Wenn es in den Hollywood Hills im Norden von Los Angeles brennt, dann kann es sein, dass das LA Fire Department (LAFD) demnächst zwar mit lautem Sirenengeheul, aber ohne Motorengeräusche zum Brandherd rast. Denn statt des üblichen Dieselmotors wird der Löschwagen vom Typ Rosenbauer RTX von zwei Elektromotoren angetrieben. Nach einer zehnjährigen Entwicklungsarbeit ist jetzt das erste Fahrzeug der Firestation 82 am Hollywood Boulevard übergeben worden.

Richard Fields, der stellvertretende Feuerwehr-Chef, ist hellauf begeistert von dem rund 1,2 Millionen Dollar teuren Löschwagen. „Wir waren Anfang Februar zur Abnahme unseres Fahrzeuges in der Rosenbauer Konzernzentrale in Österreich und hatten dabei Gelegenheit, es zu fahren und in allen Funktionen zu testen. Dabei haben uns vor allem die Fahreigenschaften und der Fahrkomfort des RTX überzeugt, aber auch das Bedien- und Steuerungskonzept ist absolut State-of-the-Art. Ein Fahrzeug, das alles hat, was wir für unsere Routineeinsätze benötigen – und mit dem wir noch dazu einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“

Hollywood-Star 
An der Firestation 82 am Holywood Boulevard in Los Angeles ist das erste vollelektrische "Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug" der LAFD stationiert. Gekostet hat es den stolzen Preis von 1,2 Millionen Dollar. Fotos: Rosenbauer
Hollywood-Star
An der Firestation 82 am Holywood Boulevard in Los Angeles ist das erste vollelektrische „Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug“ der LAFD stationiert. Gekostet hat es den stolzen Preis von 1,2 Millionen Dollar. Fotos: Rosenbauer

Angetrieben wird der 8,25 Meter lange „Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug mit Elektroantrieb“ (eLHF) von zwei Elektromotoren mit einer Maximalleistung von jeweils 180 kW (245 PS). Als Dauerleistung stehen bei dem Allradler an jeder Achse 130 kW (181 PS) zur Verfügung. Mit Energie versorgt werden die beiden Kraftpakete aus zwei Hochvoltbatterien mit einer Kapazität von 132 kWh, welche auch die Energie für den Pumpenbetrieb und andere Verbraucher an der Einsatzstelle bereitstellen.

Allradlenkung erhöht die Wendigkeit

Darüber hinaus verfügt das Feuerwehrauto noch über einen 306 PS starken Dieselmotor mit Stromgenerator, der als Range Extender dient. So wird der RTX zu einem mobilen Kraftwerk, welches die Hochvoltbatterien automatisch wieder auflädt, wenn mehr Energie verbraucht wird, als darin gespeichert ist. Neben dem großen Batteriemodul gibt es die Modelle der RT / RTX-Serie auch mit einem 66-kWh-Akkupaket.

Besonders viel Arbeit steckten die Entwickler des Rosenbauer RTX in das Fahrverhalten. Das Feuerwehrfahrzeug läuft auf einem Niederflurchassis mit Kernrohrrahmen, in dem unsichtbar einer der beiden Hochvoltakkus verbaut ist. Dadurch ergibt sich ein ungleich tieferer Schwerpunkt als bei Feuerwehrfahrzeugen auf LKW-Fahrgestellen. Einzelradaufhängung und eine zuschaltbare Hinterachslenkung sorgen für eine größere Wendigkeit in engen Straßen.

Notfalls im Krebsgang zum Einsatzort
Der Rosenbauer RTX verfügt nicht nur über einen Allradantrieb, sondern auch über eine Allradlenkung für höchste Wendigkeit.
Notfalls im Krebsgang zum Einsatzort
Der Rosenbauer RTX verfügt nicht nur über einen Allradantrieb, sondern auch über eine Allradlenkung für höchste Wendigkeit.

