Nach den eher müden Automobilausstellungen der 2010er Jahre und wegen einiger Querelen mit dem damaligen Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann zog die IAA vor zwei Jahren von Frankfurt zum ersten Mal nach München um. Kein Geheimnis ist, dass sich die Millionenmetropole an der Isar um die Messe nicht unbedingt gerissen hat – schon weil die grün-rote Stadtregierung die Autos in der Innenstadt selbst immer weiter zurückdrängt. Aus der Automesse wurde deshalb eine Mobilitätsmesse.
Die erste Münchner IAA im Herbst 2021 zeigte deshalb zwei höchst unterschiedliche Gesichter. Auf dem Messegelände selbst war tote Hose und in leeren Hallen gab es zumeist lange Gesichter. Zahlreiche große Autohersteller waren gar nicht erst gekommen und die Zahl der präsentierten Auto-Neuheiten war überschaubarer als in den Jahrzehnten zuvor. An den sogenannten „Open Spaces“ in der Münchner Innenstadt sah es trotz Corona-Pandemie und Maskenpflicht völlig anders aus. Dank prächtigen Spätsommerwetters herrschte eine tolle Stimmung. Münchner und Touristen feierten ausgelassen und schnupperten bei Autoherstellern und Zulieferern in die Technik der Zukunft hinein.

Bei der zweiten Münchner Auflage, die am Montag, 4. September, mit einem Fachbesuchertag startet und bis zum 10. September dauert, soll es in eine ähnliche Richtung gehen. Zahlreiche bekannte Fahrzeughersteller machen allerdings um die Messe einen Bogen. Und der an sich richtige Schritt, die Veranstaltung von einer Auto- zu einer Mobilitätsmesse werden zu lassen, dürfte kaum etwas daran ändern, dass sich das meiste Interesse wieder in der Münchner Innenstadt abspielen dürfte. Vorausgesetzt, dass Störaktionen von sogenannten Umweltaktivisten den „Open Space“ nicht zu einer großen Sperrzone werden lassen.
„Electric only“ auf der Messe
Denn wie schon vor zwei Jahren geht es auch bei der diesjährigen Auflage im Vorfeld weniger um die wichtigsten Produktneuheiten als um die Klimakleber, die insgesamt eher schlechte Stimmung in der Autoindustrie sowie die Halbleiter- und Produktionskrise, die längst noch nicht erledigt ist. Dagegen stemmt sich der Veranstalter, der Verband der Automobilindustrie (VDA), mit allen Kräften. Um der „Letzten Generation“ und anderen Gesellschaftskritikern möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, hat sie ihren Mitgliedern sogar verboten, auf dem Messegelände Fahrzeuge zu präsentieren, die lediglich von einem Verbrennungsmotor angetrieben werden: „Electric Only“ lautet die Vorgabe.
„Auf der IAA Mobility“, heißt es dazu vom VDA, „steht die Zukunft der Mobilität, und damit insbesondere klimaneutrale, emissionsfreie und vernetzte Mobilität. Dementsprechend wird unsere Industrie zeigen, wie wir Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammendenken und damit die Transformation vorantreiben.“
VDA fordert „bilanziell klimaneutralen Auftritt“
Wer einen neuen Benziner präsentiere wolle, möge dies bitte in der „Motorworld“ oder in einer eigenen Niederlassung tun, signalisierte die Messegesellschaft. Denn auch für die Präsentation unter freiem Himmel, im sogenannten „Open Space“ in der Münchner Innenstadt, hat der VDA seine Mitglieder zu einem zumindest „bilanziell klimaneutralen Auftritt“ verpflichtet. Den neuen Porsche 911 S/T wird der Sportwagenhersteller auf dem Wittelsbacher Platz in der Innenstadt deshalb nur ganz verschämt präsentieren.

Die erste Auto- und Mobilitätsmesse in München stand noch ganz unter dem Eindruck der Corona-Krise. Auch aufgrund der Beschränkungen war der Publikumsandrang auf das Messegelände eher mau. Foto: VDA
Nichtsdestotrotz gibt es auf dem Messegelände, aber auch in der Münchner Innenstadt rund um den Marienplatz wieder etliche Neuigkeiten zu sehen: Die großen deutschen Autohersteller wollen auf der IAA ihre Innovationskraft zeigen und mit neuen Produkten und Innovationen Lust auf die Mobilität von morgen machen.
Viele bekannte Automarken fehlen
Der Volkswagen-Konzern ist zwar mit VW, Audi, Cupra und Porsche vertreten. Skoda fehlt auf der Leistungsschau aber ebenso wie Seat, Bentley, Bugatti oder Lamborghini. Und aus dem Stellantis- Konzern präsentiert sich an der Isar allein der deutsche Ableger Opel. Fiat, Alfa Romeo, Citroen, Peugeot und Jeep bleiben der einstigen Leitmesse hingegen fern. Dafür stellen etwas überraschend Renault und sogar Tesla auf dem Messegelände aus, während Marken wie Lucid, Rimac oder Smart vorrangig auf die Flächen in der Innenstadt setzen.

Opel präsentiert auf seinem kompakten Stand in der Münchner Innenstadt das Konzeptauto „Experimental“, den facegelifteten Corsa Electric sowie den Astra Sports Tourer Electric – komplett klimaneutral nach VDA-Vorgabe. Foto: Opel
Dünn sieht es mit den renommierten Autostellern aus Japan, den USA oder Korea aus. Nach aktuellem Stand fehlen in München die japanischen Hersteller Toyota, Mazda, Nissan oder Mitsubishi völlig. Auch Hyundai, Kia oder Genesis sind nicht vertreten: der Hyundai-Konzern schickt nur seine Zuliefertochter Mobis aufs Messegelände. Dafür kommen die chinesischen Newcomer BYD und Xpeng, Dongfeng und Leapmotor auf die Messe.
Möglicherweise die letzte IAA?
Was die Neuigkeiten angeht, so halten sich die meisten Firmen kurz vor dem Start der Messe noch bedeckt. Opel hat die Elektro-Studie seines sportlichen „Experimental bereits im Vorfeld enthüllt, während BMW und Mercedes mit ihren elektrischen Zukunftsstudien noch bis zur Messe warten wollen. Fest steht: Mini zeigt seine neue Generation von Cooper und Countryman. Volkswagen zieht das Tuch unter anderem von seinem neuen Passat Plug-in Hybrid sowie vom überarbeiteten Elektro-Crossover ID.4. Audi zeigt den lange erwarteten Q6 e-tron und Opel neben der Konzeptstudie „Experimental“ den Astra Sports Tourer sowie den aufgefrischten Corsa – mit Elektroantrieb.
Ob das reichen wird, um das Publikum zu locken und in Massen zu mobilisieren? Wird die Messe kein Erfolg, unken sie bei BMW bereits, könnte es die letzte IAA gewesen sein.
(Mit Ergänzungen von Franz W. Rother)