Eine Kilowattstunde (kWh) Strom kostet Privatverbraucher in Deutschland aktuell (16. März) 34,4 Cent – bei Abschluss eines Neuvertrags. Das ist nach den Erhebungen des Vergleichsportals Verivox nur noch etwa halb so viel wie im Oktober vergangenen Jahres. Damals wurden hierzulande für die Kilowattstunde sageundscheibe 70 Cent/kWh aufgerufen.
Seitdem sind die Preise für Haushaltsstrom deutlich gefallen. Weil die Beschaffungskosten für Kohle und Gas – mit denen in der Wintermonaten hierzulande größtenteils der Strom produziert wurden – deutlich gesunken sind. Und auch weil seit 1. März in Deutschland die gesetzlich verordnete Strompreisbremse gilt. Diese deckelt den Strompreis auf höchstens 40 Cent/kWh für 80 Prozent der früheren Verbrauchsmenge – rückwirkend zum Jahresbeginn.
An den Ladesäulen für Elektroautos ist diese „Strompreisbremse“ allerdings noch nicht angekommen. Ladestrom kostet in Deutschland aktuell durchschnittlich 52 Cent/kWh – für Ad-hoc-Lader ohne Vertragsbindung. Das hat eine Erhebung der Tarife „führender Betreiber“ durch den Datendienstleister Statista im Auftrag von Lichtblick ergeben. Der so genannte „Ladesäulencheck“ listet die Preise von insgesamt 13 Anbietern auf.
Nach der jüngsten Analyse kostet eine Stromladung von 20 kWh auf 100 Kilometer im Durchschnitt 10,42 Euro an einer öffentlichen Wechselstrom (AC)-Ladesäule bzw. 12,51 Euro an einer mit Gleichstrom (DC) betriebenen Schnellladesäule mit wenigstens 50 kW Ladeleistung. Damit liegen die Energiekosten eines Elektroautos in etwa auf dem gleichen Niveau wie die eines Benziner mit einem Durchschnittsverbrauch von sechs Litern Sprit auf 100 Kilometern. Wer sein Elektroautos allerdings viel daheim an der privaten Wallbox lädt oder als Vielfahrer einen Vertrag mit einem monatlichen Grundbetrag abschließt, kommt allerdings deutlich günstiger weg.
Eine Kilowattstunde Gleichstrom für ein Euro
Je nach Nutzerverhalten und Ladepartner könnte der Betrieb des Stromers aber auch schon deutlich teurer sein als der eines Benziners. Denn nach den Erhebungen der Spezialisten von CIRRANTiC und TheonData für den „Charging Radar“ von EDISON lag der Durchschnittspreis für eine Kilowattstunde Wechselstrom an öffentlichen Ladesäulen Ende Februar bei 64 Cent. Am Schnelllader wurden im Schnitt und während der ersten Ladestunde 67 Cent aufgerufen – bei Spitzenwerten von 99 Cent/kWh (AC) bzw. einem Euro (DC).
Der Ökoenergieanbieter Lichtblick kritisiert den höheren Preis an der Ladesäule und eine „Fehlkonstruktion“ der Strompreisbremse: Diese schreibe nicht vor, die staatliche Subvention auch an die Verbraucher weiterzugeben, obwohl die Strompreisbremse eigentlich auch für den Ladestrom gilt. Würden die Ladesäulenbetreiber die Strompreisbremse und weitere Zusatzeinnahmen etwa aus dem Klimabonus (THG-Quote) weiterreichen, könnten die Ladestrompreise um bis zu 56 Prozent auf 23 Cent sinken, hat Lichtblick ausgerechnet.
Preisbremse frühestens zum Jahresende
„Die hohen Strompreise an der Ladesäule bremsen die Verkehrswende. Derzeit profitieren nur die Ladesäulenbetreiber von der Strompreisbremse und dem Klimabonus. Die E-Autofahrer gehen leer aus, kritisiert Lichtblick-Sprecher Ralph Kampwirth. Von den Anbietern, die Statista untersucht hat, will lediglich einer die Preisbremse weiterreichen – allerdings erst zum Jahresende. Andere verwiesen darauf, dass sie nicht zur Weitergabe der Preisbremse verpflichtet sind. „Das ist absurd: Statt die E-Autofahrer zu entlasten, werden mit der Strompreisbremse Ladesäulenbetreiber subventioniert“, kritisiert Kampwirth.