Seit Ende 2020 war der e-Up! aus dem Car-Konfigurator von Volkswagen verschwunden. Doch nun nimmt Volkswagen die Produktion des 3,60 Meter kleinen Elektro-Flitzers in der slowakischen Hauptstadt wieder auf. Wie der VW-Vertrieb seinen Händlern Ende vergangener Woche mitteilte, kann der e-Up! in der Topversion Style Plus ab dieser Woche (21. Februar) wieder bestellt werden. Zum Basispreis von 26.895 Euro und inklusive CCS-Schnellladeanschluss, Ladekabel, 15 Zoll großen Leichtmetallrädern, Multifunktionslenkrad sowie mit einer Dachlackierung in Schwarz. An Bord ist zudem der „große“ Akku mit einer Netto-Kapazität von 32,2 kWh für eine Reichweite von 260 Kilometern nach der gesetzlichen Verbrauchsnorm WLTP.

Das Comeback des e-Up! kommt vielen VW-Händlern sehr gelegen. Denn der kleine Stromer verkaufte sich bis zum Bestell-Stopp im Dezember 202 aufgrund des günstigen Netto-Preises von deutlich unter 20.000 Euro nach Abzug von Umweltbonus und Innovationsprämie glänzend: Noch im November rangierte der e-Up! in der deutschen Zulassungsstatistik vor dem ID.3. VW Händler Wolf Warncke aus Tarmstedt bei Bremen, der sich auf Elektroautos spezialisiert hat, rechnet nun wieder mit einer starken Nachfrage nach dem Modell. Vorsorglich hat er eine „Interessenten-Liste“ eröffnet, auf der sich Interessenten vormerken lassen können.

Offen ist allerdings, wie viele Exemplare des e-Up nun im VW-Werk Bratislava produziert werden sollen. Bei Anfragen von VW-Händlern in der Zentrale war angeblich zunächst nur von 9000 Exemplaren die Rede. Der Handel ist jedoch überzeugt, deutlich höhere Stückzahlen des Modells verkaufen zu können. In Wolfsburg will man sich deshalb derzeit auch nicht auf eine Limitierung festlegen: „Wir schauen uns erst einmal die Nachfrage an“, erklärte dazu ein Sprecher des Unternehmens. Auch könne das Unternehmen noch nicht absehen, wie sich die weiter anhaltende Chipkrise auf die Produktion in der Slowakei auswirkt. n

Jahresproduktion des ID.3 ist bereits verkauft

Unter dem gleichen Problem wie der Elektro-Zwerg leidet aktuell auch der in der Kompaktklasse angesiedelte VW ID.3: Viele VW-Händler haben derzeit große Schwierigkeiten, die Nachfrage nach dem ID.3 zu befriedigen, wie auch Warncke bestätigte. Für den preisgünstigsten ID.3 „Pure“ mit dem „kleinen“ 45 kWh-Akku hatte VW vor dem Hintergrund des Chipmangels bereits einen Bestell-Stopp verhängt – die Halbleiter sollen Fahrzeugen zugute kommen, die eine höhere Marge bieten. Aber auch für die übrigen Varianten gibt es inzwischen Lieferzeiten von wenigstens neun Monaten bis zu über einem Jahr. Eine große Handelskette im Rhein-Main-Gebiet nimmt deshalb für das Elektroautos bereits keine Bestellungen mehr entgegen. Denn die für das laufende Jahr geplante Produktion ist bereits komplett verkauft, wie EDISON erfuhr.

Und für das Modelljahr 2023 ist in zwei Stufen ein umfangreiches Facelift für den ID.3 geplant. Im Herbst gibt es nach Kundenbeschwerden unter anderem über die Qualität der verbauten Materialien zunächst eine Aufwertung des Innenraums, wenige Monate später auch noch Modifikationen an der Außenhaut, um das Auto insgesamt gefälliger erscheinen zu lassen.

ID.3 Produktion
Endkontrolle eines VW ID3. im Werk Zwickau
Die Jahresproduktion des Elektroautos für 2022 ist bereits ausverkauft. Und im Herbst steht ein größeres Facelift an. Foto: VW

Eine Rolle spielt für den Handel aber auch die Bundespolitik: Aktuell ist nicht abzusehen, wie lange und in welcher Höhe die Bundesregierung die Anschaffung von Elektroautos noch mit Umweltbonus und Innovationsprämie in bisheriger Höhe fördern wird.

Wie lange wird Umweltbonus noch gezahlt?

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte die Innovationsprämie Mitte Dezember zwar bis Ende 2022 verlängert, für die Zeit danach aber eine Neuausrichtung der Förderung auf den Klimaschutz angekündigt. Treffen könnte die geplante Reform nicht nur die Plug-in-Hybride, die möglicherweise ganz aus der Förderung fallen. Aber auch bei Batterieautos, heißt es in Berlin, könnten sich Änderungen ergeben. In Form einer Absenkung der Förderprämien insgesamt oder auch durch Einführung einer Preisobergrenze, bis zu der die Anschaffung eines Elektroautos unterstützt wird. In den Niederlanden liegt die derzeit bei 45.000 Euro – der ID.3 kann da je nach Konfiguration schon rausfallen.

Wegen der unsicheren Perspektiven und ungeklärten Fragen raten VW-Händler Kaufinteressenten bereits, die Bestellungen von Plug-in-Hybriden und Elektroautos nach Möglichkeit vorzuziehen, damit die Fahrzeuge noch spätestens im Dezember dieses Jahres zugelassen werden. Vorausgesetzt natürlich, die Wunschautos sind überhaupt noch verfügbar: Schon jetzt betragen die Lieferzeiten – auch aufgrund der Chip-Krise – zum Teil mehr als ein Jahr.

Im Werk Zwickau ist Kammlinie fast erreicht

Im Werk Zwickau, wo der ID.3 (zusammen mit anderen Elektroautos auf der Basis des Modularen Elektro-Baukastens) gefertigt wird, liegt die aktuelle Tagesproduktion bei 1200 Autos. Die so genannte Kammlinie (bei der eine 100prozentige Auslastung der Produktion erreicht ist) soll im Laufe des Jahres zwar noch auf 1400 Einheiten angehoben werden. Aber mehr gibt das Werk dann auch nicht mehr her. Und in Wolfsburg werden die ersten Fahrzeuge des Typs erst im Herbst kommenden Jahres montiert werden können.

Deshalb könnte möglicherweise auch schon bald ein Annahmestopp für Bestellungen des ID.4 verhängt werden, schwant dem VW-Händler im Gespräch mit EDISON: „Die offiziellen Lieferzeiten reichen bei dem Modell jetzt schon bis September. Und unsere Bestellungen wurden vom Werk auch noch nicht bestätigt.“

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2 Kommentare

  1. Balazs Biro

    „Für den preisgünstigsten ID.3 Pro mit dem „kleinen“ 58 kWh-Akku hatte VW vor dem Hintergrund des Chipmangels bereits einen Bestellstopp verhängt“ – Ich glaube Ihr meint ID.3 Pure (45 kWh). Den Pro 58 ist immer noch verfügbar.

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    • Franz W. Rother

      Stimmt. Wird korrigiert

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