Wer hätte das gedacht? „Der Launch Mode ist die Antwort für den normalen Pendlerverkehr“. Sagt zumindest Token Hu, der Mitgründer und „Chief Product Officer“ der Jiangsu Niu Electric Technology Company aus dem chinesischen Changzhou, die seit 2014 Elektroroller und Kickscooter produziert und die Welt mit „smarten, urbanen Mobilitätslösungen“ versorgt. Mit großem Erfolg auch in Deutschland: Die vollelektrischen Leicht-Roller der so genannten N-Serie von NIU zählen hierzulande zu den meistverkauften ihrer Art.

Nun zünden die Chinesen die nächste Stufe: Auf der Motorradmesse EICMA Moto in Mailand zeigen sie in diesen Tagen die Serienversion ihres Elektromotors RQi für die Stadt – das mit einer Spitzengeschwindigkeit von 110 km/h aufwartet und angeblich atemberaubende Beschleunigungsmanöver ermöglicht. Tempo 50 soll in weniger als zwei Sekunden erreicht sein – beim Ampelstart könnte das Motorrad sogar einen Porsche Taycan im Launch Mode hinter sich lassen.

Zwei Akkus zum Herausnehmen

Ob das tatsächlich die „Antwort für den normalen Pendlerverkehr“ ist, sei mal dahingestellt. Bleiben wir erst einmal bei den Fakten. Etwa beim Preis, der mit 6.999 Euro angeben wird. Und versprochen werden die Erstauslieferungen für den 1. Juli kommenden Jahres. Für den Antrieb sorgt übrigens ein Kettenmotor mit nur 5 kW (7 PS Leistung), der von zwei herausnehmbaren 72-Volt-Akkus mit einer Speicherkapazität von je 36 Ah mit Strom versorgt werden. Reichweiten von bis zu 120 Kilometer sollen sich damit darstellen lassen – so man den „Launch Mode“ nicht oder nicht allzu häufig nutzt. Immerhin wird das Elektro-Motorrad mit einem Schnellladegerät ausgeliefert, das an jeder Haushaltssteckdose angeschlossen werden kann. In vier Stunden sollen die beiden Akkus damit komplett wieder geladen sein.

NIU MQi GT EVO
Die Anbtriebsleistung des vollelektrischen Rollers kletterte von drei auf fünf Kilowatt. In 3,3 Sekunden soll damit Tempo 50 erreicht sein. Und erst jenseits von 100 km/h endet die Beschleunigung im „Launch Modus“. Foto: NIU

Aufgerüstet und nachgebessert hat NIU auch bei den Elektro-Motorrollern der M-Serie für den Stadtverkehr. Der MQI GT, der mit einer Fahrgeschwindigkeit von 70 km/h zu den Leichtkrafträdern zählte und zu den Elektro-Rollern für den „anspruchsvollen Berufspendler“ (Unternehmenswerbung), erhält in der Version EVO einen von drei auf 5 kW erstarkten Bosch-Motor sowie zwei herausnehmbare 72-Volt-Akkus mit 26 Ah Kapazität für Fahrgeschwindigkeiten von über 100 km/h und eine Reichweite von bis zu 100 Kilometer. Die Marke von 50 km/h soll damit nach 3,3 Sekunden gerissen werden können – zumindest benzingetriebene Roller der 125ccm-Klasse haben dagegen keine Chance mehr.

Motorroller mit Hybridantrieb

„Als wir uns hingesetzt haben, um den EVO zu bauen, hatten wir ein Ziel vor Augen: Dieser Elektroroller muss vom ersten Moment an Spaß machen“, erklärt CPO Hu bei der Vorstellung des neuen Modells. Dieses soll in Europa ab dem 1. März kommenden Jahres zu Preisen von 4.999 Euro verfügbar sein.

NIU nutzt die Motorradmesse in Mailand auch, um weitere Neuheiten vorzustellen. Den neuen, bis zu 35 km/h schnellen Hochleistungs-Kickscooter KQi MAX und sein neues E-Bike für die Stadt namens BQi, das mit einem 250 kW starken Bafang-Motor und zwei herausnehmbaren Akkus im kommenden Jahr zu einem Preis von unter 1500 Euro angeboten werden soll.

NIU YQi-Konzept
Der Motorroller verfügt über einen Hybridantrieb: Ein 150ccm-Benziner arbeitet hier mit einem 2400 Watt starken Elektromotor zusammen. Eingefleischten „Petrol Heads“ soll damit eine Brücke in die vollelektrische Zukunft gebaut werden. Foto: NIU

Die spannendste Neuheit ist aber sicher das NIU YQi – ein Motorroller mit Hybridantrieb. „Wir glauben, dass wir die eingefleischten Fans von benzingetriebenen Motorrädern davon überzeugen können, dass die Zukunft in der elektromobilität liegt“, so NIU-Co-Gründer Hu. Mit dem YQi baue man ihnen eine Brücke in die Zukunft – angetrieben wird der Roller von einem flüssigkeitsgekühlten Benziner mit 150 Kubikzentimeter Hubraum und einem 2400 Watt starken Elektromotor. Damit sollen Spitzengeschwindigkeiten und Beschleunigungswerte erreicht werden, die sonst nur mit motorisierten Zweirädern der 250 ccm-Klasse erreicht werden. Und das auch ohne Launch Modus.

Wann das YQi auf den Markt kommt und zu welchen Preisen, steht allerdings noch nicht fest – vorerst handelt es sich nur um ein Konzeptfahrzeug.

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