In letzter Zeit haben wir uns aus diversen Gründen natürlich öfter gefragt, ob der irgendwie geniale Elon Musk jetzt völlig am Durchdrehen oder für seine Verhältnisse noch im gewohnt schrägen Normalzustand ist. Sie wissen schon, dieser Tesla-Mann mit den erfolgreichen Elektroautos, der sich nebenbei ums Raumfahrtunternehmen Space X (voll im milliardenschweren NASA-Geschäft), die Boring-Company (husch, Autos staufrei unter die Erde), den Neuralink-Kram (Gehirn-Computer-Verlinkung und so), die spätere Besiedlung des Mars (irgendwo müssen wir ja mal hin), die Einsortierung von Twitter (gerade überhaupt nicht lustig), die amerikanische Politik (Kanonaden auf die US-Demokraten) oder vielleicht auch nur um seine neun Kinder kümmert.

Mindestens genauso wild ist jetzt, was seine Tesla-Truppe uns deutschen Autokäufern unterjubeln will. Nämlich die offiziell 750 kW (1020 PS) starken Plaid-Versionen der fein renovierten Topmodelle S und X. Sie wissen schon: Luxuslimousine sowie Big Mac-SUV mit Flügeltüren. Die schneidige Limo, laut Tesla-Trara das Auto mit der besten Beschleunigung der Welt, haben wir jetzt an einem nebligen, bös kalten Dezembervormittag mal fix über hundert Kilometer ausprobiert. Ehrlich gesagt nur deshalb, weil wir nach einer Möglichkeit suchten, den gehassten Weihnachtsbaumkauf („Können Sie diese fünf Exemplare mal kurz halten?“) in Berlin-Mahlsdorf noch ein wenig hinauszuschieben. Wird in hundert Jahren kein Tesla-Fanboy verstehen, war aber so.

Kälte-Probleme in der Werkstatt

Wobei die Vorzeichen, nun ja, auch hierbei ein wenig schwierig waren. Denn auf dem kurzen Weg ins Schönefelder Tesla-Zentrum, wo die Rakete warten sollte, kamen wir gleich zweimal leicht ins Rutschen, weil die Stadtrand-Straßen ein wenig angefroren und wir noch auf Sommerreifen unterwegs waren. Na super. Und schließlich sind wir bei Tesla noch selbstverpennt im Werkstattbereich statt im etwas feineren Verkaufsraum gelandet. Haben uns natürlich gewundert, dass uns hier niemand mit offenen Armen empfangen wollte.

So schnell wie eine Kanonenkugel
Unser Testwagen: Tesla Model S Plaid in Midnight Silver Metallic mit (aufpreispflichtigen) 21-Zoll-Rädern. Foto: Eschment

Andererseits: Jedes Ding im Leben hat auch seine lustige Seite. So konnten wir auf diese Art und Weise hautnah die Probleme zweier anwesender, offenbar etwas vergnatzter Tesla-Kunden verfolgen. Da ging es um eine sich unterwegs ruckartig heftig verhärtende Lenkung, die von Teslas Tresen-Mann mit Kälte-Problemen eines Sensors erklärt wurde. „Kenn ich auch“, grinste dazu der zweite Kunde abgeklärt und erzählte dann ausführlich von einer Odyssee wegen der schief eingepassten Türen seines Model Y. Er würde dieses Manko jetzt mal einfach ignorieren: „Hauptsache, die sind wenigstens dicht.“ Was bisher offenbar der Fall war.

Schneller als Lichtgeschwindigkeit

Inzwischen, die Geschichte geht jetzt positiv weiter, hat man uns gefunden, eine frisch geputzte mausgraue (Entschuldigung, natürlich Midnight Silver Metallic) Model S-Limousine rollt an. Für uns kuschlig vorgewärmt. Richtig, die Plaid-Version, deren Namen wir uns selbst erklären könnten, wenn wir uns in den 80ern die damals oberwitzige Film-Komödie Spaceballs reingezogen hätten. Sorry, haben wir nicht, aber in solchen Fällen hilft ja unter anderem YouTube weiter («The funniest Moments of Spaceballs«). Also für alle Unwissenden: Es geht um die rot-orange-karierte Spur, die das überrasante Spaceball One-Raumschiff im Weltraum hinterlässt. Kariert? Yes, etwa wie so ein karierter schottischer Überhang. Ein Plaid. Und dieser Speed, physikalisch natürlich völliger Quark, ist viel schneller als die Lichtgeschwindigkeit. Und zack – schon sind wir beim Model S Plaid.

