Eigentlich ergibt Nissans e-Power-System nicht wirklich Sinn. Ein Verbrennungsmotor wird mit einer E-Maschine und einer kleinen Batterie gekoppelt und dient dann quasi als Range Extender. Denn der Benzinmotor gibt niemals Kraft an die Antriebsräder ab. Dafür ist ausschließlich der Elektromotor zuständig. Wie gesagt, eigentlich ist es widersinnig, fossile Energie zu nutzen, um damit einen Elektroantrieb zu betreiben.
Doch Nissan praktiziert bei seinem e-Power-System genau das – elektrisches Fahren ohne Traktionsbatterie und Ladeanschluss. Offenbar mit großem Erfolg: Rund 1,62 Millionen Autos, die mit diesem teilelektrischen Antrieb ausgestattet sind, hat der japanische Autobauer in 68 Ländern inklusive China bereits verkauft. Tendenz steigend.

Bei Nissans neuem e-Power-System werden der Elektromotor samt Wechselrichter, Untersetzungsgetriebe, Verbrennungsmotor (der als Generator arbeitet) sowie ein Übersetzungsgetriebe zu einer kompkaten Einheit zusammengefasst.
Aus dem Grund optimiert Nissan sein Hybrid-System noch einmal nach dem Motto „aus fünf mach‘ eins“. Das Prinzip, das diesem Antriebsstrang zugrunde liegt, bezeichnen die Japaner als „X-in-1“ und wenden dieses auf die elektrifizierten Antriebe an: Bei „3-in-1“ für Elektrofahrzeuge wurden Elektromotor, Wechselrichter und Untersetzungsgetriebe in einer Einheit zusammengefasst. Bei der „5-in-1“-Variante für die e-Power Modelle der nächsten Generation kommen zusätzlich noch ein Verbrennungsmotor als Generator sowie ein Übersetzungsgetriebe dazu.
Mit dieser modularen Bauweise wollen die Japaner nicht nur die Effizienz verbessern, sondern auch Kosten in der Fertigung sparen. Techniker Akihiro Shibuya beziffert die Einsparungen der dritten gegenüber der zweiten Generation auf rund 20 Prozent.
Verbrauch soll um 15 Prozent sinken
Das Herzstück der dritten Generation ist nach wie vor ein 1,5-Liter-Turbobenziner. Der Hightech-Dreizylinder ist in der Lage, das Verdichtungsverhältnis während des Betriebs stufenlos zu variieren. Durch die kontinuierliche Anpassung operiert der Verbrennungsmotor stets im optimalen Wirkungsgrad, was zu einen niedrigen Verbrauch und geringen Emissionen führt.

Bei der Produktion der Elektromotoren steht die Qualität an oberster Stelle. Trotzdem soll die Fertigung des e-Power-Systems in der dritten Generation um rund 20 Prozent unter der des Vorgängermodells liegen, was die Rentabilität für Nissan deutlich erhöht.
Da das neue e-Power-Antriebsmodul in den USA und später auch in Deutschland zum Einsatz kommt, ist es vor allem für höhere Geschwindigkeiten auf Autobahnen und Highways optimiert. Bei schneller Fahrt soll der Verbrauch sogar um 15 Prozent sinken. Ebenso wie der Benziner bleibt auch die Kapazität der Batterie mit 1,8 Kilowattstunden gleich. Allerdings ist die Einheit nun leichter, wodurch der Gesamt-Energieverbrauch im Vergleich zur zweiten Generation um neun Prozent nach unten geht. Die Leistung steigt hingegen von 140 kW auf 150 kW oder 204 PS bei einem unveränderten Drehmoment von 330 Newtonmetern.
Leiserer Lauf, kraftvollere Beschleunigung
Die Frage ist nun, wie sich der neue Antriebsstrang schlägt. Wir machen die Probe aufs Exempel, fahren erst einen Qashqai mit e-Power der zweiten Generation und testen dann ein identisches Fahrzeug mit dem kommenden e-Power-Antriebsstrang der dritten Generation. Schnell wird klar, dass Akihiro Shibuya nicht zu viel versprochen hat. In jedem der drei Fahrmodi Eco, Standard oder Sport läuft das Zusammenspiel der Komponenten geschmeidiger als bisher und dadurch hörbar leiser ab. Auch die Beschleunigung ist jetzt linearer und damit gleichmäßiger und kraftvoller.

Durch die Zusammenfügung der fünf Elemente in einer Baugruppe spart Nissan auch ordentlich Bauraum und Gewicht. Fotos: Nissan
Auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Fahrmodi sind spürbar, vor allem zwischen Eco und Standard. Mit jedem zurückgelegten Meter wächst die Erkenntnis, dass man mit dem e-Power-3.0-Antriebsstrang souveräner und entspannter unterwegs ist als mit dem Vorgängermodell. Auch schnelle Zwischenspurts absolviert der Qashqai ohne das vernehmbare Murren, das beim Modell mit e-Power 2 noch zu vernehmen war.
Wie sich die Optimierungen in den Preislisten niederschlagen werden – den Nissan Qashqai e-Power gibt es bei uns derzeit ab 39.930 Euro – wollten sie uns bei dem Fahrtermin noch nicht verraten: Bis zur Markteinführung der nächsten Entwicklungsstufe ist noch über ein Jahr Zeit. Dazwischen kann noch viel passieren.