Über Mangel an Leistung braucht man sich beim Porsche Taycan nicht zu beklagen. Der Zuffenhausener Power-Stromer feuert in der Turbo-S-Version mit bis zu 560 kW / 761 PS über den Asphalt. Der Elektro-Macan, der im kommenden Jahr auf den Markt kommt, wird sicher ähnlich kraftvoll um die Ecke toben. Wenn man als Mobilitätsdienstleister auf allen Gebieten punkten will, liegt es nahe, diese Kraft auch aufs Wasser zu bringen. Schließlich wollen die Schönen und die Reichen auch an der Côte d’Azur umweltverträglich und geräuscharm fahren. Nur eben auf der Wasser-Seite.
Die Porsche-Idee des Elektro-Speedboots ist eingängig, doch die Umsetzung keinesfalls. Das geht schon beim Rumpf eines jeden Wasserflitzers los: Jeder Prozentpunkt zu viel Widerstand kostet Speed und bei einem Elektroboot eben auch Reichweite. Die ist besonders wichtig, weil man inmitten eines Sees oder im Meer nur selten Ladesäulen findet. Wir gehen von einer Reichweite von 25 Seemeilen, also rund 46 Kilometern aus.
Kooperation mit dem Bootsbauer Frauscher
Die Architektur stammt von der nagelneuen Premium Plattform Electric (PPE), auf der auch der 2024 erscheinenden E-Macan basiert. Die zentralen Elemente sind eine moderne, permanenterregte Synchron-Elektromaschine samt Leistungselektronik und einer Batterie mit einer Kapazität von 100 Kilowattstunden, wie sie im vollelektrischen Macan zum Einsatz kommen soll. Das sollte auch die Aqua-Reichweitenangst ad absurdum führen.
Power ist sowieso genug vorhanden. Wie bei den Porsche-BEVs hilft die 800-Volt-Technik beim schnellen Laden. Bei den Leistungsdaten hält sich der Zuffenhausener Autobauer noch bedeckt. Vermutlich wird der E-Speedboot mit rund 368 kW / 500 PS über das Wasser brettern. Der Abzug wird ohnehin ziemlich beeindruckend sein, da auch bei dem Wasserstromer das Drehmoment von der ersten Schraubenumdrehung parat steht.
Ganz unvorbereitet ist Kopfsprung ins kühle Nass freilich nicht. Porsche holt sich mit der Frauscher Bootswerft einen erfahrenen Partner ins Boot. Die Österreicher bauen schon seit 1927 Luxusboote und seit 1955 sind auch elektrische Jachten Teil des Modellportfolios. Ein gutes Boot verliert auch mit Elektromaschinen nichts von seiner Faszination. Deswegen übernimmt die Frauscher x Porsche 850 Fantom Air den 8,67 Meter langen und 2,49 Meter breiten Rumpf des Daycruiser Frauscher 858 Fantom Air fast unverändert. Dadurch ist die Yacht auch rauwassertauglich und damit fürs offene Meer geeignet.
Nur 25 Exemplare ab 2024
Ein Porsche muss sich optisch immer von den anderen Verkehrsteilnehmern unterscheiden. Das ist auf dem Wasser nicht anders als auf dem Land. Cockpits gehören zu den Kernkompetenzen eines jeden Autobauers. Also haben die Schwaben die Gestaltung des Steuerstandes inklusive des Lenkrads, der Hauptkonsole mit Schubhebel und integrierten Displays selbst übernommen. Auch die Polstermöbel der Lounge, in der sich die neun Passagiere wohlfühlen sollen, stammen von Porsche. Ganz billig wird der Edel-Wasserstromer, der nächstes Jahr auf den Markt kommt, sicher nicht sein. Auch da gibt es wenig Unterschiede zu den Straßenmodellen. Wenn man die Frauscher 858 Fantom Air als Basis nimmt, rechnen wir mit rund 550.000 Euro netto. Wer ein solches Speedboot will, sollte schnell sein, Denn von der 2024 erscheinenden „First Edition“ werden maximal 25 Exemplare gebaut.
Was Porsche recht ist, ist BMW nur billig. Die Münchner haben sich mit dem Bootsbauer Tyde zusammengetan, nehmen den Antriebsstrang des BEV-Veteranen BMW i3 und packen diesen in ein Wasserfahrzeug namens „The Icon“. Zwei jeweils 100 kW / 136 PS starke Elektromotoren sorgen für den Vortrieb. Die Energie kommt von einem auf 240 kWh vergrößerten Akkupaket des mittlerweile ausgelaufenen BMW i3. Das Boot ist weit mehr als ein nautisches Fortbewegungsmittel, sondern eine lässige gläserne Panoramalounge, die auf einem eleganten Schiffsrumpf über das Wasser gleitet
BMW-Tragflächenboot mit i3-Akkus
Das sind keine leeren Worte: Bei höheren Geschwindigkeiten erhebt sich die 13 Meter lange Elektrojacht wie ein Tragflächenboot aus dem Wasser und gleitet so fast geräuschlos ohne Wellenschlag dahin. Dabei senken die Unterwasser-Tragflächen (Hydrofoils) den Energiebedarf im Vergleich zu einem herkömmlichen Rumpf um bis zu 80 Prozent. Also haben die Prinzipien, die auf dem Land für ein windschnittiges Erscheinungsbild des Vehikels sorgen, auch auf dem Wasser ihre Berechtigung. Daher reichen die 240 kWh Batteriekapazität für 50 Seemeilen / knapp 100 Kilometer, sondern auch eine Reisegeschwindigkeit von 24 Knoten. Die Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten / 55 km/h.
Ähnlich wie bei Porsche bringt BMW bei „The Icon“ auf der Brücke seine Kernkompetenzen ein. Statt bekannter Nautik-Instrumente erinnert das Cockpit mit seinem 32-Zoll-Touchscreen mit gestochen scharfer 6k-Auflösung nebst iDrive an die aktuellen BMW-Stromer vom Kaliber des i7 oder BMW XM. Wie dort ruft man Sprachbefehl alle wichtigen Informationen wie Reichweite oder Wetterbericht ab.
Unsere Aufzählung wäre aber nicht komplett ohne den Dritten im Premium-Bunde: AMG. Die Mercedes-Tuningschmiede hat bereits 2013 gemeinsam mit Cigarette Racing das SLS AMG Coupé Boot entwickelt, das zu großen Teilen den Antrieb des Elektro-Dynamikers Sportwagens SLS AMG Coupé Electric Drive nutzte. Dank einer 240 kWh großen Batterie von 2,2 Tonnen Gewicht und einer Antriebsleistung von 1656 kW (2252 PS) konnte das 11,6 Meter lange Powerboot mit bis zu 160 km/h über die Wellen fliegen. Wie viele Exemplare davon gebaut wurde, steht jedoch in den Sternen. Immerhin bewies auch dieses Boot, dass Wasser und Strom irgendwie zusammengehören.