Mit Verspätung haben nun auch bei Peugeot die Crossover das Zepter übernommen. Bestes Beispiel ist der neue 408, der auf der flexiblen EMP2-Plattform unterwegs ist, die den meisten Modellen aus dem Hause Stellantis eine wohlige Heimat gibt. Obwohl der Radstand mit dem des Citroen-Bruders C5 X mit 2,79 Metern identisch ist, wollte Peugeot dem 408 einen sportlicheren Look verleihen und verkürzte daher die Gesamtlänge um etwa zwölf Zentimeter auf 4,69 Meter, während die Breite um mehr als drei Zentimeter wuchs.
Die Motorenpalette des Peugeot 408 ist identisch mit der des Citroen C5 X und auch hier wurde der Dieselmotor gestrichen. Der ist inzwischen wirklich gestrig. Eine Brücke in die Zukunft schlagen in dem originell gestylten SUV-Coupé zwei Plug-in Hybride mit 180 bzw. 225 PS Systemleistung. Ein 1,6 Liter Vierzylinder-Turbo (150 oder 180 PS) ist hier mit einem 81 kW (110 PS) starken Elektromotor gekoppelt. Und ein Elektroantrieb? Kommt Emde nächsten Jahres. Danach könnte auch die Brücke eingerissen werden.
In Form und Dimensionen ist der neue Peugeot 408 auf jeden Fall originell, technisch aber nur auf der Höhe der Zeit.
Unsere erste Testfahrt haben wir mit dem stärkeren der beiden Plug-in Hybride zurückgelegt, der auf den verschwurbelten Namen Hybrid 225 e-EAT8 hört und wenigstens 51.000 Euro kostet. Im Boden sitzt ein Lithium-ionen-Akku mit 12,4 kWh Speicherkapazität, der den 1,9 Tonnen schweren Fronttriebler 62 Kilometer weit stromern lassen soll – so will es der Gesetzgeber. In der Praxis dürften es eher um die 40 Kilometer werden. Erst recht, wenn man den Peugeot 408 mit Elektroantrieb auch über die Autobahn bewegt – bis Geschwindigkeiten von bis zu 135 km/h. Das bordeigene Ladegerät hat serienmäßig eine Leistung von 3,7 kW, gegen einen Aufpreis von 500 Euro lässt sich der Akku einphasig auch mit 7,4-kW laden. Die Gesamtladezeiten der Batterie variieren je nach Stromstärke zwischen knapp zwei und über sieben Stunden.
Liliput-Lenkrad statt Head-up-Display
Im Innenraum finden wir die ebenso bekannte wie polarisierende i-Cockpit-Konfiguration mit Liliput-Lenkrad, dessen oberer Teil des Lenkradkranzes unter den Instrumenten liegt, so dass es eine Art Head-up-Display-Funktion übernimmt. Der Citroen C5 X hat ein richtiges Head-up-Display, das seine Funktion deutlich besser erfüllt. Die digitale Zehn-Zoll-Instrumententafel kann individuell gestaltet werden und verfügt über verschiedene Darstellungsmodi für Navigation, Medien, Assistenzsysteme und Energiefluss.
Das Platzangebot im Innenraum ist großzügig, auch wenn sich drei erwachsene Insassen im Fond die Schultern reiben, da der mittlere Sitz recht schmal ist. Weniger Einschränkungen gibt es bei der Beinfreiheit. Und was den Kopfraum angeht, werden trotz coupéhafter Dachlinie selbst Passagiere bis knapp 1,90 Meter Größe keine großen Einschränkungen spüren.
Typisch für Peugeot ist mittlerweile das Miniatur-Lenkrad, das den Fahrer zwingt, über es hinweg auf die Armaturen zu schauen. So entsteht zumindest eine Art analoges Head-up-Display. Fotos: Peugeot
Zur akustischen Isolierung wurden dickere Frontscheiben verwendet als bei Peugeot üblich und die Topversionen profitieren zudem von einer Doppelverglasung der vorderen Fenster, was Reifen- und Motorgeräusche angenehm reduziert. Die Kofferräume der beiden Teilzeitstromer bieten ein Fassungsvermögen von 471 bis 1.545 Litern. Gegenstände von bis zu 1,89 Metern Länge lassen sich transportieren, wenn die Rücksitzlehnen asymmetrisch oder vollständig umgeklappt werden.
Antriebsduo für 233 km/h Spitzengeschwindigkeit
„Wir bei Peugeot glauben, dass das Leben besser wird, wenn man ihm etwas Tempo verleiht. Mit seinem einzigartigen Look, der innovativen Fastback-Silhouette und seiner Eleganz ist der neue Peugeot 408 Ausdruck der Markenphilosophie und des Erfindungsreichtums von Peugeot“, warb Markenchefin Linda Jackson für das neue Modell. Das lassen wir jetzt einmal so stehen.
Aus dem Stand geht es immerhin in 7,9 Sekunden auf Tempo 100. Und wenn der Franzose alle Motoren zusammenschaltet, sind Spitzengeschwindigkeiten von 233 km/h möglich. Die Bremsen arbeiten sehr progressiv und reagieren schnell auf den Pedaldruck, wie es sich für ein PHEV gehört.
Bis zu 60 Kilometer soll der Peugeot stromern können, mit Geschwindigkeiten von bis zu 135 km/h. Vorausgesetzt, im 12,4 kWh-Akku steckt noch ausreichend Strom.
Eine größere Überraschung des Peugeot 408 Hybrid 225 ist seine Straßenlage: Das Zusammenspiel aus Stabilität und Komfort ist ausgezeichnet. Trotz stattlicher Räder im 20-Zoll-Format dringen kaum Stöße in den Innenraum. Und die Wankbewegungen in schnell gefahrenen Kurven halten sich in Grenzen. Das kleine Lenkrad macht das Fahren angenehm und so fühlt sich die Lenkung sehr direkt und präzise an. Ein Teil der dynamischen Balance des PHEV-408 hat mit der ausgewogeneren Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse zu tun: Beim Plug-in Hybrid liegen 57 Prozent der Last auf der Vorderachse, bei den bis zu 300 Kilogramm leichteren Benzinern 60 Prozent.
Automatik macht, was sie will
Einen guten Eindruck macht auch die ausgewogene Achtgang-Automatik. Einerseits kann sich der Fahrer darüber ärgern, dass viele seiner Anweisungen, die er über die Schaltwippen am Lenkrad gibt, ignoriert werden, weil das Automatikgetriebe im Hybridmodus einen eigenen Willen hat. Andererseits funktioniert die Automatik im Sportmodus hervorragend. Sie schaltet mühelos vom fünften in den zweiten Gang zurück, wenn es nötig ist, um flott durch die Kurven zu kommen und schaltet genauso schnell in höhere Gänge, wenn es nötig ist.
Alles in allem: Das SUV-Coupé ist eine echte Bereicherung in der Modellpalette von Peugeot.