Alles klar? Dann erzählen wir kurz was über die Topversion des Model S, die es bei uns für 137.990 Euro gibt und die auf den ersten Blick aussieht wie das bisherige Modell, das zwei Jahre lang komplett von der Bildfläche verschwunden war. Und schon diskutieren sämtliche Motor-Journalisten, ob das hier nun ein völlig neues Fahrzeug oder nur so was renoviertes ist. Für den zuständigen Presse-Mann ist der Fall natürlich klar. „Das ist viel mehr als ein Facelift“, beteuert der freundliche Samy Abdel Aal. Nein, das sei quasi ein komplett neues Auto.

cW-Wert von 0,208

Wirklich alles sei überarbeitet worden, betont er. Und zeigt gleich auf diese aerodynamisch optimierte Frontpartie, die jetzt nur noch aus einem einzigen Stück besteht und im Zusammenspiel mit dem glattflächigen Unterboden (und weiteren Kniffen) zum wirklich sensationell niedrigen cw-Wert von 0,208 beiträgt. Das Chassis der immerhin 5,02 Meter langen Limousine soll nun auch noch ein bisschen leichter sein – bei Tesla reden sie von 2.162 Kilogramm. Was angesichts einer 100-kWh-Batterie im Unterboden schon mal ein ziemlich guter Wert ist.

Sogar sämtliche Sitze seien komplett neu, vernehmen wir. Und wenn sie in der zweiten Reihe umgeklappt sind, soll da hinten sogar ein komplettes Fahrrad (ja, die Räder bleiben dran) reinpassen, wie uns ein Foto demonstriert. Mit der „Frunk“-Luke vorn ergeben sich insgesamt hübsche 793 Liter Laderaumvolumen. Und weil der neue S nun nicht nur mit den erwähnten 5,02 Metern Länge, sondern auch mit einer leicht auf 1,99 Meter gewachsenen Breite daherkommt, findet überall noch mehr Platz im Innenraum. Allerdings gibt es für unsereins, mit 1,94 Metern recht groß geraten, vorne keine ausziehbare Verlängerung der Sitzfläche. Passt aber auch so bestens.

960-Watt-Soundsystem

Selbst die zweite Sitzreihe (drei Plätze, verstaubare Armlehne, kabelloses Laden und Kniefreiheit ohne Ende) darf jetzt mit einem Zentralbildschirm angeben, auf dem zum Beispiel diverse Videos gestreamt werden können. Und nach einem kleinen Software-Update sollen auch dort Videospiele laufen können. Und schon ist hinten Ruhe im Schiff. Selbstverständlich könnten wir uns alle auch auf einen gemeinsamen, halbwegs coolen Musiksender einigen und dann Teslas 960-Watt-Soundsystem lauschen, das mit 22 Lautsprechern sensible Klänge in Studioqualität zaubert und nebenbei mit einer aktiven Fahrgeräuschdämmung arbeitet. Klingt wirklich herrlich, aber auf die Fahrgeräusche kommen wir noch einmal zurück.

Tummelplatz für Spielekram aller Art
Das Zentraldisplay ist nun sinnvollerweise quer eingebaut, lässt sich aber auch nach links und rechts schwenken.

Im übrigen lässt sich dieser gigantische 17-Zoll-Touchscreen, der jetzt sinnvollerweise quer eingebaut ist, nun auch nach links und rechts schwenken. Mit seiner Auflösung von 2200 bis 1300 Pixeln und bis zu 10 Teraflops Rechenleistung (Grafik-Chip auf Playstation-5-Niveau) ideal für Kinoerlebnisse und mehr. Kompatibilität mit drahtlosen Controllern und Headsets. Ja, von jedem Sitzplatz aus. Ergo ein idealer Tummelplatz für aktuellen Spielekram jeder Art, der uns, nun ja, nicht so interessiert, aber für manche jüngeren Mitmenschen mehr oder weniger lebenswichtig ist.

Bis zu 1600 Kilo dürfen an den Haken

So, und das müssen wir jetzt noch schnell einfügen: Der schicke Ami darf jetzt sogar einen schnöden Lastenanhänger ziehen. Mit Baumarktkram oder so. Oder einem mittelgroßen Bötchen. Oder vielleicht dem kleineren Pferdehänger. Immerhin sind bis zu 1600 Kilogramm Zuglast erlaubt. Auch der praktische Fahrradtransport auf der Hängerkupplung sollte hier kein Problem sein. Und schon bekommt dieser Fünfsitzer unerwartet den herben Charme der Nützlichkeit. Reicht nicht? Okay, der SUV-mäßige X Plaid, den Tesla zum Einstiegspreis von 140.990 Euro offeriert, darf sogar 2250 Kilogramm an den Haken nehmen. Dieser Hochsitzer, und auf diese traurige Botschaft müssten sich Speedjunkies dann irgendwie einstellen, fährt allerdings „nur“ maximal 262 km/h.

