Ein großes Hindernis für den Markthochlauf der Elektromobilität in Europa ist nach wie vor die Angst, aufgrund mangelnder Lademöglichkeiten mit einer leeren Batterie auf der Strecke liegenzubleiben. Dies gaben bei einer länderübergreifenden, repräsentativen Umfrage fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) als Grund dafür an, vorerst kein Elektroauto zu kaufen. Auch in Deutschland wiegt dieser Grund mit 46 Prozent am schwersten. In einer gemeinsamen Studie des niederländischen Ladeinfrastrukturanbieters EVBox und des Marktforschungsunternehmens Ipsos wurde untersucht, welche zentralen Herausforderungen die E-Mobilität in sechs ausgewählten Ländern – Belgien, den Niederlanden, Großbritannien, Norwegen, Deutschland und Frankreich – bestehen. Befragt wurden dafür jeweils bis zu 500 Personen in jedem Land.

Zu teuer, zu zeitaufwändig

Hinter der Sorge, nicht überall und schnell eine Lademöglichkeit zu finden, rangieren laut der Befragung Bedenken über die vergleichsweise höheren Anschaffungskosten für Elektrofahrzeugen. Über alle sechs Länder hinweg äußerten 46 Prozent der Befragten, E-Autos und Plug-in-Hybride seien noch immer nur in der oberen Preisklasse erhältlich – also zu teuer. In Deutschland sagten das 40 Prozent, in Belgien gar 56 Prozent der Teilnehmer. In Norwegen dagegen, wo die E-Mobilität schon früh staatlich gefördert wurde, sind lediglich 24 Prozent der Menschen dieser Ansicht.

Timo Sillober von EnBW im Ladetalk Timo Sillober ist Chief Sales & Operations Officer bei der EnBW. In der Funktion leitet er auch den Aufbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Wie gut. Denn da gäbe es einiges zu besprechen. Laden

Das dritte größere Hemmnis für einen Hochlauf ist die Ladezeit: Länderübergreifend 35 Prozent sagten, das Laden eines E-Autos dauere zu lange – der Meinung sind vor allem die Deutschen mit 43 Prozent. Die erfahreneren Norweger sind auch hier deutlich positiver einstellt: Nur 30 Prozent sehen nach dem Ergebnis der Befragung den Zeitaufwand beim Laden kritisch.

Ein etwas anderes Bild, eine andere Reihenfolge ergibt sich bei der Betrachtung derjenigen Befragten, die bereits elektrisch unterwegs sind. In dieser Gruppe landete die Preiswahrnehmung in Summe vorne (40 Prozent), gefolgt von der Angst vor einer leeren Batterie (34 Prozent) und einer als zu hoch empfundenen Ladedauer (26 Prozent).

Heiß begehrt: Schnelllademöglichkeiten in der City

Ein überwiegender Teil der E-Auto-Fahrer nutzt bereits Schnelllademöglichkeiten, also Ladeleistungen von meist bis zu 150 kW. Lediglich 20 Prozent der befragten E-Autofahrer gab an, noch niemals einen Schnellladesäule angefahren zu haben. In Deutschland sind es 17 Prozent, während in Norwegen mit 37 Prozent die meisten Schnelllademuffel leben. Am beliebtesten sind Schnelllader länderübergreifend an Autobahnen. Danach folgen Einkaufszentren (48 Prozent) und öffentliche Parkplätze in Innenstädten (47 Prozent). Besonderes in den Städten wünschen sich viele Menschen (41 Prozent) mehr Schnelllademöglichkeiten. Je 35 Prozent wünschten sich diese an Supermärkten und Autobahnen.

Zahlungsbereitschaft nicht sehr hoch

Allerdings ist die Zahlungsbereitschaft für schnelles Laden – auch unter den E-Mobilisten – nicht sehr hoch. Über alle sechs Länder hinweg würden 43 Prozent potenzielle Fahrer eines E-Autos mehr dafür bezahlen, dass ihr E-Auto an einem öffentlichen Schnellladepunkt geladen wird. Hierzulande sind es 47 Prozent – es ist der höchste Zustimmungswert. Am niedrigsten ist die Bereitschaft, für hohe Ladeleistungen mehr zu bezahlen, in Frankreich aus (32 Prozent). Bei den Besitzern von Elektroautos ist diese mit 44 Prozent insgesamt kaum höher. Nur in Deutschland sind 57 Prozent der Elektromobilisten dazu bereit.

Nur 19 Prozent aller Ladevorgänge im öffentlichen Raum

Weiter haben die Marktforscher abgefragt, wo Fahrer von Elektroautos diese derzeit laden. Die mit Abstand überwiegende Mehrheit lädt länderübergreifend meist zu Hause (73 Prozent). 40 Prozent der Ladevorgänge finden laut der Befragung am Arbeitsplatz statt, 36 Prozent an Tankstellen. Am seltensten geladen wird an öffentlichen Ladesäulen – der Anteil dieser Ladeform betrug im Schnitt nur 19 Prozent.

In Kooperation mit dem Branchendienst energate.

In vier der sechs Länder stellt sich die Situation ähnlich dar. Nur in Deutschland und Großbritannien ist die Reihenfolge eine etwas andere, wobei die Wallbox zu Hause auch hier die beliebteste Lademöglichkeit ist. Zum Beispiel lädt der deutsche E-Autofahrer am zweithäufigsten nicht beim Arbeitgeber, sondern beim Einzelhändler. Und auf Platz drei im Ladeplatz-Ranking landete hier bereits die Tankstelle.

Elektromobilisten treibt die Sorge ums Klima  

Unter dem Strich zeigte sich bei der Befragung auch, dass Fahrer von Elektroautos – und solche, die es werden wollen – sich intensiver mit Fragen des Klimaschutzes beschäftigen als die Bevölkerung in Gänze. So sagten beispielsweise 62 Prozent aller Befragten länderübergreifend, dass die CO2-Emissionen im Verkehr sinken müssen. Bei den E-Mobilisten liegt die Zustimmung bei 75 Prozent.

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