Die Zeiten, in denen Hyundai die Preis-Leistungs-Karte gespielt hat, sind lange vorbei. Der Elektro-Crossover Ioniq 5 kostet (ohne Umweltbonus von 9.570 Euro) in der heckgetriebenen Basisversion mindestens 41.900 Euro, das ist deutlich mehr als etwas ein Skoda Enyaq (ab 33.800 Euro) oder ein VW ID.4 (ab 36.950 Euro). Dafür bekommt man ein ansehnliches Auto, das ohnehin mehr auf den Audi Q4 e-tron zielt – den gibt es ab Juni für wenigstens 41.900 Euro, also bei gleicher Antriebsleistung und mit vergleichbar großem Akku exakt zum gleichen Preis.
Bei einer Länge von 4,63 Metern hat der schmucke Koreaner einen Radstand von drei Metern. Schon diese Abmessungen lassen erahnen, dass es im Inneren des Ioniq 5 nicht allzu eng zugeht. Zumal sich die hintere Sitzbank um 13,5 Zentimeter in der Länge verschieben lässt. Dazu kommt ein ordentlich großer Kofferraum, der inklusive Subwoofer in der Radmulde zwischen 499 Liter und 1.559 Liter fasst. Für Krimskrams gibt es noch den „Trunk“, also das 24 Liter-Fach unter der ehemaligen Motorhaube. Entscheidet man sich für die Heckantriebsversion, passen sogar 57 Liter rein.
- Elektroauto mit 225 kW (305 PS) Spitzenleistung
- Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
- Akkukapazität: 72,6 kWh
- Reichweite: 432 Kilometer (nach WLTP-Norm)
- Basispreis: 41.900 Euro (vor Umweltbonus) für die Version mit 125 kW starkem Heckmotor und 58-kWh-Akku
- Topversion mit 225 kW Allradantrieb mit 72,6 kWh-Akku für 48.900 Euro
Nette Extras sind die beiden Liegesitze vorne inklusive Fußstütze und die um 14 Zentimeter verschiebbare Mittelkonsole, die dem ohnehin schon luftigen Innenraum noch mehr Raum verleiht. Also kann man sich in dem rollenden Rundum-sorglos-Paket nach einer anstrengenden Fahrt auch richtig bequem machen. Die Sitzposition vorne links passt, auch wenn die verstellbare Lenkradsäule etwas länger sein könnte. Der Seitenhalt des Gestühls ebenfalls, da wir ja nicht auf Bestzeitenjagd gehen wollen.
Das heißt aber nicht, dass der Ioniq 5 stets mit gebremstem Schaum unterwegs ist, zumal wir in der 48.900 Euro teuren Top-Version mit Allradantrieb und 225 kW (305 PS) sowie einem maximalen Drehmoment von 605 Newtonmetern sitzen. Damit absolviert der E-Crossover den Standardsprint von null auf 100 km/h in 5,2 Sekunden und ist bis zu 185 km/h schnell. Die Energie für diese Fahrleistungen kommen aus einem 72,6 Kilowattstunden großen Akku, der bei dem gefahrenen Allrad-Modell eine Reichweite von bis zu 432 Kilometern (nach der WLTP-Verbrauchsnorm) verspricht.
Reichweite von bis zu 485 Kilometer
Als Alternative bieten die Koreaner eine Variante mit 58 kWh großem Akku sowie Heckantrieb an. Kombiniert man die große Batterie mit dem Hinterradantrieb, schafft der Stromer nominell 485 Kilometer.
Beim Fahrverhalten schlägt sich der Koreaner gut, auch wenn ausgeprägte Dynamikfans ein synthetisches Lenkungsgefühl und eine leichte Wankneigung monieren dürften. Durch den Allradantrieb hat der Hyundai Ioniq 5 genug Traktion und nur in engen, sehr schnell genommenen Kurven schiebt der Wagen leicht über die Vorderräder, was aber nie unangenehm wird. Das Stahlfahrwerk schlägt sich gut, verleiht dem Koreaner eine komfortable Note und kaschiert die 2.175 Kilogramm Gewicht des Crossovers ziemlich gekonnt, aber nicht gänzlich.
Am Lenkrad befindet sich ein kleines Manettino, mit dem man per Knopfdruck die Fahrmodi wechselt. Die Programme Eco, Normal, Sport unterscheiden sich spürbar, da sich Leistung, Gasannahme und auch die Rückstellkräfte der Lenkung verändern. Bei Sport färbt sich auch die Geschwindigkeitsanzeige rot und das System holt alles aus dem Antriebsstrang heraus.
Serienmäßig mit Tote-Winkel-Kamera
Für den entspannten Normalo-Betrieb reicht das gleichnamige Programm oder gleich die Eco-Variante. Ein Individual-Modus fehlt ebenso wie ein automatischer. Dafür bietet der Ioniq 5 ein Schneeprogramm, das auf rutschige Verhältnisse zugeschnitten ist.
Bei den elektronischen Helfern spielt der Koreaner in der Ersten Liga mit. Dank des Autobahnassistenten wechselt er auf Wunsch selbsttätig die Fahrspur. Im Alltag sorgen solche Kleinigkeiten wie Tote-Winkel-Kameras für Enspannung und Sicherheit. Deren Bilder werden automatisch beim Betätigen des Blinkers auf der entsprechenden Seite des Kombiinstruments angezeigt. Radfahrer oder Fußgänger werden sich bedanken.

Das Schwestermodell des Hyundai Ioniq 5 baut auf der gleichen Plattform auf und verfügt über die gleiche Technik. Aber beim Design geht die Marke ganz eigene Wege. Foto: Kia
Großes Kino bietet auch das Head-up-Display, das den Fahrer per Augmented Reality auf einer Bildschirmgröße von 44 Zoll informiert. Die Funktionalität steht ebenfalls nicht hinter denen der deutschen Konkurrenz zurück. Richtungspfeile, die vor dem Fahrzeuge scheinbar auf die Fahrbahn projiziert werden, weisen dem Fahrer den Weg. Die aktuell gültigen Tempolimits werden ebenso angezeigt und die Position des Fahrzeugs zu den Fahrbahnbegrenzungen.
Panoramadach mit Solarpanelen
Wir fühlen uns in dem Korea-Stromer jedenfalls auf Anhieb heimisch. Auf Wunsch liefert ein Panoramadach auch im Winter so etwas wie Naturbeleuchtung dank der integrierten Solarpanele. Das Cockpit ist aufgeräumt und klar gegliedert, für die Steuerung der Klimaanlage gibt es ein separates Bedienfeld – da muss man nicht lange in Untermenüs suchen, wenn es einen gerade etwas fröstelt.
Die beiden 12,25 Zoll großen Monitore im Querformat hinter dem Lenkrad erinnern mit dem breiten Rahmen, in den sie gefasst sind, zwar an ältere Apple iPads. Aber die Anzeigen sind gut ablesbar. Und die kleine magnetische Fläche neben der Cockpit-Anzeige ist eine nette Idee. Dass das Infotainment das Smartphone noch nicht per Apple CarPlay und Android Auto drahtlos einbindet – geschenkt.
Dafür gibt es jede Menge USB-Anschlüsse und sogar clevere Lademöglichkeiten für E-Bikes, Laptops, Kaffeemaschine und andere Elektrogeräte mit Schuko-Stecker. Diese bidirektionale Ladefähigkeit (Vehicle-to-Load / V2L) speist die Fremdbatterien mit bis zu 230 Volt Wechselstrom und einer Leistung von 3,6 Kilowatt. Die Anschlüsse für dieses Laden befinden sich unter den Sitzen der Rückbank oder der Ladebuchse an der Außenseite des Autos, die mit mithilfe eines Adapters genutzt werden kann.
Schnellladen mit bis zu 220 kW
Der Hyundai Ionig 5 steht wie der Kia EV6 auf der neuen Electric Global Modular Platform (E-GMP) des Konzerns. Sie zeichnet sich unter anderem durch eine 800 Volt-Architektur aus – wie der Porsche Taycan oder der Audi e-tron GT. Das soll vor allem hohe Ladegeschwindigkeiten am HighPower-Charger ermöglichen. Mit einer maximalen Ladegeschwindigkeit von derzeit 220 kW soll ein Akku mit einem Ladestand von 10 Prozent in 18 Minuten wieder einen Füllgrad von 80 Prozent erreichen, verspricht der Hersteller.

Was das System im Alltag leistet, konnten wir während unserer kurzen Testfahrt mit dem Ioniq 5 rund um München noch nicht ermitteln – zum Nachladen bestand keine Notwendigkeit. Zudem waren wir mit einem Vorserien-Fahrzeug unterwegs. Und Hyundai will bis zum Marktstart im Mai das Stromladen sowie einige andere Funktionen noch optimieren – auch später noch im Fahrzeugleben über Over-the-Air (OTA)-Updates. Da ist also noch Luft nach oben.
Hyundai legt mit dieser 800V E-Plattform in dieser Klasse die Messlatte für andere Volumenhersteller sehr hoch. Ich freue mich schon auf das Schwestermodell Kia EV6 GT und Vergleichtests mit den derzeit üblichen 400V E-Plattformen in diesem Segment.
Zusätzlich dürfte sich manch zögerlicher „Premiumhersteller“ mit z.T. umgebauten Verbrennerplattformen aufgrund des Tatendrangs der Koreaner bei BEVs eh die Augen reiben.
Wenn man den jetzigen E-Automarkt etwas durch pflügt, ist der Ioniq 5 schon eine starke Nummer. Technisch gesehen passt alles. Batterie Kapazität, Leistung, Reichweite, Bordbatterie 800 Volt, Aussenmasse, AHK 1600 Kg, Allrad, Preise usw.
Ich denke die Europäischen Hersteller müssen sich langsam Bewegen sonst fährt der „elektro Zug“ langsam ab. (Siehe Zulassungen)
„Für den entspannten Normalo-Betrieb reicht das gleichnamige Programm oder gleich die Eco-Variante. Ein Individual-Modus fehlt ebenso wie ein automatischer. Dafür bietet der Ioniq 5 ein Schneeprogramm,“
ich vermisse das Autobahnprogramm, das Mutti-fährt-Einkaufen-Programm, der-Rentner-in-der-Stadt-Programm…
Was sollen diese Programme? Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, dann bestimme ich über den rechten Fuß wie das Auto zu fahren hat. Was will ich mit einem Programm?
Viel Spaß auf Schnee und Eis, wenn dir ein Auto mit solch brachialen Leistungen, keine Helferlein zur Verfügung stellt.
Aber manche Bürger, telefonieren ja auch noch mit einem echten Wahlscheibentelefon und finden, dieser technische Schnickschnack, brauche ich nicht.
Schnee und Eis? Mitten in der Klimakrise? Ok ….
Tja, der Designvergleich mit deutschen Fahrzeugen hinkt schon stark. Was hat der grosse Konzern die letzten Jahre rausgebracht das sich mit dem modernen futuristisch Retro orientierten Ioniq 5 vergleichen lässt. Langweilige, unmutige
SUV‘s wie schon zig mal auf der Strasse. Danke Hyundai für das „etwas andere“…!