Das Marktsegment der Lastenräder ist ein boomendes, aber auch von großkalibrigen Konkurrenten besetztes – man denke nur an Tern, i:SY oder Riese+Müller. Von diesen muss sich Metz  abgrenzen, um sich als Newcomer auskömmliche Martkanteile zu sichern. Gelingt das mit dem E-PACKR 8.0? Ein Fahrbericht, der sich über 400 Kilometer erstreckte, soll das klären.

Das Fahrzeug – die ersten Eindrücke

Ohne Gepäckträger wirkt das Lastenrad mit seinen 163 Zentimeter Länge sehr kompakt, man kann es so auch gut in öffentlichen Verkehrsmitteln verstauen – die kostenlose Mitnahme ist aufgrund der kleinen Laufräder ja meist erlaubt. Trotzdem ist es nicht nur wendig, sondern auch spurstabil. Das Fahrgefühl ist „erwachsen“. Das Metz PACKR liegt satt auf der Piste und ist kein bisschen nervös um die Vorderachse. Unsicherheit kommt so nie auf, auch abseits befestigter Wege. Das Bike ist nur in einer Größe verfügbar, es eignet sich, aufgrund der werkzeuglosen Schnellverstellung von Lenker und Sattel, für Menschen mit einer Körpergröße zwischen 150 und 195 Zentimeter.

Kurz und wendig
Mit einer Länge von nur 1,63 Metern und Laufrädern in der Dimension 20 Zoll taugt das Metz-Lastenrad auch durchaus für eine Mitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die hydraulischen MT4 Scheibenbremsen von Magura sind über alle Zweifel erhaben, die breiten Schwalbe „Big Ben“-Reifen bringen die Brems- und Antriebskraft ordentlich auf die Straße und sorgen für ein Mindestmaß an Federung. Die acht Gänge der Alfine-Nabenschaltung  sind gut abgestimmt, auch längere Steigungen werden problemlos bewältigt. Bei etwa 26 km/h regelt der Metz-Motor bestimmt, aber nicht abrupt ab. Darüber ist bis 28 km/h nur ein geringer Motorwiderstand zu spüren. Und die Agilität des Bikes sorgt dafür, dass man oft etwas oberhalb der 25er-Grenze fährt.

Der Rahmen – tanzt aus der Reihe

Eher ungewöhnlich ist, dass hier ein Chrom-Molybdän Stahlrahmen verbaut wird, der das Gewicht des Fahrrads (27,3 Kilogramm) etwas erhöht. Dafür bietet er bei schlanken Rohren eine Synthese aus Steifigkeit und Flexibilität, die einerseits das hohe zulässige Gesamtgewicht von 180 Kilogramm erlaubt, beim Fahren aber Präzision im Handling und ein „smoothes“ Fahrgefühl ermöglicht. Die rahmenfesten Metz Träger- System-Aufnahmen erlauben eine große Variabilität der Bestückung mit verschiedenen Gepäckträgern bzw. Körben. Der Durchstieg ist zwar etwas höher im Vergleich zu Konkurrenzprodukten, aber ein Muss für die hohe Traglast des Bikes. Gleichzeitig ist das Metz PACKR 8.0 noch relativ angenehm anzuheben – der „Tragegriff“ ist gut ausbalanciert. Die Verarbeitungsqualität des Rahmens ist einwandfrei, die Schweißnähte sind gut verschliffen, die Sitz- und Kettenstreben sind, bei gutem Schutz des Akkus, sogar als beinahe „italienisch“ elegant zu bezeichnen.

Der Motor – schiebt kräftig an

Dass bei der Entwicklung auf den Antrieb besondere Sorgfalt gelegt wurde, merkt man dem G8 genannten und 75 Newtonmeter starken Aggregat deutlich an. Es ist ausgereift und kann in allen Disziplinen mit den Platzhirschen am Markt wie Bosch, Yamaha oder Brose zumindest mithalten; sei es die Kraftentfaltung, die Geräuschentwicklung, die Steuerung oder das Display bzw. der Bedienungssatellit. Eine Anpassung bzw. Fein-Abstimmung auf die persönlichen Präferenzen ist über das Menü am Bedienteil möglich, so können etwa die Schaltpausen, also das automatische Aussetzen des Antriebs beim Gangwechsel, ebenso „feingetunt“ werden wie das generelle Ansprechverhalten über den ganzen Bereich der Tretfrequenz. Aber schon in der vorprogrammierten Werkseinstellung kommen kaum Änderungswünsche auf.

