Volkswagen hat seinen ID.Buzz und hatte sein Studienfahrzeug „Sedric“, das vor drei Jahren einen Ausblick auf die Ära des vollautonomen Fahrens auf Stufe fünf gab – und nun im Museum zu Bestaunen ist. Irgendwo zwischen Buzz und Sedric ordnet sich wohl das neuen Studienfahrzeug MINI Vision Urbanaut ein, das die BMW Group jetzt präsentiert hat: Ein vollelektrischer Kleinwagen mit Schiebetür und einem wandelbarem Innenraum, der bei Bedarf vollautomatisiert zu einem Ziel am anderen Ende der Großstadt rollt.

Lenkrad und Pedalerie sind dann eingezogen, so dass der zum Passagier mutierte Fahrer seine Füße ausstrecken und zu atmosphärischen Klängen aus der Natur seinen Gedanken nachgehen kann. Ist der „Urbanaut“ am Ziel angekommen, kann er auf Knopfdruck in eine Art Wohnmobil umgewandelt werden. Mit „Tagesbett“ (Daybed“) im abgedunkelten Fond, abgesenktem Armaturenträger und nach oben geschwenkter Frontscheibe („Street Balcony“) und einem Tisch, der aus der Seitenwand herauswächst und den Insassen einen lauschigen Versammlungsplatz anbietet („Cosy Corner“). Was sich Kreative so in ihrer Freizeit ausdenken.

Wohnmobil mit Tagesbett und Kuschelecke
Die MINI-Designer sehen das Auto der Zukunft in ihrer Vision eher als rollendes Haus denn als Fahrzeug. Folgerichtig gibt es auch nur eine Schiebetür als Eingang. Foto: MINI

„Das Auto“, formuliert es MINI-Chefdesigner Oliver Heilmer, „wird zum Rückzugsraum, dient der Entspannung und auch dem konzentrierten Arbeiten unterwegs“ – nicht nur in Corona-Zeiten. Fahren muss es dazu nicht einmal zwingend. Jedenfalls nicht im Zustand „Chill“. Gefahren wird in der MINI-Welt der Zukunft mit dem Auto offenbar eher selten und wann, dann nur im Zustand „Wanderlust“. Dazu werden per Fingerdruck auf ein MINI-Logo das mit Kork belegte Lenkrad sowie die gummierte Pedalerie ausgefahren. Gleichzeitig wechseln Schweinwerfer und Rückleuchten in den Fahrmodus. Die Botschaft: Vorsicht – hier lenkt ein Mensch.

Virtuelle Reiseandenken in der Vitrine

Aber um das Fahren ging es den MINI-Designern eher weniger, sondern mehr um Fahrerlebnisse, die man im Zeitalter der Digitalisierung – und wahrscheinlich vollständigen Regulierung des Verkehrs – noch haben kann. Die sind eher virtuell denn analog und darauf angelegt, Erinnerungen an die gute alte Zeit zu wecken, in der man noch selbst schaltete und waltete, um die Welt mit dem Auto zu erkunden.

So haben die Designer die C-Säule auf der Fahrerseite für digitale Reiseandenken reserviert, die dort „wie in einer Vitrine hinter Glas“ als Sammlerstücke präsentiert werden – „ähnlich wie früher die Aufkleber auf Wohnmobilen oder die Embleme auf Wanderstöcken“.

Soll man sich darauf freuen? Wohl eher nicht. Trösten können wir uns damit, dass es nur eine „Vision“ ist: Die meisten davon entpuppen sich später als Luftschlösser – und landen im Museum.

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