Foto: Nissan

Es kommt nicht alle Tage vor, dass die Staatsanwaltschaft direkten Einfluss auf die Produktpolitik eines Unternehmens hat. In Japan ist aber genau das geschehen: Kurz nachdem die japanischen Staatsanwälte im November Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn in Untersuchungshaft nahmen, sagte der Autobauer eine internationale Präsentation, die parallel in Yokohama und Amsterdam hätte stattfinden sollen, einfach ab. Bei dieser Veranstaltung hätte wohl eine neue Variante des Nissan Leaf vorgestellt werden sollen, mit größerem Akku (60 statt 40 kWh) und schnellerem Ladestandard. Die Posse um den Ober-Chef hätte aber wohl die Berichterstattung dominiert und die eigentliche Premiere wäre medial nicht so beachtet worden, wie sich die Nissan-Verantwortlichen das gewünscht hätten. RobinTV hat dennoch einige News zu dem neuen Nissan:

Nach all dem, was in den vergangenen Wochen durchgesickert ist, macht der Leaf tatsächlich einen Sprung nach vorne. Über eine Version mit 60 kWh großem Akku wurde bereits seit der Premiere des Leaf II im vor über einem Jahr spekuliert. Bislang sortiert sich der kompakte Japaner bei der Batteriegröße zwischen einem VW e-Golf (36 kWh) und einem BMW i3 120 Ah (42 kWh) ein. Mit dem neuen Akku würde er in die Größenordnung eines Hyundai Kona springen, der bis zu 64 kWh Stromspeicher bietet.

Wie das Portal „Electrive“ berichtet, soll der Leaf e-Plus aber weiterhin am japanischen Gleichstrom-Ladestandard Chademo festhalten. Zwar soll die Ladeleistung über die bisher verfügbaren 50 kW steigen, in Europa bleibt Chademo dennoch ein Nachteil. Hierzulande setzt sich mehr und mehr der CCS-Standard mit dem Combo2-Stecker durch. Selbst Tesla gibt in Europa seinen eigenen Ladestandard auf und bringt das Model 3 mit CCS nach Europa. In diesem Zug werden auch die Tesla Supercharger mit einem CCS-Kabel nachgerüstet. Während davon alle Elektroautos mit CCS-Standard profitieren (neben den Europäern betrifft das auch Hyundai und Kia), bleibt der Leaf-Fahrer auch künftig von Chademo-Säulen abhängig.

Der größte Kritikpunkt ist aber nicht der Ladeanschluss, sondern die neue Batterie selbst. Denn wie Electrive aus Händlerkreisen erfahren haben will, kommt auch der größere Akku ohne Flüssigkeitskühlung. Das überrascht in zweierlei Hinsicht: Denn schon der 40-kWh-Akku hatte seine Probleme, bei einer Langestreckenfahrt mehrere Schnellladungen hintereinander zu verkraften. Er wurde zu heiß, konnte während der Fahrt nicht ausreichen abkühlen und regelte bei der zweiten Ladung die Leistung extrem herunter. Dieses Problem droht nun wohl erneut. Dazu kommt das zweite Fragezeichen: Wie soll die Batterie ohne echte Kühlung überhaupt noch höhere Ladeleistungen verkraften?

Die Antworten ist Nissan – auf wegen des abgesagten Events – bislang schuldig geblieben. Die Premiere des Leaf e-Plus soll jetzt Anfang Januar auf der CES in Las Vegas nachgeholt werden. Da steht er zwar womöglich medial auch im Schatten der anderen Messepremieren. Dennoch wird es dann hoffentlich einige Antworten geben. Wir und RobinTV halten euch auf dem Laufenden!

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