Ab zum nächsten Ding. Zur weiteren Überraschung, denn der Lexus hat ungefähr auf Kniehöhe einen eingebauten geräuschlosen Infrarot-Heizstrahler, der zusätzlich zu den gängigen Sitzheizungen und der Lenkradheizung schnell für ungewohnt angenehme Wärme sorgt. Das soll nebenbei auch die Klimaanlage (serienmäßige Wärmepumpe) entlasten. Diesen Strahler haben wir unterwegs mit wachsender Begeisterung getestet, obwohl es draußen nicht übertrieben kalt war.

Runde Sache 
Zunächst gibt es den Lexus nur mit einem konventionell gestylten Lenkrad. Unkonventionell ist da schon der Infrarot-Heizstrahler auf Kniehöhe, der die Klimaanlage entlasten soll.
Runde Sache
Zunächst gibt es den Lexus nur mit einem konventionell gestylten Lenkrad. Unkonventionell ist da schon der Infrarot-Heizstrahler auf Kniehöhe, der die Klimaanlage entlasten soll.

Die Klimaanlage dieses SUV ist übrigens so gerissen, dass sie erkennt, welche Sitze überhaupt belegt sind. Passt ihre Leistung dann einfach entsprechend an. Lässt sich natürlich auch per Lexus-App schon mal aus der Ferne aktivieren, um im Winter die Scheiben abzutauen. Und für eine extrem hohe Luftqualität im Innenraum sorgt eine Nano-Technologie, die Wassermoleküle mit mikroskopisch kleinen Hydroxylradikalen in den Luftstrom abgibt, die wiederum Bösewichter wie Viren, Bakterien, Pollen und andere Allergene vertreiben sollen. Helfen auch gegen schlechte Gerüche. Nein, den Knoblauchtest haben wir nicht gemacht.

Totwinkel-Assistent blockiert Türen

Schön auch, dass ganz hinten im auffallend glattflächigen Kofferraum (wir registrieren wohlwollend die niedrige Ladekante) ordentliche 522 Liter Volumen auf großes Gepäck lauern. Bei umgelegten Rücksitzlehnen (im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel) werden es 1451 Liter. Im Unterboden findet sich noch ein Staufach mit 58 Liter Volumen, das sich locker für die Aufbewahrung des Ladekabels eignen dürfte. Einen Frunk, dieses vorn in der Motorhaube aufklappbare zusätzliche Gepäckkasterl, hat der Lexus allerdings nicht. Nach Auskunft der japanischen Techniker fehlt der Platz dafür.

Beinahe vergessen: Dieser RZ 450e (ja, ein ziemlich öder Name) hat noch richtige solide (bei Annäherung beleuchtete) Türgriffe und nicht dieses karosseriemäßig bündig versenkbare Zeugs, das uns, wenn wir an crashige Ernstfälle denken, schon immer ein wenig suspekt war. Insofern finden wir es schlau, dass der eingebaute Totwinkel-Assistent ein Entriegeln der Türen verhindert, sobald von hinten Fahradfahrer oder andere Verkehrsleute arg dicht heranrauschen. Ach ja, wir können hier auch unser Smartphone als digitalen Schlüssel einsetzen. Zum Ver- und Entriegeln oder zum Starten des Motors.

Kein Joke 
Bis 2025 muss warten, wer seinen Lexus RZ gegen Aufpreis mit einem Yoke-Lenkrad und "by wire" steuern möchte.
Kein Joke
Bis 2025 muss warten, wer seinen Lexus RZ gegen Aufpreis mit einem Yoke-Lenkrad und „by wire“ steuern möchte.

Kurzer Blick in die Mitte des Cockpits. Ja, der 14,4 Zoll große Touchscreen a la Lexus RX macht einigermaßen was her. Gestochen scharfe Buttons und Bildchen, auch wenn sich nicht alles auf den ersten Blick erschließt und der ganze Kasten fürs verkehrssichere Geradeausgucken noch einen Tick höher sitzen könnte. Aber wirklich gut, dass es für wichtige Funktionen eine Etage tiefer ganz klassische Knopfregler gibt. Für Klima, Lüftung, Radio und so. Alles in schöner Sicht- und Griffweite. Beim Cockpit und allen für uns wichtigen Bediendetails haben sich die Japaner ja nach eigener Aussage von ihrer alten Tazuna-Philosophie leiten lassen. Und die beinhaltet, so die ungefähre Übersetzung, dass ein Reiter sein Pferd mit minimalen Bewegungen der Zügel kontrollieren können sollte. Herrlich lyrisch formulierter Ansatz, der in diesem Auto aber angenehme Realität ist.

