Chinas Automarkt – einst das Wachstumswunder und Profit-Center für Volkswagen – hat sich zum härtesten Test für den langjährigen Marktführer entwickelt. Lokale Marken wie BYD oder Nio bestimmen längst das Tempo bei E-Autos, während VW um seine Position kämpfen muss. Im vergangenen Jahr sank der Absatz von VW in China um etwa zehn Prozent auf rund 2,93 Millionen Fahrzeuge, darüber fiel der Marktanteil des Konzerns auf unter 14 Prozent. Und was vielleiciht noch schlimmer ist: Auf dem Markt für sogenannte New Energy Vehicle (NEV), auf dem Elektroautos und Plug-in-Hybride gehandelt werden, kommen die Deutschen gerade mal auf einen Marktanteil von zwei Prozent.

Diese Zahlen verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen VW in China steht.​ Doch jetzt startet die Marke mit Unterstützung ihrer chinesischen Partner eine großangelegt Modelloffensive: Bis 2027 sollen mehr als 30 neue Fahrzeuge speziell für China auf den Markt kommen – darunter 20 reine Elektroautos oder Fahrzeuge mit elektrifiziertem Antrieb. Ziel ist es, damit bis 2030 den Marktanteil in China wieder auf 15 Prozent er erhöhen, was einem jährlichen Absatz von etwa vier Millionen Fahrzeugen entsprechen würde.

VW ID.ERA 
Batterieelektrisch kommt der Kompakt-SUV etwa 300 Kilometer weit. Anschließend springt ein benzingetriebener Generator an, um Fahrstrom für weitere 700 Kilometer zu produzieren. Das Antriebskonzept efreut sich in China wachsender Beliebtheit. Fotos: VW
VW ID.ERA
Batterieelektrisch kommt der SUV etwa 300 Kilometer weit. Anschließend springt ein benzingetriebener Generator an, um Fahrstrom für weitere 700 Kilometer zu produzieren. Das Antriebskonzept efreut sich in China wachsender Beliebtheit. Fotos: VW

Auf der Auto Shanghai hat Volkswagen nun drei neue Konzeptfahrzeuge vorgestellt, die den Aufbruch markieren sollen: den ID. AURA, den ID. EVO – und vor allem den ID. ERA, ein Full-Size-SUV mit innovativem Range-Extender-Antrieb.

ID. ERA mit Range Extender für über 1000 Kilometer Reichweite

Der von SAIC Volkswagen entwickelte ID. ERA ist das erste VW-Modell mit einem Reichweitenverlängerer – ein kraftstoffbetriebener Generator, der die Batterie unterwegs auflädt. Im reinen Batteriemodus kommt das SUV 300 Kilometer weit, mit Range Extender steigt die Gesamtreichweite auf über 1000 Kilometer. Damit zielt VW auf Kunden, die bei langen Strecken weiterhin auf maximale Flexibilität setzen – ein wichtiges Argument im riesigen Land mit begrenzter Ladeinfrastruktur.

VW ID.EVO 
Der Kompakt-SUV ist das erste Elektroauto der Marke mit 800-Volt-Architektur. Zudem verfügt der Stromer über eine besondere leistungsfähige Elektronik-Architektur, die schnelle Software-Updates "over the air", also per Funk, ermöglicht.
VW ID.EVO
Der Kompakt-SUV ist das erste Elektroauto der Marke mit 800-Volt-Architektur. Zudem verfügt der Stromer über eine besondere leistungsfähige Elektronik-Architektur, die schnelle Software-Updates „over the air“, also per Funk, ermöglicht.

„Wir haben mit unserem neuen Entwicklungszentrum in Hefei China-Speed aufgenommen. Unser Ziel sind höchstens 34 Monate Entwicklungszeit“, betont Thomas Ulbrich, CEO des Volkswagen China Technology Center. Mit Partnern wie SAIC, FAW und Volkswagen Anhui sollen passgenaue Fahrzeuge für den chinesischen Markt entstehen.

Drei Autos, drei Zielgruppen – aber alle „Made for China“

Neben dem ID. ERA zeigen die Wolfsburger auch den ID. EVO, ein vollelektrisches Lifestyle-SUV für die jüngere Generation – ausgestattet mit 800-Volt-Technik und zonaler Elektronikarchitektur für schnelle Over-the-Air-Updates. Entwickelt wurde das Fahrzeug von Volkswagen Anhui, einem Gemeinschaftsunternehmen mit Fokus auf digitale Services.

VW ID.AURA 
Die Stufenhecklimousine für Kunden in China ist im Unterschied zu dem hierzulande angebotenen ID.7 für das hochautomatisierte Fahren vorbereitet. Ein KI-basierter humanoider Assistent ermöglicht die Steuerung von Fahrzeugfunktionen durch Sprachbefehle.
VW ID.AURA
Die Stufenhecklimousine für Kunden in China ist im Unterschied zu dem hierzulande angebotenen ID.7 für das hochautomatisierte Fahren vorbereitet. Ein KI-basierter humanoider Assistent ermöglicht die Steuerung von Fahrzeugfunktionen durch Sprachbefehle.

Das dritte seriennahe Modell, das VW in Shanghai präsentiert, ist der ID. AURA, ein aerodynamisch gestaltetes Stufenheck auf der neuen „Compact Main Platform“ (CMP), entwickelt von FAW-Volkswagen. Er richtet sich an preissensible Kundinnen und Kunden im A-Segment – mit KI-gestützter Assistenz und Smartphone-ähnlicher Benutzeroberfläche in der Mittelkonsole will es vor allem in punkto Digitalisierung Akzente setzen.

VW will schnell zurück an die Spitze

„Wir haben alle Voraussetzungen geschaffen, um der führende internationale Autohersteller in China zu bleiben“, sagt Markenchef Thomas Schäfer. Ob das gelingt, wird sich zeigen: Der Druck ist enorm, das Feld ist enger geworden, und chinesische Kunden verlangen zunehmend lokal entwickelte, digital durchdachte und technologisch führende Fahrzeuge.

Doch die neue Strategie „In China, für China“ könnte der Wendepunkt sein – wenn VW es schafft, die Studienfahrzeuge zügig in Serienreife zu bringen und dabei den Draht zu den Bedürfnissen chinesischer Kundinnen und Kunden nicht zu verlieren.

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