Peter Lohmeyer kennen die meisten Menschen aus dem Kino, dem Fernsehen oder von Theaterbesuchen. Der Schauspieler – der in „Das Wunder von Bern“ einen fußballbegeisterten Kriegsheimkehrer darstellte, hat aber noch eine andere Seite : Er zählt zu Deutschlands Pionieren der Elektromobilität und lebt seit vielen Jahren die Mobilitätswende vor. Und da brennt ihm gerade so einiges auf dem Herzen, wie er uns bei einem Treffen in seiner Wahl-Heimatstadt Hamburg erzählt.
Hallo Peter. Fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass wir uns erstmals über den Weg gelaufen sind, gemeinsam mit einem Elektroauto eines japanischen Herstellers durch Köln stromerten. Wie hat sich aus Deiner Sicht seitdem die Antriebs- und Mobilitätswende in Deutschland entwickelt?
Nicht so dynamisch, wie ich seinerzeit gedacht habe. Ich muss sagen, ich bin eigentlich enttäuscht.
Worüber? Über die Politik, über die Autohersteller?
Sowohl als auch. Und auch über die nach wie vor geringe Akzeptanz der Elektromobilität in der Bevölkerung. Es ist zwar inzwischen die Erkenntnis angekommen, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Aber den nächsten Schritt wollen viele Menschen noch nicht gehen, aus den unterschiedlichsten Gründen. Ich hätte gedacht, dass sich alles viel schneller entwickeln würde. Ich fahre fast ausschließlich elektrisch, sowohl auf zwei wie auf vier Rädern – und vermisse nichts.
Wirklich gar nichts?
Na ja, die eine oder andere Lademöglichkeit schon. Hamburg ist eigentlich ganz gut aufgestellt, aber an einigen anderen Städten und Regionen gibt es immer noch riesige Lücken in der Ladeinfrastruktur.
Ich habe in der Tat eine Weile nach einer Ladesäule für mein Elektroauto suchen müssen, dann eher zufällig eine in einer Tiefgarage gefunden.
Aber Du hast suchen müssen. Ich finde, man sollte nicht mehr nach Ladesäulen suchen müssen, sondern ganz einfach finden. Ich habe dafür mittlerweile einen Blick für die Dinger entwickelt, aber in Dresden half mir das kürzlich auch nicht viel. Deshalb habe ich immer noch ein 20 Meter langes Kabel dabei, um abends im Hotel auf jeden Fall Strom tanken zu können. Damit lade ich auch hier in Hamburg abends meine Schwalbe, meinen elektrischen Roller.
Ich stimme Dir zu, in den Innenstädten gibt es immer noch viel zu wenige Lademöglichkeiten für unsere Stromer. Aber Du musst doch zugeben, dass sich das Angebot an Elektroautos aber in den zurückliegenden fünf Jahren enorm entwickelt hat.
Schon, aber ich war entsetzt zu lesen, dass Autohersteller auf der Messe in Shanghai kürzlich immer noch neue Modelle mit Verbrennungsmotoren vorgestellt haben. Ich dachte, darüber wären wir längst hinweg.
Na ja, wenn es hier in Hamburg schon an Lademöglichkeiten mangelt – in anderen Regionen und Ländern ist das Angebot derzeit noch dürftiger.
Trotzdem bin ich enttäuscht – auch über die Menschen, die so etwas noch kaufen. Ich bin ja ohnehin der Meinung, dass nicht jeder Mensch ein eigenes Auto braucht. Es würde zum Beispiel in vielen Fällen und in der Stadt auch ein Auto pro Familie oder pro Haus reichen.
Das man sich dann mit anderen Mietparteien teilt?
Genau. Mit Bewohnern des Hauses oder der Siedlung. Wir müssen nur wollen, uns auf Veränderungen einlassen. Mein Auto oder meine Schwalbe stelle ich jedenfalls gerne auch anderen zur Verfügung, wenn ich die Fahrzeuge nicht selbst benötige. Die Leute können alles von mir geliehen haben, das Auto, die Fahrräder, auch meine Schwalbe. Sie müssen mich nur fragen – und sollten es so zurückbringen, wie sie es übernommen haben. Die Teile stehen ja sonst auch nur herum. Ich würde mir auch wünschen, dass sich auch die Autoindustrie stärker mit dem Thema befassen würde, gerne auch herstellerübergreifend. Ich frage mich manchmal, warum die nicht intensiver miteinander reden.
Na ja, Mercedes-Benz und BMW haben ihre Sharing-Angebote aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit inzwischen eingestellt. Auch das Sharing von Elektro-Scootern und Fahrrädern scheint derzeit ein wenig unter die Räder zu kommen.
Unglaublich, oder? Auch das finde ich als umweltbewusster Mensch enttäuschend. Ebenso wie über die Tatsache, dass die Autoflotten der verbliebenen Sharing-Anbieter immer noch nicht komplett elektrisiert sind. Selbst in Berlin sind da immer noch Benziner im Angebot. Dabei sind doch gerade solche Services doch eine gute Möglichkeit, um den Menschen die Angst vor Elektroautos zu nehmen, sie mit den neuen Antrieben vertraut zu machen. Die Anbieter von Sharing-Diensten sollten da offensiver denken, mit Blick auf die Zukunft und weniger mit Blick auf den Geldbeutel. Oder?
