Reinhold Richert ist Zweirad-Liebhaber und Technik-Freak. „Ich könnte nichts selber entwickeln“, sagt der Unternehmer aus Meinersen nahe Wolfsburg über sich selbst. „Doch wenn ich etwas vor mit stehen habe, dann erkenne ich sofort, was technisch besser gemacht werden kann.“

Mit der Einstellung machte sich Richert im Sommer 2014 daran, zusammen mit seinem Bruder eine bei Ebay ersteigerte Motocross-Maschine auf Elektroantrieb umzubauen. Denn Fahrten mit einem Motorrad durchs Gelände waren seine Passion. Aber die zornigen Blicke von Jägern, Förstern und Bauern wegen eines laut knatternden Zweitakters wollte er irgendwann nicht länger auf sich ziehen.

Die hält was aus 
Die vollelektrische Panthera wurde für härteste Einsätze konstruiert. Auch Wasserdurchfahrten sollen damit möglich sein.
Die hält was aus
Die vollelektrische Panthera wurde für härteste Einsätze konstruiert. Auch Wasserdurchfahrten sollen damit möglich sein.

Der Umbau gelang, die mit einem Elektromotor und vier Bleiakkus neu bestückte Yamaha funktionierte von Anfang an technisch einwandfrei. Aber von Fahrspaß konnte nach der Antriebswende keine Rede mehr sein: Das Leichtkraftrad war mit über 130 Kilogramm viel zu schwer geraten. Auch war die Beschleunigung miserabel – und endete schon bei 30 km/h. Für Fahrten durch schweres Gelände fehlten zudem Power und Reichweite.

Auf E-Scooter folgt nun E-Motorrad

Die Elektromobilität auf zwei Rädern ließ Richert trotzdem nicht mehr los. Nach einer Geschäftsreise nach Shanghai, wo ihm zahlreiche E-Scooter aufgefallen waren, bestellte er auf der chinesischen Internet-Plattform Alibaba zum Spaß einen elektrischen Motorroller. Er sammelte damit seine Erfahrungen, notierte die Defizite und entwickelte darüber ein Lastenheft, mit dem er später Hersteller von Motorrollern in China konfrontierte. Daraus entstand vor zehn Jahren die Trinity Electric Vehicles GmbH. Der Geschäftszweck: Der Import von hochwertigen Elektrorollern nach deutschen Standards und optischen Vorstellungen für den deutschen Markt.

Der Erfolg mit den Elektro-Rollern ließ nicht lange auf sich warten. Mit seinen nach Planeten (Uranus und Jupiter) benannten Scootern zählt Trinity inzwischen zu den namhaften Anbietern in Deutschland. Und nun geht Reichert daran, seinen alten Traum zu realisieren: In Kürze wird er mit der Panthera die erste bezahlbare und leistungsstarke Elektro-Enduro auf den Markt bringen. Mit Viergang-Getriebe und bis zu 22 kW (30 PS) Antriebsleistung, gut für Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 125 km/h.

Strom für drei Stunden Fahrvergnügen

In der Standard-Version liefert die Panthera bis zu 18 kW Antriebsleistung und ist „nur“ bis zu 120 km/h schnell. Lithium-Ionen-Akkus des bekannten Herstellers CATL mit Ladungen von 40, 50 oder 60 Amperestunden (Ah) und 72 Volt Spannung sorgen hier wie da dafür, dass der Maschine unterwegs nicht der Strom ausgeht. Mit dem größten Akku soll die Maschine bis zu 3 Stunden lang fahren können, mit dem Basismodell 1,5 Stunden. Zum Laden können die Akkus entnommen werden und mit einem 15-Ampere-Ladegerät an der Steckdose in drei Stunden wieder befüllt werden.

Lautlos durchs Gelände 
Die Panthera hat die Dimensionen einer Cross-Maschine der 250er Klasse, hat aber Kräfte wie ein benzingetriebenes Motorrad mit einem 450ccm-Hubraum. Fotos: Trinity
Lautlos durchs Gelände
Die Panthera hat die Dimensionen einer Cross-Maschine der 250er Klasse, hat aber Kräfte wie ein benzingetriebenes Motorrad mit einem 450ccm-Hubraum. Fotos: Trinity

Über ein Jahr dauerte allein die Entwicklung des Getriebes, das dafür sorgt, dass die Kräfte des Elektromotors mit einem maximalen Drehmoment von 784 Newtonmetern im Gelände fein dosiert eingesetzt werden können. Um auch Profis den Umstieg auf den Elektroantrieb zu erleichtern, sitzen der Griff für die Kupplung und das Fußpedal für die Hinterradbremse an den gewohnten Stellen.

Preise beginnen bei 7.389 Euro

Die Panthera hat die Dimensionen einer Cross-Maschine der 250er Klasse – und die Leistung eines benzingetriebenen Motorrads mit 450 Kubikzentimetern. Mit einem Gewicht von 108 Kilogramm liege sie auf dem Niveau vieler Wettbewerbsmaschinen, wirbt Richert für sein neuestes Produkt. Um die Eingewöhnung zu erleichtern, kann der Fahrer zwischen verschiedenen Fahrmodi wählen und die Fahrgeschwindigkeit und Dynamik schrittweise steigern. Sogar Wasserdurchfahrten sollen möglich sein.

Die Preise für die Trinity Panthera beginnen bei 6849 Euro für Fahrzeuge ohne Straßenzulassung und mit 40 Ah-Akku. Mit Straßenzulassung und 60 Ah-Akku sind es 7.389 Euro. Und wer die volle Leistung der Cross-Maschine auskosten will, ordert das Performance-Paket und landet bei 7.996 Euro inklusive Schnellladegerät. Für zusätzliche 145 Euro kann die Panthera auf eine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h gedrosselt werden. Aber wer will das schon. Ausgeliefert werden sollen die ersten Motorräder im Mai. Und wer sich mit der Bestellung beeilt und zu den ersten 100 Bestellern zählt, kriegt sogar einen Preisnachlass von 500 Euro.

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4 Kommentare

  1. Dani

    Mit einem Sozius würde ich sie sofort kaufen

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  2. Michael Rexin

    Netter Artikel, aber glaub ich erst wenn ich die Maschinen beim Händler stehen sehe. Vor 5 Jahren wollte Trinity die Neon X/S auf den Markt bringen, nach ner Zeit ist das Modell von der Website wortlos verschwunden.
    Wird sicher ne interessante Maschine, kommt für mich leider zu spät.

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  3. Duesendaniel

    Um mit diesen Ah-Angaben etwas anfangen zu können wäre es hilfreich, auch die dazu gehörige Spannung zu nennen (60V?).
    Dann könnte man sich die Kapazität der Akkus in W bzw. kW ausrechnen und mit einer Verbrauchsangabe auch die Reichweite herleiten – bzw. umgekehrt. Bei E-Autos kommt doch auch keiner auf die Idee, den Energieinhalt mit Ah anzugeben.

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    • Franz W. Rother

      Die Spannung beträgt 72 Volt. Wird nachgetragen.

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