafür gesorgt, dass die Nachfrage nach Elektroautos im abgelaufenen Jahr auch in Deutschland stark gestiegen ist: Inzwischen entfallen hierzulande etwa elf Prozent der Pkw-Neuzulassungen auf batteriegetriebene Fahrzeuge. Auch das wachsende Angebot an erschwinglichen Elektroautos trug dazu, dass das Interesse an der Antriebstechnik wächst und Deutschland im so genannten EV-Readiness-Index des Leasing- und Fuhrparkmanagement-Anbieters LeasePlan inzwischen auf Platz 7 in Europa vorgerückt ist – hinter Österreich, vor Belgien.

Die Experten haben dazu ein fiktives Elektroauto mit einem Stromverbrauch von 18 Kilowattstunden (kWh) pro 100 Kilometer einem ebenfalls fiktiven Verbrenner gegenübergestellt, der auf der gleichen Strecke im Schnitt fünf Liter Sprit verbraucht. Sie kamen dabei auf einen Spritpreis von 6,65 Euro gegenüber einem Preis für die Stromladung von 5,22 Euro – der Umstieg auf einen Stromer würde also die Energiekosten nur um 22 Prozent sinken lassen.

Strompreise doppelt so hoch wie in Norwegen

Deutschland ist bereit für die Elektromobilität, ganz klar. Aber der Abstand zu den Spitzenreitern in Europa, zu Norwegen, den Niederlanden und Großbritannien ist noch groß. Und das hat laut LeasePlan im wesentlichen zwei Gründe: Gemessen an der Einwohnerzahl, aber auch an der Größe des Autobahnnetzes gibt es hierzulande immer noch zu wenige öffentliche Ladestationen. Und aufgrund der hohen Stromkosten sind die Vorteile eines Elektroautos bei den Gesamtbetriebskosten zu gering gegenüber einem konventionell angetriebenen Fahrzeug.

In anderen Märkten Europas ist nach den Berechnungen von LeasePlan der Preisvorteil deutlich höher. In Norwegen beispielsweise liegen die Betriebskosten eines Elektroautos um 78 Prozent niedriger als die eines Autos mit Verbrennungsmotors: Die Kilowattstunde Strom kostete dort 2020 nur zwölf Cent – bei uns mit 29 Cent mehr als doppelt so viel. Die Fahrtkosten über eine Distanz von 100 Kilometern sind deshalb in Norwegen mit einem Benziner oder Diesel mehr als dreimal so hoch wie mit einem Stromer.

Durch die CO2-Abgabe sind hierzulande die Spritpreise seit Jahresbeginn deutlich gestiegen während die Strompreise stabil blieben: Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft kostet der Kilowattstunde Grünstrom aktuell 28,5 Cent. Für den Liter Benzin werden laut Mineralölwirtschaftsverband aktuell durchschnittlich 1,51 Euro, für den Liter Diesel 1,33 Euro aufgerufen. Damit verbessert sich die Gesamtbetriebskostenrechnung zugunsten der Elektromobile zwar, trotzdem bleibt der hohe Strompreis ein Handicap.

Elektroautos vor dem LeasePlan-Gebäude Die Akzeptanz von Elektroautos steigt in Deutschland. Auch bei Fuhrparkbetreibern. LeasePlan Deutschland zog deshalb nun einen Schlussstrich unter die Ära der Autos mit Verbrennungsmotor. E-Mobilität

Norwegen: 789 Schnelllader auf 100 Kilometer Autobahn

Das gilt auch für Ladeinfrastruktur. Pro 100 Kilometer Autobahn gab es nach der LeasePlan-Studie im vergangenen Jahr hierzulande nur 52 Schnellladestationen für Elektroautos – in Norwegen verteilten sich über die gleiche Streckenlänge sageundschreibe 789 Schnelllader. Auch in Großbritannien (218 Stationen pro 100 Kilometer) ist das Schnellladenetz wesentlich dichter geknüpft als bei uns. Kleiner Trost: In Frankreich ist die Relation noch schlechter: Auf 100 Kilometer Autobahnstrecke verteilen sich hier rechnerisch nur 27 Ladestationen.

Insofern zeigte sich LeasePlan Deutschland-Chef Roland Meyer letztlich auch ganz zufrieden mit dem Ergebnis der Studie aus deutscher Perspektive: „Unser EV-Readiness-Index zeigt, dass elektrisches Fahren in Deutschland boomt und wir in Deutschland beim Aufbau der Ladeinfrastruktur auf einem guten Weg sind.“ Zusammen mit dem wachsenden Modellangebot dürfte dies die Bereitschaft vieler Autofahrer erhöhen, auf Elektromobilität umzusteigen.

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3 Kommentare

  1. Weigel

    Blödsinn! Mein VW Up kommt bei winterlichen Strassenverhältnissen auf eine sagenhafte Reichweite von knapp 100 km! Nie wieder! Danke

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  2. Gerd

    Da werden sich viele Leute so einige Gedanken machen wieso ihr Verbrenner so deutlich viel mehr Benzin verbraucht als der hier genannte Durchschnittsverbrauch von 5 l/100 km.

    Persönlich konnte ich meinen normalen 163 PS Verbrenner gegen einen feurigen >400 PS Elektro eintauschen und fahre jetzt im Hochstrompreisland mit 50% der vorherigen ˋSprit-Kosten‘ .

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  3. Herbert Sax

    Leider hinkt der Kostenvergleich zwischen E-Auto und Verbrenner. Der größte Anteil wird im urbanen Bereich gefahren und da liegt der Verbrauch der E-Autos eher bei 15 und nicht bei 18 kWh. Zudem verbrauchen Verbrenner in diesem Bereich deutlich mehr als 5 Liter/100km. Das sind aber nur die Fahrtkosten. Die größere Differenz entsteht bei den Service-Kosten und der Steuerbelastung. Beim E-Auto entfällt die KFZ-Steuer, die Versicherung ist preiswerter solange es kein Tesla ist. Der Bremsverschleiß ist durch die Rekuperation marginal und die regulären Servicekosten liegen unter der Hälfte eines Verbrenners. Zudem ist die Gefahr größerer Reparaturen erheblich niedriger. Ich fahre jetzt seit 5 Jahren ein E-Auto und dokumentiere meine Betriebskosten und Stromkosten. Im Vergleich zu meinem früheren Verbrenner haben sich die Kosten mehr als halbiert. Wer dann auch noch eigenen PV-Strom in seinen Akku laden kann, kommt noch besser weg.

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