Ich stimme Dir zu: Mehr unternehmerischer Mut, mehr Weitblick würde helfen. Aber die Autohersteller stehen vor großen Herausforderungen: Sie wissen, dass sie in Europa ab 2035 keine neuen Autos mehr mit Verbrennungsmotoren verkaufen dürfen, müssen aber in der Zwischenzeit noch ordentlich Geld verdienen, um die Transformation und die Entwicklung neuer Fahrzeuge finanzieren zu können. Zurück zu Dir: Du besitzt eine Elektro-Schwalbe, fährst aber gerade auch einen teilelektrischen Opel Astra GSe…
Solange, bis mein vollelektrischer Opel Mokka kommt, ja. Der hier fährt in der Stadt immerhin fast 60 Kilometer elektrisch. Das reicht für die meisten meiner Fahrten damit. Und Opel wird bereits 2028 in Europa eine komplett elektrische Marke sein.
Ganz ohne Auto geht es bei Dir also noch nicht?
Nein, mein Beruf bringt es mit sich, dass ich gelegentlich raus aus der Stadt muss, bis runter nach Salzburg oder auch rüber nach Dresden. Dann schaue ich mir die Fahrpläne der Bahn an – und stelle oft fest, dass das nicht funktioniert oder viel zu lange dauert.
Ein 49-Euro-Ticket hast Du Dir also noch nicht zugelegt?
Nein, auch weil ich für eine Fahrt nach Dresden den ICE nehmen müsste – mit dem Regionalzug komme ich ja nie an.
Und hier in Hamburg brauchst Du da Ticket auch nicht?
Nein, hier fahre ich am liebsten mit meiner Schwalbe oder einem meiner fünf Fahrräder – solange es nicht regnet, hagelt und die Temperatur fünf Grad unter den Gefrierpunkt fällt. Ich frage mich aber auch dann immer, welches Verkehrsmittel für die geplante Strecke am sinnvollsten ist, um schnell, sicher und bequem ans Ziel zu kommen. Früher hätte ich mich wahrscheinlich ganz automatisch hinter das Steuer eines Autos gesetzt. Aber das Vergnügen am Autofahren gibt es heute nicht mehr. Früher fuhren die Eltern sonntags mit dem Auto raus aus der Stadt ins Grüne. Ich kann mich erinnern, dass auch ich früher daran Spaß hatte.
Heute nicht mehr – selbst nicht mehr mit drehmomentstarken Plug-in Hybrid?
Na ja, wenn ich von Vergnügen rede, dann meine ich damit Entspannung. Das ist mir das Wichtigste am Auto. Ich brauche keinen Temporausch – bei Tempo 120 ist bei mir Schluss. Das reicht doch. Deshalb freue ich mich ja jedes Mal, wenn ich elektrisch fahre. Denn das Auto rollt lautlos und stößt keine Abgase aus, schadet also weder der Umwelt noch meinen Mitmenschen.
Du hast ja mittlerweile eine Reihe verschiedener Elektroautos bewegen dürfen. Wie sähe denn Dein Ideal aus, wo würdest Du Dir noch Verbesserungen wünschen?
Die Reichweite ist natürlich immer noch ein Thema. Ich würde mir ein Elektroautos wüschen, das nicht allzu schwer ist und trotzdem mit einer Akkuladung wenigstens 400 Kilometer weit kommt. Da freue ich mich auf den neuen Astra Electric, mit dem sogar mehr als 400 Kilometer rein elektrisch schaffen kann. Zudem ist er rundum alltagstauglich, denn wenn ich auf einen Dreh fahre, brauche ich ja Stauraum. Da kommt ja einiges zusammen, was mit muss.
Davon sind wir nicht mehr weit weg, die werden von inzwischen vielen Elektroautos problemlos erreicht.
Mit einem dicken und schweren Akku. Mein ideales Auto ist kompakt, komfortabel und leicht. Und obendrein bezahlbar. Viele Autos sind heute vollgepackt mit Dingen, die ich nicht brauche, die sie größer machen als nötig. Diesen Luxus sollten wir uns abschminken, ganz rigoros.
Dein Sohn Louis Klamroth ist mit der Klimaaktivistin Luisa Neubauer liiert. Ist darüber das Umwelt-Thema bei Euch noch mal hochgekocht?
Nein, das Umweltthema hatte in unserer Familie schon immer einen hohen Stellenwert. Aber ich war bei unseren ersten Begegnungen erstaunt, welch großes Wissen Luisa, aber auch andere Sprecher der „Fridays for Future“-Bewegung haben. Wenn man dagegen so manchen Verkehrspolitiker der etablierten Parteien hört, dann denke ich mir jedes Mal, die täten gut daran, kleinere Brötchen zu backen und den jungen Leuten genauer zuzuhören.
Ich kann mich noch nicht so ganz entschließen, auf E-Mobilität umzusteigen, da die Versorgung leider noch nicht flächendeckend ist. Es gibt ja nicht einmal flächendeckend Internet. Also wird das noch etwas dauern. https://www.elektriker-aydin.de/Heppenheim