Panoramadach lässt sich blitzschnell dimmen

Schön hell hier übrigens. Liegt am riesigen Panoramadach, das sich von ganz vorn bis ganz hinten zieht. Es soll im Sommer dank einer sehr speziellen Beschichtung jedwede Wärmeeinstrahlung reduzieren und im Winter die Wärme konservieren. Der Clou sei seine blitzartige elektrische Verdunkelungsfunktion erklären uns freundlich die Techniker des Hauses. Die mit einem Fingertipp von transparent auf undurchsichtig umschaltet. Es funktioniert, eine zusätzliche Sonnenblende ist tatsächlich nicht erforderlich. Und in der dimmbaren Version gibt das gute Stück in der Luxury-Ausstattung für 1800 Euro.

Und für den erwartbar abgehobenen Sound sorgt (inklusive im Luxury-Paket) ein Surround-System des amerikanischen Rennomier-Labels Mark Levinson mit insgesamt 13 Lautsprechern. Bringt Studio-Feeling in High-End-Qualität ins Schiff, wobei sie es tatsächlich geschafft haben, den dazugehörigen 22,4-Zentimeter-Subwoofer platzsparend in der Heckklappe unterzubringen, um irgendwelche Einschränkungen des Laderaums zu umgehen.

Blitzschnell gedimmt 
Das große Panoramadach des Lexus besteht aus Spezilglas. Es lässt sich mit einem Fingertipp schnell von transparent auf undurchsichtig umschalten. Eine Sonnenblende ist deshalb nicht erforderlich.
Blitzschnell gedimmt
Das große Panoramadach des Lexus besteht aus Spezialglas. Es lässt sich mit einem Fingertipp schnell von transparent auf undurchsichtig umschalten. Eine Sonnenblende ist deshalb nicht erforderlich.

So, bis hierher haben wir es wirklich hinbekommen, uns um das spektakulärste Thema des Innenraums unauffällig herumzudrücken. Das ist wie mit schwierigen Bekannten, die man unterwegs mal zufällig trifft. Aber dann so tut, als ob man sie leider gerade partout nicht sehen würde. Und sich hinterher dafür schämt.

Yoke-Lenkrad wie im Formel-1-Boliden

Genau, das neue, exklusive Yoke-Lenkrad. Wie im Formel 1-Rennwagen. Im Testwagen direkt vor unserer Nase. Eigentlich nicht zu übersehen diese witzige Halbfabrikat, um das Lexus großes Tamtam macht. Links und rechts mit diversen Sensor-Bedientasten und Rädchen ausgestattet. Das bedeutet: Weniger Lenkaufwand! Automatische Anpassung der Lenkübersetzung an die Geschwindigkeit des Autos! Ein Übergreifen der Hand ist nicht mehr notwendig! Sanfte Spurwechsel auf der Autobahn! Bessere Sicht auf die Instrumente und die Straße! Weniger Augenbewegungen! Wie konnten wir bloß ohne dieses Dingsda bisher im Auto überleben?

Ehrlicherweise müssen wir nun zugeben, dass wir so ein Yoke-Teil in ähnlicher Form bereits aus Teslas Model S Plaid kennen und dort nicht überschwänglich begeistert waren. Was nachzulesen ist. Wobei die Amis fürs Model S Plaid weil sie sich an dieser Stelle wohl auch nicht ganz sicher waren, inzwischen aufpreisfrei ein ganz normalrundes Lenkrad offerieren. Deshalb haben wir vor der Testfahrt im Lexus zwar kein Gebet gesprochen, unser Gemurmel angesichts dieses Teils lag eher an der Grenze zum Zweifel. Aber zur überraschenden praktischen Erfahrung kommen wir noch.

Weiter geht es hier zum dritten Teil.

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