Eigengewächs 
Metz hat im E-PACKR 8.0 seinen eigenen, 250 Watt starken Mittelmotor verbaut. Das G8 genannte Antriebssystem ist mit 2,9 Kilogramm vergleichsweise leicht, aber mit 75 Newtonmeter Drehmoment ausreichend durchzugsstark.
Eigengewächs
Metz hat im E-PACKR 8.0 seinen eigenen, 250 Watt starken Mittelmotor verbaut. Das G8 genannte Antriebssystem ist mit 2,9 Kilogramm vergleichsweise leicht, aber mit 75 Newtonmeter Drehmoment ausreichend durchzugsstark.

Es stehen vier Unterstützungsstufen zur Verfügung. Schon die Eco-Einstellung schiebt kräftig und wäre fast schon ausreichend für die Stadt, deutlich kräftiger agieren die Modi Sport, Power und Ultra, letzterer würde sogar einem Premium-Mountainbike gut zu Gesichte stehen. Die Abstufungen sind deutlich spürbar, bei der Hochwahl ist jeweils ganz deutlich ein  „Turbo-Effekt“ zu spüren. Aber auch ohne Unterstützung lässt sich das Bike noch gut fahren.

Vier Sensoren tun ihren Dienst, integriert ist ein Kraft- und ein Trittfrequenz-Sensor, zudem ein Gangwechsel-Sensor. Ein Speichenmagnet versorgt den zuverlässig befestigten Nehmer mit Infos zur Raddrehzahl und damit der gefahrenen Geschwindigkeit.

Beeindruckend ist die annähernde Lautlosigkeit, mit der der Metz-Motor zu Werke geht, auch unter hoher Belastung ist nur ein leises Flüstern zu vernehmen. Eine Schiebehilfe bis 6 km/h, etwa für steile Garagenauffahrten, ist ebenfalls vorhanden.

Das Display – bietet Anschluss

Das automatisch seine Helligkeit regelnde Display ist unter allen Lichtbedingungen gut ablesbar und meldet im Hauptmenü die wichtigsten Infos, in den Untermenüs können die üblichen Radcomputer-Informationen abgerufen sowie die Helligkeit der Displaybeleuchtung individuell geregelt werden. Ein USB-Anschluss zur Aufladung mobiler Endgeräte ist ebenso vorhanden wie die Möglichkeit über Bluetooth und die KOMOOT-App Navigationsfunktionen abzurufen. Ein Can-BUS System ermöglicht jederzeit Updates.

Alles im Blick 
Das TFT-Farbdisplay am Lenker des Metz-Lastenrads  liefert eine Vielzahl an Fahrinformationen wie Geschwindigkeit und Reichweite, Trittfrequenz und Uhrzeit. Links davon sitzt der Schalter, mit dem sich der Grad der elektrischen Trittunterstützung in vier Stufen einstellen lässt.
Alles im Blick
Das TFT-Farbdisplay am Lenker des Metz-Lastenrads liefert eine Vielzahl an Fahrinformationen wie Geschwindigkeit und Reichweite, Trittfrequenz und Uhrzeit. Links davon sitzt der Schalter, mit dem sich der Grad der elektrischen Trittunterstützung in vier Stufen einstellen lässt.

Akku und Licht – kaum Schatten, dafür viel Licht

Der Akku mit einer Kapazität von 500 Wh oder 13,3 Ampere wird von BMZ zugeliefert. Der Ladestecker ist verpolungssicher, ein Magnet bürgt dafür, dass der Stecker immer richtig sitzt. Der Akku bietet Energie für ca. 70 bis 80 km Reichweite – allemal genug für ein solches urbanes Transportmittel. Der Strom für die stets aktivierte Beleuchtung kommt ebenfalls von der Batterie. Gibt es nicht mehr genug Saft für die Fahrt, wird das Licht noch ca. drei Stunden lang weiter versorgt. Es ist dabei möglich, den Reststrom per Untermenü auch ganz für das Fahren zu verwenden.

Zunächst hatten wir Bedenken bezüglich der Ausleuchtung bei vorne montiertem Gepäckkorb – diese verschwanden aber sogleich. Die Straße wird, vorausgesetzt der Scheinwerfer ist richtig eingestellt, auch dann bestens ausgeleuchtet. Das Rücklicht leuchtet hell, beide Lichteinrichtungen nutzen LED-Technik.

Der Akku des Metz PACKR ist verschließbar, Entnahme und Einsetzen geschehen von der linken Seite aus. Für das Einsetzen braucht es anfangs etwas Gefühl, nach dem dritten Mal hat man den Bogen raus. Der Akku kann auch am Rad geladen werden, das setzt aber etwas „Bodenakrobatik“ voraus. Ansonsten ist der 2,8 kg schwere Akku gut handhabbar. Die kleine Griffmulde am Akku wäre vorbildlich, wäre sie nicht so glatt und damit rutschig. Die Reichweite konnten wir nicht evaluieren, aber nach gut 30 Kilometern waren immer noch ca. 60 Prozent Restkapazität vorhanden, was realistisch auf mindestens 70 Kilometer Aktionsradius schließen lässt.

