Seit sechs Jahren schon arbeiten die Gründer des Münchner Startups Sono Motors an der Entwicklung ihres Sonnenwagens „Sion“, einem elektrischen Familienauto, das zumindest einen Teil der zum Antrieb benötigen Energie aus 456 Solarzellen auf seiner Außenhaut bezieht. Und im Herbst kommenden Jahres sollte der Traum der beiden CEOs Jona Christians und Laurin Hahn endlich Realität werden und bei Valmet in Finnland die Vorserien-Produktion des Solar-Elektroautos Sono Sion starten. Doch jetzt sieht es so aus, als könnte das Projekt auf der Zielgeraden noch scheitern.
#saveSion-Kampagne soll Autoproduktion retten
Denn dem Unternehmen geht – wieder einmal – das Geld aus. Weshalb „viele“ Investoren den Unternehmensgründern wohl geraten habe, die kapitalintensive Arbeit am Sonnenwagen einzustellen und sich auf das B2B-Solargeschäft zu konzentrieren – die Vermarktung der firmeneigenen Solartechnologie unter anderem an Bus- und Nutzfahrzeughersteller. Die beiden Firmengründer haben deshalb im Zusammenhang mit der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse eine neue Community-Kampagne unter dem Schlagwort #saveSion gestartet: Von den 40.000 Menschen und Unternehmen in Europa, die in den vergangenen Jahren bereits Interesse an einem Sono Sion signalisiert haben, sollen in den kommenden 50 Tagen 3500 ihre Reservierungen und Vorstellungen in einen Kauf umwandeln – gegen einen Rabatt von bis zu 3000 Euro auf den Endpreis ihres Elektroautos, das aktuell mit 29.900 Euro (netto 25.000 Euro) eingepreist ist. Rund 88 Millionen Euro sollen so eingenommen und die Finanzierungslücke „teilweise“ geschlossen werden.
„Wenn wir das Kampagnenziel erreichen und genug Geld sammeln, können wir einen positiven Dominoeffekt auslösen“, heißt es auf der Webseite des Unternehmens. Andernfalls werde man die Arbeit an dem Sonnenwagen einstellen: „Wir haben es nicht geschafft, den Investoren zu erklären, warum der Sion das Potenzial zum ersten erschwinglichen Solar-Elektroauto der Welt hat, und dass es nach so einer Lösung auch eine große Nachfrage gibt“, müssen die Firmengründer in einem Statement einräumen. Der Hinweis auf 21.000 Reservierungen von Privatpersonen und rund 22.000 Vorbestellungen von Flottenbetreibern in einem Umsatzvolumen von über einer Milliarde Euro reichte wohl nicht aus.
Solartechnik als Rettungsanker
Nichtsdestotrotz gehen Christians und Hahn davon aus, „dass wir in der Lage sein werden, weitere Finanzmittel zu beschaffen und die verbleibenden Maschinen, Werkzeuge und Produktionsanlagen zu bezahlen, um die geplante Vorserienproduktion im Jahr 2023 und dann den Produktionsstart im ersten Quartal 2024 zu erreichen.“ Aber bei einem Scheitern der Kampagne #saveSion werde man sich wohl oder übel auf das b2B-Solargeschäft konzentrieren müssen. Dort hat das Unternehmen bereits zahlreiche Aufträge aus der Transportbranche erhalten, unter anderem „von einem der führenden Pkw-Hersteller. Dieser möchte die Sono-Solarpanele in die Karosserien seiner Fahrzeuge integrieren.
Es ist nicht die erste große Krise des jungen Unternehmens. Bereits vor drei Jahren hatte Sono Motors eine Community-Kampagne starten müssen. Damals waren innerhalb von 50 Tagen weltweit über 50 Millionen Euro an Zahlungszusagen eingesammelt worden, „obwohl wir damals in einer ganz anderen Lage waren“, machen sich die Gründer nun Mut.