Er war eine Ikone der Marke und zuletzt sogar noch einmal ein Leinwand-Star. Doch seit 1988 lebt der Opel Manta nur noch in der Erinnerung. Allerdings haben die Hessen diese seit ein paar Jahren geschickt wieder aufgefrischt. Denn seit Opel den Wandel zur E-Marke zelebriert, rücken sie in Rüsselsheim den Manta in den Mittelpunkt und machen das einst glorreiche Sportcoupé wieder zum Image-Träger.

Erst haben sie einen Oldtimer als Restomod mit Elektroantrieb und Vizor-Grill aufgemöbelt, und dann eine elektrische Neuauflage versprochen. Und jetzt lassen sie den schönen Worten erste Taten folgen: Wenn sich Opel im September nach einer Auflage Abstinenz wieder auf der IAA Mobility in München blicken lässt, dann steht im Mittelpunkt des Auftritts ein Showcar, das zwar nur „Experimental“ heißt, das aber schon einen ziemlich konkreten Ausblick auf den am elektrischen Defibrillator wiederbelebten Manta geben will. 

Schöne Aussichten 
Der "Experimental" ist Vorbote auch der neuen Designsprache von Opel. Im neuen Grandland sollen viele Elemente erstmals in einem Serienauto eingesetzt werden.
Schöne Aussichten
Der „Experimental“ ist Vorbote auch der neuen Designsprache von Opel. Im neuen Grandland sollen viele Elemente erstmals in einem Serienauto eingesetzt werden.

Von der Erinnerung an die deutsche Corvette der 1980er Jahre müssen sich die Opel Fans dabei allerdings verabschieden. Zumindest im klassischen Sinne. Denn mit der Batterie im Boden scheidet eine flache Silhouette aus. Der Manta von morgen wird zum schnittigen Cross-Over, das abgesehen von den vier Türen – die hier für den besseren Einblick sogar gegenläufig öffnen – auch als Wiedergeburt des Astra Coupé durchgehen könnte. Schließlich hat die Studie mit etwa 4,50 Metern die gleiche Länge wie der einstige Gegner des VW Scirocco. Weil drunter aber die neue Stellantis-Plattform STLA für Elektroautos steckt, die anders als bisher konsequent die Akkus herum entwickelt wurde, wird der Radstand deutlich größer. Und der Innenraum wächst sogar auf Insignia-Format, stellt Showcar-Designer Florian Theis in Aussicht. 

700 Kilometer Reichweite sind drin

Aber der Experimental will viel mehr sein als ein Manta-Vorbote. Er soll „einen Ausblick geben auf kommende Modelle und Technologien und auf das zukünftige Design“ sagt Opel-Chef Florian Huettl und schwelgt schon in Träumen von einer „neuen Epoche“ in der Opel „einmal mehr seinen Pioniergeist zeigt“.

Elektrischer Weckruf
Der vollelektrische Restomod von 2021 sollte nicht mehr als die Erinnerung an den seliegen Opel Manta wecken.
Elektrischer Weckruf
Der vollelektrische Restomod von 2021 sollte nicht mehr als die Erinnerung an den seliegen Opel Manta wecken.

Der fußt in diesem Falle freilich vor allem auf der Kompetenz der Konzernfamilie. Schließlich steht der Experimental und mit ihm der Manta auf der mittleren der drei Elektroplattformen, die Stellantis für seine Vielmarken-Familie entwickelt hat. Diese STLA Medium-Architektur ist so etwas wie die Antwort auf den MEB und wird in zwei Versionen mit bis zu 98 kWh Batteriekapazität für bestenfalls 700 Kilometer Reichweite geplant.

Weil Konzernchef Carlos Tavares aber wie kein anderer Automanager aufs Geld schaut, gibt’s statt 800 nur 400 Volt Betriebsspannung und entsprechend lange Ladezeiten. Zwar fließen binnen einen Minute im besten Fall 2,4 kWh, aber der Sprung von 20 auf 80 Prozent dauert trotzdem fast eine halbe Stunde. Dafür dürfte der Manta von Morgen flott fahren: Für die Versionen mit einem Motor stellt Stellantis bis zu 160 kW (218 PS) in Aussicht. Bei der geplanten Allradvariante sind sogar 285 kW (388 PS) drin. 

„Licht ist das neue Chrom“

Während die Technik Familiensache ist, beweist Opel beim Design gebührenden Eigensinn – und stimmt die Kundschaft gleich auf eine weitere Neuerung ein. Denn Chrom ist giftig und passt nicht mehr in eine Nachhaltige Welt. „Licht ist deshalb das neue Chrom“, sagt Designer Theis und verweist auf die mit einer Querstrebe im Bug und einer LED-Leiste auf der Haube illuminierte Kompass-Signatur, die künftig zum Signet aller Opel-Modelle werden soll und sich entsprechend auch am Heck wiederfindet. Selbst die Flanken hat Theis mit leuchtenden Linien betont.

Dazu gibt es eine ausgefeilte Aerodynamik und für mehr Reichweite durch einen geringeren cW-Wert sogar einen beweglichen Diffusor, der wie bislang nur beim Mercedes Vision EQXX bei Autobahntempo hinten unter dem Boden hervor surrt.

Lenkrad verschwindet auf Knopfdruck 
Futuristisch kommt auch das Cockpit des Konzeptautos daher.  Für die Bedienung gibt’s ein teilweise transparentes Pure Pad, das vor der Armlehne zwischen den Sitzen zu schweben scheint. Fotos: Opel
Lenkrad verschwindet auf Knopfdruck
Futuristisch kommt auch das Cockpit des Konzeptautos daher. Für die Bedienung gibt’s ein teilweise transparentes Pure Pad, das vor der Armlehne zwischen den Sitzen zu schweben scheint. Fotos: Opel

Innen verschärft Opel seinen Digitalen Detox-Kurs und entschlackt das Cockpit entsprechend weiter. Es gibt kaum mehr Knöpfe oder Taster und selbst das Lenkrad verschwindet auf Knopfdruck, die Anzeigen übernehmen das zur „TechBridge“ aufgewertete Pure-Panell und ein großformatiges, dreidimensionales Head-up-Display mit Augmented Reality Technik. Für die Bedienung gibt’s ein teilweise transparentes Pure Pad, das vor der Armlehne zwischen den Sitzen zu schweben scheint und ein wenig wie der BMW iDrive von Morgen daher kommt.

„Greenovations“ für die Ökobilanz

Außerdem baut Opel ein paar „Greenovations“ ein, wie die Hessen ihre grünen, weil nachhaltigen Detaillösungen nennen. Das beginnt bei reaktiven Stoffen aus Recycling-Material, die elektrochrom leuchtend den Innenraum in wohliges Licht tauchen. Und das endet bei den Sitzen, die aus einer Mesh-Struktur konstruiert und deshalb besonders leicht und schlank sind und trotzdem beim Komfort keine Kompromisse machen. 

Ja, Opel hat uns für die zweite Hälfte des Jahrzehnts einen elektrischen Manta versprochen, und vieles von dem, was der Experimental bisher nur andeutet, sollte bis dahin viel konkreter werden. Außerdem haben wir dann noch drei, vier Jahre Zeit, uns an die unkonventionelle Neuinterpretation als Crossover zu gewöhnen. Ganz so lange müssen Opel-Fans aber nicht auf die ersten Einflüsse der Studie warten: Wenn der neue Crossland im Frühjahr auf den Markt kommt, wird er bereits die ersten Styling-Elemente des Konzeptautos tragen. Und das dürfte mehr sein als das neue Opel-Logo, das alle kommenden Modelle zieren wird. 

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert