Die Zahl der Elektroautos wuchs ebenso wie die Zahl der Ladepunkte – in Summe war 2023 ein gutes Jahr für die Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen machte die Antriebswende durchaus große Fortschritte. Das zeigt auch die neue Ausgabe des E-Mobilitätsatlas, den der Energieversorger und Ladenetzbetreiber E.ON jetzt veröffentlicht hat.
Demnach stehen den rund 1,3 Millionen Batterieautos in Deutschland inzwischen über 100.000 öffentliche Ladepunkte mit zusammen fast 3,2 Gigawatt Ladeleistung zur Verfügung. Das sind mehr als die 1,3 Kilowatt (kW) pro Elektroauto, die der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) als Ausbauziel für die öffentliche Ladeinfrastruktur setzt. Nach der Sichtweise hätte Deutschland heute schon ein Überangebot an Lademöglichkeiten, das Ziel der Bundesregierung von einer Million Ladepunkten im Jahr 2030 wäre obsolet.
Bis zu 4,7 kW Ladeleistung pro Auto
Rein rechnerisch und bundesweit steht heute jedem in Deutschland zugelassenen Stromer mit 2,46 kW tatsächlich fast doppelt so viel an Ladeleistung zur Verfügung – wie nach Ansicht des BDEW angemessen wäre. Das Problem ist nur: Es gibt nach wie vor große regionale Unterschiede, was den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur anbetrifft. Auch das zeigt der Energieatlas von E.ON deutlich. Demnach sind die meisten Elektroautos in Nordrhein-Westfalen zugelassen. Rund 284.000 Fahrzeuge beziehen hier die Antriebsenergie ausschließlich aus einem Akku. Die Plätze zwei und drei gehen in dem Ranking an Bayern (248.000 E-Autos) und Baden-Württemberg (213.000 E-Autos).

E.ON favorisiert Schnellladesäulen. Aus einfachem Grund: An Stationen mit bis zu 400 kW Ladeleistung sind deutlich mehr Ladevorgänge am Tag möglich als an Wechselstrom-Ladesäulen mit nur elf oder 22 kW Ladeleistung. Foto: E.ON
In den drei Bundesländern stehen den Elektromobilisten aber auch die höchsten installierten Ladeleistungen zur Verfügung: 608 Megatatt (MW) in Bayern, 570 MW in NRW und 505 MW im „Ländle“. Das entspricht zwischen 1,7 und 4,7 kW pro Batterieauto. Auch in Mecklenburg-Vorpommern (4,69 kW) und Sachsen-Anhalt (4,67 kW) herrschen nach der Logik fast schon paradiesische Zustände.
E.ON favorisiert Schnellladestationen
In anderen Ländern, Landkreisen und kreisfreien Städten sieht es nach der E.ON-Studie deutlich finsterer aus. Beispielsweise im Landkreis Südwestpfalz, wo pro Auto lediglich 0,50 kW pro Auto zur Verfügung stehen. Oder im wohlhabenden Münchener Umland (0,95 kW), wo eine große Zahl von Ladesäulen eine vielfach höhere Zahl von Elektroautos gegenübersteht. Wenn dann in den Sommer- oder Winterferien noch Urlauber herbeistromern, kommt das Ladenetz dort schnell an seine Belastungsgrenze.
Auch E.On macht sich deshalb vor allem für den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur stark: „An Stationen mit bis zu 400 kW Ladeleistung sind deutlich mehr Ladevorgänge am Tag möglich als an Wechselstrom-Ladesäulen mit nur elf oder 22 kW Ladeleistung.“
Klimaeffekt nur bei Einsatz von Grünstrom
So oder so: Unterm Strich kommt es aber auf einen ganz anderen Wert an. Nämlich auf die Einsparungen bei den CO2-Emissionen. Und nach den Berechnungen der Datenexperten von E.ON könnte der aktuelle Bestand an Elektroautos jährlich über drei Millionen Tonnen des Klimagases einsparen helfen – wenn diese zu 100 Prozent Grünstrom in ihre Akkus laden würden. Praktisch und nicht nur nominell. Tatsächlich aber ist der Klimaeffekt seit dem Ausstieg aus der Atomkraft und der verstärkten Verstromung von Kohle aber deutlich geringer. Beim aktuellen Strommix verursacht die Produktion einer Kilowattstunde Strom in Deutschland CO2-Emissionen in einer Größenordnung von über 600 Gramm CO2. Nur dank Importen aus den Nachbarländern, insbesondere aus Frankreich, Belgien, Norwegen, aus Österreich und der Schweiz fällt die CO2-Intensität beim Stromverbrauch nicht ganz so hoch aus.