Funktionalität – beeindruckend

Die Paradedisziplin des Metz PACKR 8.0. Das fängt beim Wittkop Medicus-Sattel an. Die Sitzbeinhöcker genießen eine reichliche Gelpolsterung, die Blutgefäße werden entlastet, das Fahren ist auch auf Dauer entspannt möglich. Die mittels Schraubenklemmung befestigten Griffe weisen die typische Flossenform auf und entlasten die Handgelenke. Der Schnellverschluss am Sitzrohr und der Speedlifter lassen eine blitzschnelle Einstellung in einem weiten Höhenbereich zu. Die Pedale sind rutschfest, der Q-Faktor gering – alles o.k. in Fragen der Ergonomie.

Komponenten – immer erste Wahl

Nicht nur, dass sämtliche Komponenten von Ergotec oder by Schulz stammen. Ein Zweibeinständer, ebenfalls von Ergotec, sorgt mit einem guten Hebelverhältnis für exzellenten Stand und wenig Mühe beim Hochbocken. Ein justierbarer Lenkungsdämpfer garantiert, dass im aufgebockten Zustand der Lenker nicht umschlägt und das beladene Bike aus dem Gleichgewicht bringt; konstruktiv eine Winzigkeit – mit großem Effekt. Auch die Standard-Gepäcklösungen des Metz PACKR gefallen, der kleine Gepäckträger mit und ohne Taschenhalter sowie der Gepäckkorb sind mit Lärchenholzbohlen ein Blickfang. Alle sind in Sekundenschnelle de- bzw. montierbar und untereinander austauschbar. Als Zubehör kann eine Vielzahl spezieller Transportlösungen erworben werden, auch fremde Fixiersysteme können verwendet werden. Vorne sind 20 Kilogramm Zuladung erlaubt, hinten 30. Getränkekisten passen genau in den großen Korb.

Blickfang 
Aus Lärchenholz sind die Bohlen des Gepäckkorbs über dem Vorderrad des Metz PACKR gefertigt. Darauf schaut man gerne.
Blickfang
Aus Lärchenholz sind die Bohlen des Gepäckkorbs über dem Vorderrad des Metz PACKR gefertigt. Darauf schaut man gerne.

Im Rahmen kann ein ebenfalls im Zubehörprogramm erhältliches Hardcase untergebracht werden für allerlei Krimskrams bzw. ein Zweirad Erste-Hilfe-Set. Der Freiraum kann auch für Werbezwecke genutzt werden. Metz bietet ein entsprechend zugeschnittenes beidseitig beschriftbares Paneel an – mit passendem individualisiertem Aufdruck.

Minuspunkte – kaum vorhanden

Wer suchet, der findet. Eine Federgabel – das wäre mein größter Wunsch. Auch im Bewusstsein, dass das eine Herausforderung ist bei der kleinen Radgröße und dem Zusatzgewicht, das damit verbunden wäre. Die schönen Lärchenholzeinlagen kontrastieren gekonnt mit dem Stahlrahmen, aber ihre Oberfläche ist etwas rutschig. Klettpunkte oder Abschnitte von Gummimatten könnten hier Abhilfe bieten. Was wir stärker vermisst haben, war ein fest verbautes Rahmenschloss. Einen Riemenantrieb könnte man sich wünschen, aber vermisst haben wir diesen nicht wirklich.

Fazit – rundum gelungen

Metz ist mit dem E-PACKR 8.0 ein wirklich toller Wurf geglückt, das Bike glänzt in allen Disziplinen mit leichtem Handling, spurstabilem Fahrwerk und einem harmonisch und doch kraftvoll agierenden Antrieb. Herauszuheben ist die Praktikabilität, die ihresgleichen sucht sowie die Liebe zum Detail, die das Fahren pur und ohne Träger genauso wie vollbeladen immer wieder zu einem besonderen Erlebnis macht – für einen mehr als konkurrenzfähigen Preis: Das Bike kommt in der Grundausstattung mit kleinem Gepäckträger und großem Gepäckkorb für inzwischen 3198 Euro. Alternativ gibt es das E-PACKR übrigens auch in der Version E-PAckr 8.e mit stufenloser Enviolo-Automatikschaltung mit 85 Nm Drehmoment für knapp 3.500 Euro.

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