Peter Lohmeyer kennen wir als griesgrämigen Kommissar und als Kriegsheimkehrer. In Salzburg spielte er kürzlich wieder den Tod im „Jedermann“. Auch privat kommt er als Grübler und Mahner daher. Als Mensch, der sich um das Klima sorgt und auf Veränderungen drängt, aber
auch selbst mit gutem Beispiel voran geht.

Hallo Peter, du hast bei den Salzburger Festspielen im „Jedermann“ mitgewirkt, in Hugo von Hofmannsthal Schauspiel vom Sterben des reichen Mannes. Gott ruft dort zu Gericht über das Leben eines Kaufmanns, für den der persönliche Wohlstands wichtiger ist als der Zusammenhalt in einer Gesellschaft. In Corona-Zeiten wirkt das beklemmend aktuell. Siehst du das auch so?
Einen aktuellen Bezug hatte das Stück auch schon vor Corona. Gerade unter sozialen Aspekten. Auch in Salzburg regiert das Geld und das nicht erst seit gestern. Salzburg war schon immer eine reiche Stadt. Der Zwiespalt zwischen wirtschaftlichem Wohlstand und sozialem Verhalten tritt nun nur noch deutlicher hervor. Was hat einen höheren Wert, fragen sich nun viele: Gesundheit oder persönlicher Wohlstand? Und: Was lohnt sich, für die Zukunft zu erhalten? Unseren Wohnstand oder den sozialen Frieden?

Die Gesellschaft steht noch in einem anderen Punkt am Scheideweg: Wie können wir unser Leben in Zeiten des Klimawandels neu ausrichten?
Das ist so. Während des Lockdowns haben viele Menschen das Fahrrad neu entdeckt, auch das Auto stehen gelassen, weil Reisen nicht möglich waren. Die Klimaveränderungen hatten viele Menschen lange verdrängt.
Ich wünschte mir, dass sich das jetzt ändert.

Den Weg der Veränderung gehst du ja schon eine ganze Weile: Du fährst Elektroauto.
Derzeit allerdings nur einen Teilzeitstromer. Mit einem E auf dem Kennzeichen.

Also einen Plug-in-Hybrid?
Nennt man das so? Spaß beiseite: Ich brauchte für den Weg nach Salzburg ein relativ großes Auto, um zwei Fahrräder zu transportieren. Die passten leider nur in ein Auto mit Hybridantrieb rein.

„Der reicht mir völlig“
Peter Lohmeyer vor seinem Opel Corsa-e, mit dem er in Kürze durch seinen Wohnort Hamburg flitzen wird. Foto: Jürgen Tap/Opel

Verrätst du uns, was das für ein Auto ist?
Ein Opel Grandland X Hybrid. Das Auto ist ganz frisch auf dem Markt. Opel stellt seine Modellpalette sukzessive um. Ab Herbst werde ich einen rein elektrischen Corsa-e fahren – mit mehr als 300 Kilometern Reichweite. Der reicht mir völlig. Nur halt nicht für eine Fahrt von Hamburg nach Salzburg mit zwei Fahrrädern.

Einen Plug-in muss man häufiger an der Steckdose laden. Wie sahen denn die Lademöglichkeiten in Salzburg und Umgebung aus?
Die Ladesäulen sind nicht so dicht gestreut wie in Hamburg. Aber was soll’s: Wenn ich keine Ladestation finde, nehme ich einfach eine normale Steckdose. Das mache ich auch ganz gerne mal.

Länger laden?
Ne, schauen, wo man Strom herbekommt. Wenn ich außerhalb der Stadt Strom brauche und in Not komme, klingele ich schon mal an irgendeiner Haustür.

Und da sagst du dann: Hallo, ich bin der Peter und bräuchte mal ein paar Kilowattstunden?
Jo. Und ich bin noch nie abgewiesen worden. Ich werde mir übrigens auch noch eine Schwalbe zulegen.

Den elektrischen Motorroller von Govecs?
Genau. Die bieten auch eine Variante, die bis zu 90 km/h schnell ist. Da freue ich mich total drauf. Meine Vespa mit Verbrennungsmotor habe ich dafür verschrottet.

„Nur wer sich auf den Weg macht, wird neues Land entdecken!“, soll Hugo von Hofmannsthal mal gesagt haben.
(Lacht) Da hatte er recht. Es ist Zeit, sich auf den Weg zu machen. In Deutschland, so mein Eindruck, ziehen es noch zu viele vor, im Sessel sitzen zu bleiben. Das gilt für die Digitalisierung wie für die Elektromobilität. Erst
als der Halbgott aus Kalifornien beschloss, in Brandenburg eine Fabrik zu bauen, sind sie aufgewacht. In meinem ersten Gespräch mit Opel habe ich danach gefragt, wie weit man in die Zukunft denkt.

Und was hat man dir erzählt?
Die Antwort war eindeutig: Bis 2024 werden alle Opel-Baureihen elektrifiziert sein. Man ist dabei, die Dinge zu verändern, einen neuen Weg einzuschlagen.

Das war dir schon wichtig?
Glaubwürdigkeit ist ein hohes Gut. Ebenso wie meine Authentizität auf der Bühne oder im Film. Ich will da nichts vorführen, was ich nicht bin. Das Bewusstsein für die Umwelt hat sich bei mir im Laufe der Jahre schon
geschärft. Und das will ich auch leben, so gut es geht. Das gleiche erwarte ich von meinen Partnern.