Auf Knopfdruck kann sich der der RTX dank der Allradlenkung sogar wie eine Krabbe (oder wie der neue GMC Hummer EV) schräg nach vorn oder hinten bewegen, was die Manövrierfähigkeit deutlich erhöht. Die Luftfederung erlaubt die Anpassung der Fahrniveaus an den Untergrund, da der Fahrer zwischen Straßen- und Geländefahrten, Watt- sowie Einsatzstellenmodus wechseln kann. An der Einsatzstelle kann das Fahrzeug durch das luftgefederte Fahrwerk zudem so weit abgesenkt werden, dass Fahrer und Mannschaft barrierefrei einsteigen und die Ausrüstung besonders leicht entnehmen können.

Sämtliche Funktionen des Fahrzeuges, von der Beleuchtung bis zur Löschtechnik, können über ein zentral im Armaturenbrett verbautes 17-Zoll-Display gesteuert werden. Zudem baut das Fahrzeug sein eigenes W-LAN-Netz auf, das zur kabellosen Steuerung von Robotern, Drohnen und anderem elektrischem Equipment genutzt werden kann.

Elektro-Löschfahrzeuge auch in Europa gefragt

„Wir freuen uns, dass wir den RTX für Amerika gemeinsam mit dem Los Angeles City Fire Department entwickeln durften und dieser demnächst seine Fähigkeiten im Feuerwehralltag unter Beweis stellen kann“, sagt Andreas Zeller von Rosenbauer. Er erwartet davon auch einen starken Impuls für den Vertrieb: Viele weitere US-Feuerwehren blicken derzeit gespannt nach L.A. und wollen bei ihrer Kaufentscheidung die ersten Praxiserfahrungen mit dem RTX berücksichtigen.

Barrierefrei im Einsatz
Das luftgefederte Fahrwerk des Elektro-Löschwagens kann so weit abgesenkt werden, dass Fahrer und Mannschaft barrierefrei ein- und aussteigen, aber auch die Ausrüstung besonders leicht entnehmen können.
Barrierefrei im Einsatz
Das luftgefederte Fahrwerk des Elektro-Löschwagens kann so weit abgesenkt werden, dass Fahrer und Mannschaft barrierefrei ein- und aussteigen, aber auch die Ausrüstung besonders leicht entnehmen können.

Aber nicht nur im von Umwelt- und Klimaschutz bewegten Kalifornien besteht Interesse an einer Energiewende im Rettungswesen. Auch die Berufsfeuerwehr des Kantons Basel-Stadt hat jüngst vier vollelektrische Feuerwehrfahrzeuge der Modellreihe Revolutionary Technology/RT bei Rosenbauer geordert. Die Schweizer Brandhelfer können damit über 90 Prozent aller Einsätze rein batterieelektrisch – ohne Stromerzeugung durch den Range Extender – abgewickeln. Die Berufsfeuerwehr Basel-Stadt hat rund 100 Mitarbeiter und ist zuletzt über 2.900mal im Jahr ausgerückt.

Enormes Marktpotenzial

„Der erste Flottenauftrag für ein neues Produkt ist immer etwas ganz Besonderes. Schon vor 30 Jahren war es eine Schweizer Flughafenfeuerwehr, die den damals ersten Panther in den Dienst gestellt hat, und mit dem wir eine neue Fahrzeugkategorie definiert haben“, sagt Rosenbauer-Vorstand Dieter Siegel, „umso mehr freut mich dieser erneute Vertrauensbeweis durch die Berufsfeuerwehr Basel-Stadt. Sie gehört damit zu den Erstanwendern dieser richtungweisenden Technologie, die wir künftig auch auf weitere Fahrzeugtypen übertragen wollen.“

Der Rosenbauer Konzern hat sich vorgenommen, bis 2023 in jeder Fahrzeugkategorie mindestens ein Fahrzeug mit elektrischem Antrieb anzubieten. Dabei setzt die Unternehmensgruppe zum einen auf entsprechende Aufbauten für elektrische Fahrgestelle wie zum Beispiel den Volvo FL Electric und zum anderen auf eigene Entwicklungen. Rosenbauer schätzt allein das weltweite Marktvolumen für elektrische Feuerwehr-Fahrzeuge auf rund 3.200 Fahrzeuge bis 2030. in Europa könnten 2025 bereits 700 bis 800 Löschwagen mit Elektroantrieb im Einsatz sein.

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert