Die elektrische Welt beginnt ein paar Kilometer nördlich von Flensburg. Auch wenn es entlang der Autobahnen in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und auch Deutschland inzwischen reichlich Möglichkeiten gibt, den Akku eines Elektroautos schnell zu laden, sieht es an der E45 Richtung Norden noch vor Arhus oder weiter Richtung Hirtshals nochmal besser aus. Kaum eine Autobahnausfahrt, kaum ein Parkplatz, an dem sich nicht ein Ladepark befindet.

Normale Ladesäulen mit 50, 100 oder nur 150 kW Ladeleistung ? Fehlanzeige, denn Supermärkte oder Ladeinseln bieten zumeist 300 Kilowatt und immer öfter auch 400 kW. Gleich nebenan stehen moderne wie gepflegte Toilettenanlagen, gibt es kleine Shops, Burgerketten oder Kaffeeläden, die den Fahrer zur Stärkung einladen, während sich das Elektroauto Energie für die nächste Etappe abholt. Zu 67 Cent pro Kilowattstunde etwa bei Clever oder 48 Cent an den Schnellladestationen des Tankstellenbetreibers Circle K.

Zwei Fliegen mit einer Klappe
Auf dem Gelände der meisten Supermärkte in Dänemark gibt es inzwischen eine Möglichkeit, das Elektroauto zu laden. Der Ladevorgang lässt sich so leicht mit den Wocheneinkäufen verknüpfen. So geht keine Zeit verloren. Foto: Grundhoff
Zwei Fliegen mit einer Klappe
Auf dem Gelände der meisten Supermärkte in Dänemark gibt es inzwischen eine Möglichkeit, das Elektroauto zu laden. Der Ladevorgang lässt sich so leicht mit den Wocheneinkäufen verknüpfen. So geht keine Zeit verloren. Foto: Grundhoff

Der dänische Automarkt hat längst auf das gute Ladeangebot reagiert: 51,5 Prozent der Neuzulassungen entfallen auf Batterieautos. Mit deutlichem Abstand war das Tesla Model Y im vergangenen Jahr das meistverkaufte Neufahrzeug in Dänemark. Auf den Plätzen zwei und drei folgten mit Skoda Enyaq und VW ID4 vor dem Tesla Model 3 und dem ebenfalls begehrten Audi Q4 Etron. In diesem Jahr führt der VW ID4 die Liste an vor dem ID Buzz und dem Toyota bZ4x – der Ausflug von Tesla-Chef Elon Musk in die US-Politik wird wie in Deutschland auch von den Dänen nicht goutiert.

Jeder zweite Däne fährt bereits elektrisch

Aktuell besitzt Dänemark ein Netz von mehr als 13.000 Ladestationen und jeder zweite Neuwagen fährt mit einer Batterie – Tendenz steigend. „Mit einem Marktanteil von über 50 Prozent haben sich BEV-Autos von einer Nischenwahl zu einer weit verbreiteten Beliebtheit entwickelt. Wir gehen davon aus, dass dieses Jahr über 70 Prozent der Neuwagenverkäufe auf BEV entfallen werden“, sagt Mads Rørvig, der CEO von Mobility Denmark, der Interessenvertretung der Fahrzeugimporteure, Carsharing-Anbieter und Ladenetzbetreiber. Bis 2030 sollen insgesamt 1,6 Millionen Elektromodelle auf den dänischen Straßen unterwegs sein. Steuervorteile sowie die Förderung von privaten Ladestationen zahlen sich hier ebenso aus wie der massive Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Zudem sollen in Dänemark schon ab 2030 keine Verbrenner, ab 2035 auch keine Autos mit Hybridantrieb mehr verkauft werden dürfen – das wirkt.

Lademöglichkeiten für 1000 Elektroautos 
Im Elektroauto-Parkhaus „P-hus Hagastaden“ in Stockholm wird im finalen Ausbau jeder Stellplatz mit einer Lademöglichkeit ausgestattet sein. Ziel der Stadtverwaltung ist es, bis Ende 2030 mehr als 100.000 neue Ladepunkte für Elektroautos zu errichten, nicht nur in der City, sondern auch in den Außenbezirken von Stockholm. Foto: CTEC
Lademöglichkeiten für 1000 Elektroautos
Im Elektroauto-Parkhaus „P-hus Hagastaden“ in Stockholm wird im finalen Ausbau jeder Stellplatz mit einer Lademöglichkeit ausgestattet sein. Ziel der Stadtverwaltung ist es, bis Ende 2030 mehr als 100.000 neue Ladepunkte für Elektroautos zu errichten, nicht nur in der City, sondern auch in den Außenbezirken von Stockholm. Foto: CTEC