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Technische Daten
Tesla Model S Plaid

Dual-Allradantrieb mit drei E-Maschinen und einer Antriebsleistung von 750 kW (1020 PS);
Beschleunigung auf 100 km/h (bei rollendem Start): 2,1 Sekunden;
Höchstgeschwindigkeit: 280 km/h (322 km/h mit Hardware-Upgrade);
Batterie-Kapazität: 100 kWh brutto, 95 kWh netto;
Max. Ladeleistung: 250 kW DC, 16,5 kW AC;
Reichweite (WLTP-Norm): 600 Kilometer;
Basispreis: 137.990 Euro

Worüber sollten wir noch reden? Natürlich unbedingt über die technischen Kerndaten, denn wir haben es hier ja mit einem dreimotorigen Antriebsstrang zu tun. Vorn wirbelt nur eine E-Maschine, hinten links und rechts sind es zwei Permanentmagnet-Motoren, geradezu ideal für die individuelle Kraftverteilung an die Räder (Torque Vectoring). Das ganze Konstrukt ergibt eine Nennleistung von 1267 PS, von denen die offiziell angesagten 1020 PS (750 kW) verfügbar sind. Bringt nebenbei den von Tesla gut bekannten elektrischen Dual-Allradantrieb.

322 km/h Topspeed braucht Hardware-Upgrades

Die Rotoren dieser E-Maschinen sind sogar karbonummantelt. Hat sonst niemand in der Branche. „So kann dieser Rotor im Vergleich zu einem Rotor, der durch Metall (normalerweise ist das hochfester Stahl, die Red.) zusammengehalten wird, ein viel stärkeres elektromagnetisches Feld erzeugen. Und kann zweitens extrem hohe Drehzahlen erreichen, da die Karbonhülse verhindert, dass sich der Rotor aufgrund der Radialbeschleunigung ausdehnt“. Echtes Zitat des technisch bemerkenswert bewanderten Elon Musk, der diesen Karbon-Krims höchstpersönlich im letzten Jahr (nach einer Anfrage) brav erklärt hat.

Doch hier am ziemlich schmucklosen Tesla-Center Schönefeld lauert eine kleine Enttäuschung auf uns. Denn das auf der Bestellwebsite angesagte Wahnwitztempo von 322 km/h erreiche das Auto nur mit zwei kostenpflichtigen Hardware-Upgrades, erfahren wir. Sprich mit Keramikbremsen und speziellen Performance-Reifen. Die aber beide in Deutschland noch nicht verfügbar seien. Und wann bitte? „Später“, sagt der Pressemann, das könne er noch nicht so genau sagen. Deshalb sei, trauriger Augenaufschlag, im Moment nur eine Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h möglich. Leider, leider. Das bringt uns Journalisten natürlich nicht um. Aber keine Ahnung, ob das schon jemand dem Elon gesteckt hat, dass es ausgerechnet im Lande des Porsche-Mercedes-BMW-Tummelplatzes mit dem Plaid so gebremst losgeht.

Und weil wir gerade bei bösen Wahrheiten sind: Diese 2,1 Sekunden, die uns Tesla für den Sprint auf Tempo Hundert verspricht, wurden, typisches US-Regularium, mit einem rollenden Start (roll out) gemessen. Da müssen wir nun also noch mal geschätzte zwei bis vier Zehntelsekunden draufrechnen, was dem einen oder anderen Teslaner nur mittellustig gefallen dürfte.

Und wie fährt sich das Model S in der Plaid-Version? Das erfahren Sie hier im zweiten Teil.

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3 Kommentare

  1. Theo Thalmann

    was soll so ein Energieverschwender in der heutigen Zeit ??
    Statt über 300kmh zu schreiben würdet Ihr Euch besser um reale Autos kümmern und den Lesern mal einige vorstellen welche mit weniger als 10kWh / 100km auskommen. Da liegt die Herausforderung.
    Mit überdimensionierten Motoren Energie verschleudern kann jeder. Bitte gibt dann auch den Verbrauch dieser Energieschleuder an und die möglichen Höchstbussen welche anstehen, wenn man mit 300 unterwegs ist.

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    • Nico

      Das Fahrzeug ist unfassbar effizient, für das, was es leistet. Einfach mal ins Benzin-Equivalent umrechnen. Das zeigt was trotz wahnsinns Leistung möglich ist. Zivil bewegt, dürften im Sommer 16-17 kWh möglich sein. Wer weniger will, fährt halt Pedelek und schreibt giftige Kommentare 🙂

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  2. Hans

    Geschätzt ca. 80% des Artikels bestehen aus nebensächlichen bis sinnfreien Füllwörtern und (Neben-)sätzen. Diese Formulierungen deuten auf eine interessante Persönlichkeitsstruktur des Autors hin. Oder liegt es – ganz banal – am Vergütungsmodell (mehr Buchstaben = mehr Geld)?

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