Die Zahl der Elektroautos in Deutschland nimmt trotz der politischen Diskussion um die Zukunft des Umweltbonus weiter dynamisch zu: Rund 700.000 elektrisch aufladbare Fahrzeuge kamen im Jahr 2021 neu auf die Straße – allerdings wächst das öffentliche Ladenetz dafür zu langsam. In den vergangenen beiden Jahren habe der Bestand an E-Autos drei Mal schneller zugenommen als die Zahl der Ladeplätze, haben Analysten von KfW Research herausgefunden. Damit konkurrierten 2021 bereits 23 Fahrzeuge um einen Ladeplatz. Zum Vergleich: 2019 war es noch ein Verhältnis von eins zu acht.

„Setzt sich dieser Trend fort, könnte dies für die Praxistauglichkeit der Elektromobilität zum Problem werden“, warnt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Stellplatz machen den Unterschied

Der Mangel an Ladestationen, der sich schon seit längeren abzeichnet, ist laut KfW umso größer in dicht besiedelten Gebieten. Denn hier haben weniger Menschen einen eigenen Stellplatz mit der Möglichkeit, sich eine private Wallbox zu installieren. Während das in kreisfreien Großstädten auf 19 Prozent der Haushalte mit Auto zutreffe, sei der Wert in ländlicheren Regionen mit 34 Prozent fast doppelt so hoch.

Wachsende Schieflage 
Der Bestand an Elektroautos wächst in Deutschland deutlich rasanter als die Zahl der öffentlichen Ladepunkte. Die Entwicklung zeigte sich bereits Ende vergangenen Jahres.
Wachsende Schieflage
Der Bestand an Elektroautos wächst in Deutschland deutlich rasanter als die Zahl der öffentlichen Ladepunkte. Die Entwicklung zeigte sich bereits Ende vergangenen Jahres.

Dieser Unterschied zeigt sich auch innerhalb der Gruppe der Besitzer von Elektroautos: In Städten laden nur 40 Prozent die Stromer zu Hause, auf dem Land sind es 70 Prozent. In beiden Fällen erreichte öffentliches Laden Platz zwei, gefolgt vom Laden beim Arbeitgeber auf Platz drei.

Öffentliches Laden zentrale Stellschraube

Aus Sicht der KfW-Experten ist das öffentliche Ladenetz aber maßgeblich für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland. Das würden nicht nur Forschungsergebnisse belegen, sondern auch die Antworten der Haushalte. Über alle Siedlungsstrukturen hinweg nannten die Befragten zu wenige öffentliche Ladeplätze als zentrales Hindernis – mit jeweils mindestens 50 Prozent Zustimmung. „Alle staatlichen Ebenen müssen deshalb weiterhin am Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur arbeiten“, fordern die Analysten. Dabei würden in dieser Phase vor allem in den Ballungsräumen neue öffentliche Ladepunkte gebraucht. Für finanzschwache Kommunen schlägt die KfW eine gezielte Förderung vor.

Weitere Hürden: Reichweite und Kaufpreis

Auf dem Land sei dagegen das Potenzial privater Ladeplätze noch nicht ausgeschöpft. Bislang sei der Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur relativ gleichmäßig im gesamten Bundesgebiet erfolgt. Die Folge: Ladepunkte in dünn besiedelten Regionen werden weniger genutzt und sind daher nicht kostendeckend. Weitere wichtige Hemmnisse für die Elektromobilität seien darüber hinaus eine zu geringe Reichweite der Fahrzeuge sowie ein zu hoher Kaufpreis.

Die jetzt veröffentlichte Untersuchung ist online verfügbar. Sie basiert auf dem KfW-Energiewendebarometer 2021, in dessen Rahmen rund 4.000 deutsche Haushalte zur Energieversorgung und zum Energieverbrauch befragt wurden.

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