Eigentlich sollte er dieser Tage auf dem Markt kommen – der neue vollelektrische Supersportwagen Piëch GT. So hatte es Anton M. Piëch, der Sohn des früheren Volkswagen-Chefs Ferdinand Piëch und Urenkel von Ferdinand Porsche, im Dezember 2021 im Interview mit EDISON vollmundig angekündigt. Einen schnittig gestylten zweisitzigen Prototypen hatte er damals in Memmingen zusammen mit dem Kreativdirektor Rea Stark und dem ehemaligen BMW-Manager Klaus Schmidt präsentiert. 450 kW stark und nur 1800 Kilogramm schwer. Bis zu 500 Kilometer weit sollte er mit einer Ladung eines „Wunder-Akkus“ aus Hongkong stromern und mit einer Ladeleistung von bis zu 900 Kilowatt Strom aufnehmen können. Der Verkauf von rund 10.000 Exemplaren zum Stückpreis ab 150.000 und 170.000 Euro würde den Grundstock legen für den Aufbau einer ganzen Palette von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben, ließ uns der Firmengründer damals wissen.
Alles Schnee von gestern. Stark und Schmidt spielen bei Piëch Automotive keine Rolle mehr, der zwischenzeitlich als Chairman des Executive Boards und Co-CEO agierende frühere Lamborghini- und Genesis-Manager Manfred Fitzgerald hat das im schweizer Zug beheimatete Unternehmen kürzlich ebenfalls verlassen. Die Führungsrolle im operativen Geschäft hat nunmehr allein der frühere Mercedes AMG-Chef und Aston-Martin-CEO Tobias Moers.
Über 1000 PS Leistung
Und der hat nun zusammen mit „Toni“ Piëch und dem neuen Entwicklungschef Ralph Illenberger stolz die neueste Entwicklungsstufe des Piëch GT vorgestellt. Einen komplett überarbeiteten vollelektrischen 2+2-Sitzer mit einer Antriebsleistung von „über 1000 PS“ oder 750 kW sowie 1100 Newtonmeter Drehmoment, der bis zu 300 km/h schnell ist und mit einer Ladung seines 90 kWh fassenden Akkus angeblich auch bei forscher Fahrweise über 500 Kilometer zurücklegen kann.
„Selbst beim Ladevorgang“, heißt es in der Pressemitteilung, „schafft diese Batterie ein Erlebnis, das den Erwartungen eines Sportwagenkunden gerecht wird: Der GT wird an CCS-Schnellladern mit einem Ladestrom von 500A in 8:30 Minuten beginnend bei 20 Prozent State of Charge auf 80 Prozent der Batteriekapazität geladen. Mit einem Wort: Das wird ein echtes „Wow Car“. Das belegt auch die Rundenzeit, die der Piëch GT schon auf der Nordschleife des Nürburgrings hingelegt hat: Die 20,8 Kilometer lange Strecke bewältigte der Prototyp in 6,55 Sekunden. Der neue Porsche Taycan Turbo GT benötigte dafür kürzlich über zwölf Sekunden mehr.
Start 2028 zum Preis von 200.000 Euro
2028 soll der heckgetriebene Sportwagen nun auf den Markt kommen, in einer Kleinserie von nun 2000 Stück zum Preis von rund 200.000 Euro. Bis zur Serienreife ist offenbar noch einiges an Entwicklungsarbeit erforderlich. Wo das dank eines Karbon-Monocoque vergleichsweise leichte Elektroauto produziert wird, steht noch nicht fest – gedacht wird wohl an den kanadischen Auftragsfertiger Multimatic, der den Aston-Martin One-77 sowie für Ford Performance eine Kleinserie des 1,2 Millionen Dollar teuren Rennwagens GT Mk II baut. Immerhin hat man mit Bosch Engineering und ElringKlinger zwei namhafte Entwicklungspartner für Elektronik und das Batteriesystem an Bord.
Was aber vor allem für den Neustart noch fehlt, sind Investoren: Derzeit läuft eine neue Finanzierungsrunde unter Interessenten vor allem aus dem Mittleren Osten, die rund 100 Millionen Euro in die Kasse des Unternehmens spülen soll. Wir drücken die Daumen. Die Rahmenbedingungen sind allerdings denkbar ungünstig: Vom elektrischen Hypercar Nevera (Stückpreis: 2,2 Millionen Euro) konnte die Porsche-Tochter Rimac, wie kürzlich zu erfahren war, bislang nur 50 statt wie geplant 150 Exemplare verkaufen. „Die Superreichen“, beklagte Firmengründer Mate Rimac kürzlich, „wollen lieber Verbrennungsmotoren.“