In Schweden (aktueller Marktanteil der Batterieautos: 35,2 Prozent) nimmt die Antriebswende weiter Fahrt auf. In den ersten vier Monaten des Jahres 2025 freuten sich die Verkäufer von Elektroautos über einen Zugewinn von knapp acht Prozent im Vergleich zu 2024. Volkswagen hat auch hier die Hauptwettbewerber Tesla und Volvo bei den Elektroautos mittlerweile überholt. Beim Gesamtabsatz liegt Volvo mit einem Plus von 9,8 Prozent jedoch vor Volkswagen, die um mehr 66 Prozent zulegen konnten und Toyota verdrängten – insbesondere mit Elektromodellen.

Schweden holt rasant auf

Bei den Ladesäulen hinkt Schweden mit knapp über 4.000 öffentlichen Ladesäulen deutlich hinter Dänemark (ca. 13.000) und Norwegen (rund 28.000) her. Bemerkenswert: An den meisten Ladepunkten hier benötigt man längst keine spezielle Ladekarte mehr. Es reicht eine Kreditkarte oder das Smartphone, um den Ladepunkt zu aktivieren und die Stromlieferung abzurechnen. Allerdings sind die Strompreise beim Ad-hoc-Laden mit 51 Cent/kWh für Wechselstrom und 87 Cent/kWh für Gleichstrom am Schnelllader nicht günstiger als in Deutschland. Erst mit entsprechenden Verträgen und einer monatlichen Grundgebühr ändert sich das. Sauber und gepflegt sind die Ladestationen zumeist auch hier. Zudem überdacht, hell erleuchtet und in Laufweite gibt es Snackmöglichkeiten.

Hurtig laden 
In Norwegen gehören Elektroautos auch außerhalb von Oslo längst zum Straßenbild. Schnellladestationen gibt es überall reichlich. 
Foto Elbil.no
Hurtig laden
In Norwegen gehören Elektroautos auch außerhalb von Oslo längst zum Straßenbild. Schnellladestationen gibt es überall reichlich.
Foto Elbil.no

Die verbesserte Infrastruktur macht sich bei den Elektrozulassungen in Schweden bemerkbar. Bis Ende April gab es 2025 einen Zuwachs von knapp 16 Prozent. Während Tesla schwächelt, profitiert Volkswagen mit einem Plus von mehr als 160 Prozent bei seinen Elektromodellen und hier besonders dem VW ID.7 am meisten. Während Heimspieler Volvo hier nachgeben musste, konnte Kia seine Verkäufe fast verdoppeln.‍‍

Neuzulassungen in Norwegen fast 100 Prozent elektrisch

In Norwegen, Europa Pionierland der Elektromobilität mit rund 9500 Schnellladestationen und einem E-Anteil von inzwischen 97,4 Prozent an den Pkw-Neuzulassungen, kann Tesla seine Topposition in der Verkaufsstatistik aktuell noch behalten. Trotz deutlicher Rückgänge ist das Tesla Model Y unverändert auf Platz eins vor dem Toyota BZ4X und dem VW ID.4. Volkswagen hat mit dem ID.3, ID.Buzz und dem ID.7 drei weitere Fahrzeuge unter den ersten zehn im Zulassungs-Ranking.

(Mit Ergänzungen von Franz Rother)

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1 Kommentar

  1. Jürgen Baumann

    „Wasserstaff“, eFuels und HVO100 – so schlachtet man die wichtigste Industrie in Deutschland. Bravo. Die Chinesen lachen sich kaputt.
    „Aus vom Verbrenner Aus“ ist nichts weiter als eine Aufforderung zur vorsätzlichen Körperverletzung mit Todesfolge in Tausenden von Fällen. Die schlechte Luftqualität, vor allem in den Städten, beeinträchtigt nach wie vor die Gesundheit der Menschen in Europa. Laut aktuellen Schätzungen der EUA verstarben im Jahr 2020 in der EU mindestens 238 000 Menschen vorzeitig, weil sie PM2.5-Konzentrationen von über 5 µg/m3 ausgesetzt waren. Die Stickstoffdioxid-Belastung führte zu 49 000 und erhöhte Ozonwerte zu 24 000 vorzeitigen Todesfällen. (Quelle: European Environment Agency).

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