Er ist Skodas klar und scharf gezeichnetes Flaggschiff: Der Superb ist für sein gigantisches Platzangebot und feinen Reisekomfort inzwischen fast so bekannt wie böhmisches Glas oder tschechisches Bier. Ein 4,87-Meter-Auto für Leute, die nicht permanent nervös an ihrem Premium-Image feilen, perfekt für smartes Understatement. Und nebenbei rundum praktisch, speziell in der von uns gefahrenen Kombi-Version.
Genau dieses Auto offeriert uns die Marke mit dem gefiederten grünen Pfeil im Logo (grün, das passt ja) jetzt zum Einstiegspreis von 41.950 Euro oder 42.590 Euro (Kombi) auch als Plug-in-Hybrid. Garantiert durch eine im Fahrzeugboden vor der Hinterachse verstaute, aufladbare Lithium-Ionen-Batterie mit einem Energieinhalt von 13 kWh – die soll das Auto unter idealen Bedingungen (je nach Reifenformat) bis zu 62 Kilometer weit tragen. Wenn der Inhalt der Batterie mehr oder weniger verbraten ist, muss das Auto mal kurz oder länger ans Netz (dazu gleich mehr). Oder der 1,4 Liter große Vierzylinder steigt hier mit 115 kW (156 PS) in den Hybrid-Modus ein. Also ins Zusammenspiel von Stromer und Verbrenner mit der Systemleistung von strammen 160 kW (218 PS). An Power mangelt es jedenfalls nicht.
Was das Finanzielle betrifft: Es lässt sich da ja demnächst noch ein Umweltbonus von bis zu 3750 Euro abziehen. Und wer den Superb als Dienstwagen nutzt, muss seit Jahresbeginn nur 0,5 Prozent des Listenpreises als geldwerten Vorteil versteuern, bei Verbrennern sind es 1 Prozent. Ein wichtiges Argument bei einem Fahrzeug, das zu 82 (!) Prozent bei Flottenkunden läuft, wie von Skoda zu erfahren war.
Was der Skoda verbraucht
Skoda nennt für diesen Superb mit dem iV-Kürzel und einer charakteristischen Frontpartie den Benzinverbrauch von läppischen 1,5 Litern (Kombi 1,6 l) im 100-Kilometer-Schnitt (CO2-Ausstoß 33 bis 35 g), was nicht nur traumhaft klingt sondern im Alltagsverkehr ein schöner Traum bleiben wird. Denn die Fabelwerte sind das Ergebnis der Gewichtungsformel ECE R101, die sich der Gesetzgeber in Brüssel ausgedacht hat, um die Verbräuche beider Antriebseinheiten in einer einzigen Zahl zusammenfassen zu können. Wer mag und gut in Mathe ist, kann ja anhand der Unterlagen der EU ja mal selbst nachrechnen. Um es hier abzukürzen: In die Nähe des Idealwerts kommt man allenfalls, wenn der Akku noch gut im Saft steht, regelmäßig an der Steckdose geladen wird und wenn man das Auto sehr, sehr, zurückhaltend bewegt.
Mit komplett geladener Batterie und 50 Litern Benzin im vollen Tank (ja, der fasst hier 16 Liter weniger) soll das Auto im Idealfall bis zu 930 Kilometer ohne Zwischenstopp schaffen. So viel erst einmal zu den Laborwerten des schon bestellbaren Autos, das bei uns ab Januar ausgeliefert werden soll.
Welches Ausstattung der Superb bietet
Schon die Basisausstattung Ambition bietet bemerkenswert viel fürs Geld. Inklusive sind neben dem gängigen Frontradar-Aufpasser (inklusive City-Notbremsfunktion), der Fahrlichtassistent (mit Coming-Home-Funktion und Tunnellicht), der Regensensor, der adaptive Tempomat. Drin ist auch das anpassungsfähige Fahrwerk DCC, das die Wahl zwischen verschiedenen Modi erlaubt: Comfort, Normal und Sport. Je nach Programm beeinflussen elektrisch betätigte Ventile die Arbeitsweise der Dämpfer von soft bis straff. Dazu gibt es die vollautomatische Zwei-Zonen-Klimaanlage, das Multifunktions-Lederlenkrad, die Parksensoren (hinten), das Navi Amundsen (8-Zoll-Screen, Columbus 9,2 Zoll) und die SmartLink+Vernetzung, die das Smartphone mit dem Auto vereint. Zudem hat das Flaggschiff das online-fähige „Skoda Connect“ inklusive Fahrzeugfernzugriff an Bord, das uns sogar Infos über freie Parkplätze liefern soll, während des Ladens schon mal die Klimaanlage in Schwung bringen kann und den Zugriff auf diverse Apps und Streamingdienste garantiert.
Ab Ausstattung Style kommen beim Superb iV noch die schlauen Voll-LED-Matrix-Scheinwerfer hinzu, die den Gegenverkehr auch bei eingeschaltetem Fernlicht nicht blenden. Zu den Style-Nettigkeiten zählen zudem beheizbare Vordersitze und die elektrische Heckklappenbedienung. Noch was? Ja, die Top-Ausstattung L&K hat anthrazitfarbene 18-Zoll-Leichtmetallräder und getönte Heck- und hintere Seitenscheiben. Gut, und die Rolle des Freizeit-Dynamikers soll hier der Superb iV Sportline spielen. Hat draußen viele schwarze Details, dazu auch ein adaptives Fahrwerk und üppige 19-Zoll-Leichtmetallräder. Drinnen gefallen uns die Alcantara-Ledersportsitze mit den feinen Kontrastnähten und integrierten Kopfstützen und das Dreispeichen-Lederlenkrad. Dazu gibt es diverse Dekorleisten in Karbonoptik, ein bisschen Chromzeugs und eine Edelstahlpedalerie.
