CMB.Tech, Spezialist für Wasserstoff-Lösungen für Industrie und Schiffbau im Logistikkonzern CMB (Compagnie Maritime Belge) hat in Antwerpen den Prototypen einer Zugmaschine für den Straßengüterfernverkehr vorgestellt, der sowohl mit Diesel wie mit Wasserstoff betrieben werden. Der so genannte Dual-Fuel-Diesel basiert auf einem Ford F-Max, der in der Türkei von Ford Otosan produziert wird. Das Fahrzeug erhielt zusätzliche Wasserstoff-Tanks sowie ein spezielles Einspritzsystem. Dieses erlaubt es, während des Betriebs zwischen beiden Kraftstoffen zu wechseln – je nachdem, welcher Tank sich zuerst leert.
Bei der Entwicklung der Technologie arbeitete CMT.Tech mit dem US-Motorenhersteller Cummins zusammen. Getauft wurde der Lkw auf den Namen Lenoir – in Erinnerung an den Erfinder und Geschäftsmann Étienne Lenoir, der 1860 den ersten wasserstoffbetriebenen Verbrennungsmotor entwickelt hatte.
Für Roy Campe, den Entwicklungschef von CMB.TECH ist der Lenoir-Lkw der „Kickstart für die Emissionsreduzierung im Logistiksektor.“ Die Technologie ermögliche es, die Umweltbelastungen durch den Straßengüterverkehr kurzfristig, einfach und kostengünstig zu reduzieren: Die Technologie sei nach zehnjähriger Entwicklungszeit ausgereift und bereits in rund 100 Fahrzeugen erprobt worden – von ganz unterschiedlichen Lkw-Herstellern. Campe: „Die Lenoir-Technologie kann in jedem beliebigen Lkw zum Einsatz kommen.“ Der Vorteil: Findet der Fahrer entlang seiner Strecke keine Wasserstoff-Tankstelle, braucht er keine Reichweitenangst zu haben – er fährt dann einfach mit Dieselkraftstoff weiter.
Die Tankstellen sind derzeit der größte Flaschenhals: Europaweit sind derzeit gerade mal 118 Stationen in Betrieb, an denen gasförmiger Wasserstoff mit 700 bar Druck in den Tank gepumpt werden kann. 91 davon stehen in Deutschland. Daimler Truck und Shell haben sich deshalb kürzlich entschlossen, das Thema in die eigenen Hände zu nehmen und entlang der Fernstraßen zwischen Rotterdam, Köln und Hamburg bis zum Jahr 2030 in Eigenregie 150 Stationen zu errichten.
Wasserstoff wird an Ort und Stelle mit Windkraft erzeugt
Auch das belgische Unternehmen CMB.Tech will dazu seinen Beitrag leisten: Im Hafen von Antwerpen eröffnete das Unternehmen die erste Tankstelle, an der sowohl Lastzüge und Busse, als auch Personenwagen – und Schiffe Wasserstoff tanken, aber auch über eine Schnellladestation Grünstrom für ihre Akkus beziehen können. Dafür wurde an Ort und Stelle ein Elektrolyseur mit 1,2 Megawatt Leistung installiert, der mithilfe von Windrädern in der Umgebung 435 Kilo Wasserstoff am Tag produzieren und in einen Pufferspeicher pressen kann.
Den Standort am Hafen hat CMB.TECH bewusst gewählt, um sowohl Kunden aus der Logistikbranche als auch private Fahrer von Brennstoffzellen- und Batterieauto bedienen zu können. Unmittelbar neben der Tankstelle befinden sich zwei Docks, über die der ökologisch erzeugte Wasserstoff zu Trailern gepumpt werden kann – um es zu anderen Tankstellen zu bringen oder zu den Anlegestellen von Wasserstoff betriebenen Booten.