Du hast eine bewegte Automobilgeschichte. Ist das deine erste Begegnung mit einem Opel?
Nein, ich hatte vor Jahren mal einen Opel Zafira mit Erdgasmotor. Seinerzeit ein gutes Auto. Aber ich musste immer nach Erdgas-Tankstellen suchen. Das galt auch für mein erstes Auto – ein Fiat 500.

Der hatte einen Benziner unter der Haube. Da sollte es doch eigentlich kein Problem gegeben haben.
Schon: Der hatte einen solch kleinen Tank, da konnte man schon mal Reichweitenangst bekommen.

Gegen die Reichweitenangst im Elektroauto hattest du früher ein 20-Meter-Kabel im Kofferraum liegen.
Das habe ich immer noch. Es ist ein rotes Kabel, damit sie es alle sehen und keiner darüber stolpert. Ich werde mir jetzt allerdings ein neues zulegen müssen: Ich wohne jetzt im dritten Obergeschoss eines Mehrfamilien-hauses. Da reichen 20 Meter unter Umständen nicht mehr. Aber die Ladeinfrastruktur in Hamburg ist in den letzten Jahren auch deutlich besser geworden. So oft brauche ich es in Altona nicht mehr.

Was nicht für alle Städte gilt.
Richtig. Deshalb tut man gut daran, sich auf Reisen vorzubereiten. Das macht bei mir einen Teil des Spaßes an einem Elektroauto aus: Man setzt sich nicht einfach rein und fährt mit Vollgas zum Ziel durch. Man fragt sich zunächst: Wie komme ich am besten von A nach B? Zudem fährt man mit einem Elektroauto langsamer durch die Umwelt, die man bewahren will. Es sorgt für eine bewusste Bewegung – und wenn es nur der Weg von einer
öffentlichen Ladesäule bis zur Haustüre ist.

E steht also bei dir nicht nur für Elektro, sondern auch für Entschleunigung?
Absolut. Die Geschwindigkeit, mit der wir leben, hat sich gegenüber früher vervielfacht. Da kann es ganz gut sein, auf dem Weg von Hamburg nach Berlin einen kleinen Ladestopp einzulegen – wenn man partout mit dem
Auto fahren will. Man könnte auch die Bahn nehmen.

Diese Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Mobilitätskonzepten ist bei dir stark ausgeprägt. Glaubst du, dass das Beispiel Schule macht?
Durchaus, vor allem in der jungen Generation. Die nutzen intensiv Sharing-Angebote, besitzen oft kein eigenes Auto mehr.

„Ein schöner Fall, ganz sonnenklar – und in der Suppe doch ein Haar“, heißt es im „Jedermann“ …
… Du hast dich ja gut vorbereitet.

Danke. Was müsste sich noch verbessern?
Ein ganzes Haarbüschel sehe ich in der Suppe schwimmen bei der Frage, wo die Batterie für das Elektroauto herkommt. Wie wird sie hergestellt, woher stammen die Rohstoffe, wie werden sie gewonnen? Diese Fragen
sollten intensiver diskutiert werden. Das würde mir und sicher vielen anderen Menschen ein besseres Gefühl geben und einen emotionaleren Zugang zum Elektroauto.

Opel muss also mit unbequemen Fragen von dir zur Lieferkette beim Corsa-e rechnen?
Bei mir muss man immer mit unbequemen Fragen rechnen. Aber Opel ist gut aufgestellt. Es gibt etablierte Recycling-Prozesse und Second-Life-Batterieprojekte.

Welche Fragen hättest du sonst noch so auf dem Herzen – an Opel oder vielleicht auch andere Autohersteller?
Ich frage mich auch, ob es keine Möglichkeiten gibt, Autos mit Verbrennungsmotor in Elektromobile umzubauen, damit nicht so viele verschrottet werden müssen.

Die Möglichkeiten gibt es schon. Nur der Aufwand ist sehr groß. Es fehlen beispielsweise oft Möglichkeiten, nachträglich moderne Hochleistungs-Batterien in ein altes Auto einzubauen.
Ja klar. Aber mit meinem Fiat 500 bin ich ja auch nicht weit gefahren. Und in meine Renault Floride, die ich früher besaß, hätte schon noch eine Batterie in den Kofferraum gepasst.

Und welchen Wunsch hättest du sonst noch?
Ich fände es gut, wenn jeder bei der Anschaffung eines neuen Autos erst einmal an ein Elektroauto denken würde. In meinem Bekanntenkreis hat sich die Technik noch nicht so richtig durchgesetzt. Da ist noch eine Menge
zu tun. Auch sollte man deutlich machen, dass Elektro noch nicht das Ultimative ist. Wir sollten schauen, dass wir den Wasserstoffantrieb voranbringen, aber auch den Individualverkehr in der Stadt einschränken und den Schienenverkehr ausbauen. Das gehört alles zusammen. Ebenso wie der Fahrradverkehr. Ach ja: Und noch einen Wunsch hätte ich.

Das ist dann aber der Letzte. Welcher wäre es?
Dass die Höchstgeschwindigkeit auf unseren Autobahnen endlich begrenzt wird.

Oh je, das wird sie doch schon vielfach.
Aber nicht überall. Mit Elektroautos fährt man idealerweise nicht schneller als mit Tempo 100, weil sonst der Stromverbrauch zu hoch wird. Das geht heute aber schlecht, weil man bei der Geschwindigkeit nicht nur von Sportwagenfahrern, sondern auch von manchen Lastwagen getrieben wird.

Du plädierst also für ein generelles Tempolimit von 130 km/h auf der Autobahn, damit du ganz entspannt stromern kannst?
Ich wäre eher für Tempo 120 – die anderen würden ja dann ohnehin 130 fahren.

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