Das 135 Kilo schwere Batteriepaket kann bequem zu Hause aufgeladen werden — in gut fünf Stunden über eine normale Steckdose oder in 3,5 Stunden über eine Wallbox mit einer Ladeleistung von 3,6 kW. Der Ladeanschluß befindet sich praktischerweise hinter einer Klappe im Kühlergrill, eine Schnellladefunktion hat so ein Plug-in-Hybrid nicht. Ansonsten lässt sich während der Fahrt mit dem Benziner (was natürlich viel Sprit frisst) der Ladezustand der Batterie aufrechterhalten oder erhöhen. Natürlich sammelt der Mensch am Lenkrad auch hier beim Bremsen wieder Energie ein, der Superb arbeitet aber mit nur einer Rekuperationsstufe.
Wie sich der Plug-in-Hybrid fährt
Genug Theorie. Wie schlägt sich dieser Tscheche mit diesem Zwitterantrieb nun, der nicht ohne einen bösen Verbrenner auskommt? Prinzipiell wie ein Superb eben, also komfortabel mit ziemlich neutralen, vorbildlich sicheren Fahreigenschaften auf jedem Untergrund. Das spüren wir gleich nach ein paar Kurven auf den ersten Kilometern. Auch hier macht sich der tiefe Schwerpunkt (die Batterie!) positiv bemerkbar. Per Startknopf marschiert das Auto stets elektrisch los, die Batterie unseres Testwagens (Style-Ausstattung) war allerdings nicht komplett geladen, das Cockpit-Display signalisierte gerade mal eine Elektroreichweite von 38 Kilometern.
Wir starten im flüsterleisen E-Mode, lassen die Fuhre, wenn möglich, vorausschauend schön rollen und sind auf einem Autobahn-Teilstück mit maximal Tempo 130 unterwegs, was denn auch der hier elektrisch möglichen Höchstgeschwindigkeit entspricht. Ruhe im Schiff, mal abgesehen von den leichten Abrollgeräuschen. Gute Gelegenheit, ganz entspannt das Canton-Soundsystem mit seinen 12 Lautsprechern zu genießen, ein bisschen mit den verschiedenen Ansichten des digitalen Fahrer-Screens zu spielen und den animierten Energiefluss (Laden, Entladen und so weiter) im großen Mittel-Display zu verfolgen.
Und wir werden für unseren zarten Strom-Fuß belohnt. Der Superb iV fährt die anfangs angesagten 38 Kilometer komplett rein elektrisch und vermeldet Durchschnittsverbräuche zwischen 16,6 und und 17,5 kWh. Nicht schlecht. Die spannende Frage ist jetzt natürlich, ob wir das im morgendlichen Berliner Berufsverkehr auch hinbekommen hätten. Vermutlich nicht, aber selbst fürs flache Land sind diese Werte okay, der Superb ist schließlich kein Kleinwagen. Ach ja, die im Display angezeigten 4,6 Liter Superbenzin stammen noch von einem vorherigen Fahrer.
Generelle Erkenntnis: Mit Hilfe des E-Motors addiert sich hier schon bei niedrigen Drehzahlen ein ungewohnt sportlicher Speed-Kick, der den Tschechen im Sport-Modus (maximale Leistung beider Antriebe) mit 400 Nm maximalem Drehmoment und der zackigen Kombination der 6-Gang-Doppelkupplungsautomatik zum erstaunlich rasanten Feger macht. Nur so viel: Null bis Hundert in 7,7 Sekunden.
Was es zu meckern gibt
Zur Erinnerung: Je nach Ladezustand der Batterie können wir zwischen dem rein batterieelektrischen E-Modus, dem erwähnten Sport-Modus für maximale Leistung und dem Hybrid-Modus wählen. Letzterer regelt das Zusammenspiel zwischen Benzin- und Elektromotor wirklich harmonisch elektronisch, die Übergänge sind kaum zu spüren, zumal der relativ kleine Benziner, wenn er zugeschaltet ist, auch nur leise im Hintergrund säuselt.
Und jetzt müssen wir noch etwas meckern. Die Momentan-Verbrauchsanzeigen für Strom und Sprit sind so was von zappelig, das einem schon vom Hinsehen schwindlig wird. Vielleicht können die Techniker die ja ein wenig dämpfen. Und der in einem zweiten Testwagen eingeschaltete Spurhalte-Assistent, der ja prinzipiell ein Guter ist, nervte uns auf der Autobahn ständig mit Warngeräuschen und mahnenden Ansagen, weil er dauernd der Meinung war, dass wir die Hände nicht brav am Lenkrad hätten. Hatten wir aber.
So, und wer jetzt mal nachgeschaut hat, wird feststellen, dass der Skoda Superb Kombi (den die Tschechen vorn mit C schreiben) als Plug-in-Hybrid leider deutlich weniger Laderaum hat. Der ist zwar immer noch ordentlich, aber hier deutlich flacher. Im Vergleich zum Verbrenner-Superb fehlen 150 Liter bei aufrechten Rücksitzlehnen, weil unterm Boden eben das Batteriepaket wohnt. Jetzt könnten wir lange über das Wesen von Kompromissen diskutieren oder einfach sagen, dass der halbelektrische Superb dennoch ein reizvolles Angebot ist. Besonders für Leute, die täglich vom Stadtrand in die Firma pendeln. Das könnte dieser iV dann günstig und umweltnett allein mit seinem Stromer-Part erledigen.