Probefahrten mit Elektroautos sind wegen der Schließung der Autohäuer derzeit nicht möglich. Und inzwischen gilt auch nicht mehr der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 16 Prozent. Das hat dazu geführt, dass sich der Run auf Elektroautos – von vollelektrischen und von Plug-in Hybriden – zu Jahresbeginn deutlich abgeschwächt hat: Statt 82.700 Fahrzeugen wie noch im Dezember wurden nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) im Januar nur noch rund 36.800 Stromer neu zugelassen.

Aber diese Abkühlung hat auch eine gute Seite: Es nimmt ein wenig Druck von der Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Denn die Elektroauto-Flotte wächst schneller als die Zahl der öffentlichen Ladestellen, wie die aktuelle Ausgabe des „Lade-Radar“ („Charging Radar“) belegt, den die Spezialisten von CIRRANTiC und Theon Data aus München exklusiv für EDISON erheben.

Mehr E-Auto als Ladestationen

Nach der Auswertung der Daten sind im Januar bundesweit nur 1323 öffentliche Ladepunkte neu ans Netz gegangen. 989 sogenannte „Schnarchlader“, an denen über Nacht Wechselstrom gezogen werden kann – sowie 334 DC-Ladepunkte, an denen Gleichstrom mit wenigstens 50 kW Leistung fließt. In Summe steht damit aktuell einem Bestand von rund 669.400 Elektroautos ein öffentliches Ladenetz mit knapp 56.000 Ladepunkten gegenüber. Rechnerisch müssen sich damit zwölf Elektroautos einen Ladepunkt teilen. Zum Vergleich: Im Sommer vergangenen Jahres lag die Relation noch bei 8 zu 1. Und die Bundesregierung sieht ein Verhältnis von 10:1 als ideal an.

Mit einem Wort: Hier zeichnet sich immer deutlicher eine Schieflage ab. Sie wird derzeit nur nicht spürbar, weil aufgrund der bundesweiten Corona-Beschränkungen der Reiseverkehr zurückgegangen ist, was sich in einer geringeren Zahl von Ladevorgängen niederschlägt. Auch das belegt der „Charging Radar“. Knapp 700.000 Ladevorgänge wurden im Januar gezählt, drei Prozent weniger als noch im Dezember. An den Schnellladestationen betrug der Rückgang sogar fünf Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat weist die Bilanz aber immer noch ein dickes Plus von 84 Prozent aus – auch das belegt eine immer intensivere Nutzung der öffentlichen Ladeinfrastruktur durch die wachsende Flotte an Elektromobilen.

Strompreise zwischen 25 und 72 Cent/kWh

Auch an der Preisfront hat sich die Lage erfreulicherweise ein wenig beruhigt – Preiserhöhungen scheinen aktuell kein Thema. Der Durchschnittspreis für die Kilowattstunde Wechselstrom an den öffentlichen Ladesäulen in Deutschland liegt laut „Charging Radar“ derzeit bei 44 Cent, der Durchschnittspreis für die Kilowattstunde Gleichstrom am Schnelllader bei 51 Cent.

Hier wie das gab und gibt es weiterhin Ausreißer nach unten wie nach oben. So gibt es Wechselstrom an manchen Ladepunkten auch schon für 25 Cent. An anderen zahlt man, so man nicht aufpasst, aber auch 72 Cent. Bei Gleichstrom liegt die Spannbreite zwischen 31 und 80 Cent. An den Schnellladesäulen von Ionity kann die Kilowattstunde sogar bis zu 1,09 Euro teuer werden – etwa wenn man den HighPowerCharger mit einer Ladekarte oder der App von Plugsurfing freischalten sollte. Da lohnt der Vergleich zwischen den Angeboten verschiedener E-Mobility durchaus – etwa über die App „Moovility„. Sie zeigt ladepunktgenau an, welcher Service-Provider an dem betreffenden Ladepunkt die günstigsten Stromtarife bietet.

Porsche Taycan am HighPower-Charger von Ionity
Bis zu 1,09 Euro pro Kilowattstunde
An den High Power Chargern von Ionity zahlen Kunden von Plugsurfing 30 Cent mehr als der Ladenetzbetreiber selbst verlangt. Der Durchschnittspreis für DC-Ladestrom ist deutlich niedriger. Aktuell beträgt er laut „Charging Radar“ aktuell 55 Cent. Foto: Porsche

Die mangelnde Preistransparenz an den öffentlichen Ladesäulen ist inzwischen auch der Bundesregierung ein Dorn im Auge, wie eine Kleine Anfrage von Oliver Krischer, Cem Özdemir und anderen Bundestagsabgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen ergab.

Strompreise sollen ausgewiesen werden

Demnach bereitet Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) eine Änderung der Preisangabenverordnung vor, die die Betreiber öffentlicher Ladepunkte dazu verpflichtet, ähnlich wie an einer Tankstelle den Preis der Kilowattstunde Ladestrom an der Säule auszuweisen. Preisvorgaben sind hingegen nicht geplant, auch nicht an Ladesäulen, die mit Steuermitteln errichtet oder gefördert wurden: „Der Betrieb öffentlicher Ladeinfrastruktur muss langfristig wirtschaftlich möglich sein, auch bei der aktuell noch niedrigen Auslastung“, heißt es dazu in der Stellungnahme des Bundeswirtschaftsministeriums. „Die Bestimmungen der Ladepreise erfolgt seitens der Betreiber wettbewerblich am Markt.

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2 Kommentare

  1. Thomas

    @Herr Rother
    Ich kann ihrer Argumentation nicht ganz folgen. Bei 700.000 Ladevorgängen im Monat, ist die Auslastung der Ladesäulen im Durchschnitt gerade mal bei 0,4.
    Ich glaube nicht dass das ausreicht um eine Ladesäule profitabel zu betreiben.
    Statt planlos Ladesäulen zu bauen, sollte man Erfahrungen der letzten Jahre nutzen und die Hotspots ausbauen.

    Ob es Sinn macht die PHEV´s mit in die Statistik zu nehmen, möchte ich mal bezweifeln. Ein Großteil dieser Fahrzeuge sind Firmenfahrzeuge und werden eher selten auswärts geladen bzw. sind nicht zwingend auf eine Ladesäule angewiesen.

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    • Franz W. Rother

      Ich glaube ja auch nicht, dass es tatsächlich zu Problemen kommt – auch weil die Stromer überwiegend daheim geladen werden. Die PHEVs muss man allerdings hineinrechnen. Insbesondere in der Stadt blockieren sie schon jetzt häufig die Ladesäulen. Und was die „Hotspots“ anbetrifft: Da bin ich bei Ihnen. Wir sollten uns auf den Aufbau von Schnellladeparks in der Stadt konzentrieren statt die Landschaft mit AC-Ladesäulen zu „verspargeln“.

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