Auf so eine Idee können wahrscheinlich nur Niederländer kommen – Menschen einer Nation, die schon vor Jahrzehnten die Verkehrswende eingeleitet und dem Fahrrad in den Städten Vorfahrt eingeräumt haben. Studenten der Technischen Universität von Delft haben ein System zum drahtlosen Laden von E-Bikes entwickelt, das sie nun unter dem Namen „Tiler“ kommerziell vermarkten wollen.

Christiaan van Nispen und seine Mitstreiter hatten sich schon vor Jahren darüber geärgert, dass für das Laden der Akkus von E-Bike je nach Hersteller der Antriebe unterschiedliche Ladesysteme angeboten werden – die allesamt eine Steckdose erfordern. In vielen Fällen müssen dazu auch erst die Akkus dem Fahrrad entnommen werden. Ein Handicap ist das speziell auch für die Betreiber E-Bike-Flotten wie zum Beispiel die niederländische Post.

Fahrradakkus werden mit bis zu 300 Watt geladen

Bei der Lösung, die von den Studenten entwickelt wurde, fließt der Strom über eine Bodenplatte und einen speziellen Fahrradstäder in den Akku. Der Kontakt des zweifüßigen Ständers mit der Platte reicht aus, um 36- und 48-Volt-Batterien mit bis zu 300 Watt zu laden – bei Ladeverlusten von lediglich 15 Prozent. Konventionelle Ladegeräte von E-Bikes arbeiten in der Regel mit Ladeleistungen von unter 200 Watt.

Die gesamte Steuerungselektronik verbirgt sich in einem kleinen, staub- wie wasserdichten Plastikkasten, der wie eine Fliese in den Boden eingelassen und dort mit dem Stromnetz verbunden wird. Die wetterfeste Bodenplatte verfügt über LEDs, die den Ladestand anzeigen sowie über einen kleinen Transmitter für die Kommunikation mit dem Fahrrad und dem Akku des E-Bikes. Dort muss neben dem Ständer lediglich ein kleiner Funkempfänger installiert werden.

Auch E-Scooter und E-Mopeds könnten System nutzen

Gedacht ist das „Tiler“ („Fliesen“)-System ist vornehmlich für Flottenbetreiber, erprobt wird es in einem Pilotprojekt aktuell bei einem Sharinganbieter in Rotterdam. Derzeit wird es auch nur vermietet, für 25 Euro pro Ladepunkt und Monat. Hinzu kommen die Kosten für den Fahrradständer – die „Tiler“ können nacheinander zum Laden von mehreren E-Bikes genutzt werden. Im Verkauf soll das Gesamtsystem später rund 700 Euro kosten – was es wohl auch nur für gewerbliche Nutzer interessant macht.

Und Firmengründer van Nispen ist in Gedanken schon weiter. „Unser Ziel ist es, die Städte ein wenig grüner zu machen. Keine Städte mehr, die für Autos gebaut werden, sondern Städte, die für Menschen gebaut werden. Wir glauben an eine grünere Stadt, in der der elektrische Verkehr eine größere Rolle spielt. Wir hätten gerne eine universelle Kachel für alle leichten elektrischen Transportmittel“ – auch für Scooter und Elektro-Mopeds.

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